Anruf bei... Thomas Schuch vom Dresdner FriedrichstaTT Palast
Bei Augusto-Sachsen.de geben Veranstalter und Gastronomen Auskunft über ihre Sorgen und Hoffnungen, Probleme und Wünsche in Zeiten der Corona-Krise.
Die Corona-Krise trifft Veranstalter und Gastronomen besonders hart. Auf augusto-sachsen.de beantworten sie unsere Fragen zu den Auswirkungen, die die derzeitige Lage auf ihren Betrieb und ihren Alltag hat. Am Samstag, 21. März 2020: Thomas Schuch, Gesicht und Geschäftsführer des Dresdner Friedrichstattpalasts.
Wie geht es Ihnen heute am dritten Tag des absoluten Veranstaltungsverbots?
Natürlich geht es mir nicht gerade fantastisch, da ich das, wovon ich lebe, nicht mehr tun kann.
Was werden Sie heute tun?
Weiter das machen, was schon in den letzten Tagen an der Reihe war. Maßnahmen ergreifen, um die laufenden Kosten fürs Theater zu senken, was natürlich schwierig ist am Wochenende. Das heißt, mein Tag ist zur Zeit angefüllt mit Anträge ausfüllen, um die Mitarbeiter in Kurzarbeit zu bringen, was an sich nicht die große Freude bereitet, um dann auf Antwort von der Agentur zu warten, welche wegen Überlastung natürlich nicht kommt. Des weiteren, ganz wichtig - zusammentragen, was jetzt an Hilfsversprechen kommt, um dann die entsprechenden Anträge einzuholen, beim Vermieter um Stundung der Miete betteln, Petitionen unterschreiben oder mit initiieren, und - ganz wichtig - ohne Theater und Publikum weiter Theater machen, aber dazu unten mehr…
Und was hätten Sie heute normalerweise getan?
Mit Jörg Lehmann gemeinsam unser wirklich sehr witziges Stück „Nachsitzen“ gespielt.
Gibt es schon einen Plan, wie Sie die unerwartete freie Zeit nutzen?
Ein Konzept entwickeln, und während wir das tun, haben wir schon damit begonnen es umzusetzen: Wir bieten „Coronagerechtes Theater“! Über unsere Webseite posten wir jeden Tag neue Filme von Szenen, die wir spielen ohne einander zu begegnen. Zu dem Zwecke, dass unsere lieben Zuschauer und Fans Kultur bekommen, bevor sie zu Hause während der Ausgangssperre den Rappel kriegen. Wenn die SZ uns dabei hilft, diese Information zu verbreiten, damit möglichst viele Menschen unsere Seite besuchen, wäre das fantastisch….
Lässt sich der zu befürchtende finanzielle Verlust irgendwie ausgleichen?
Es gibt ermutigende Ankündigungen, aber was davon in der Realität bleibt, werden wir sehen. Aus Flutzeiten haben wir einige Erfahrungen. Es ist auch so, dass natürlich auch mein ganz privates Einkommen ausschließlich am Theater hängt und für mich persönlich ist in diesem Moment auch erst einmal Schluss.
Was macht Ihnen Hoffnung?
Ursachen und Ausmaß der Pandemie sind schwer zu fassen und wir müssen an jedem neuen Tag feststellen: Gestern hatten wir noch keine Ahnung davon, was heute kommt. Als ich während der Flut 2002 nachts im Theater räumte, konnte ich mir einfach nicht vorstellen, dass das Wasser noch weiter steigt, jedoch nach jeder weiteren Minute wurde ich eines „Besseren“ belehrt. Und irgendwie hat man keine andere Wahl, als aus dem, was gerade geschieht, das Beste zu machen. Und genau das ist auch jetzt meine Hoffnung.
Können Sie schon generelle Lehren aus dieser Erfahrung ziehen?
Leider nein. Außer, dass man über Einiges, was ringsherum stattfindet, nur noch den Kopf auf die Tischplatte fallen lassen kann. Das aber ist wieder neues Material für die Satire...
Gespräch: Frank Treue
Hier geht´s zur Webseite mit "Coronagerechtem Theater"