„Von großem Optimismus bis mittlerer Verzweiflung ist alles dabei“

Für Heike Jack vom Dresdner Comedy & Theaterclub ist das Berufsleben derzeit eine Achterbahn. Betreiber, Künstler und Publikum hoffen und bangen, dass der Spielbetrieb endlich wieder startet. Eine Bestandsaufnahme.

Von Tom Vörös
Heike Jack bleibt zuversichtlich, was die Zukunft des Dresdner Comedy und Theaterclubs angeht.
Heike Jack bleibt zuversichtlich, was die Zukunft des Dresdner Comedy und Theaterclubs angeht. © Alexander Leikauf / PR

Heike Jack ist künstlerische Leiterin des Dresdner Comedy & Theaterclubs im Kügelgenhaus und Inhaberin der „Agentur Kulturperlen Dresden“. Geboren, aufgewachsen, gelernt und studiert in Dresden, widmet sie ihr Berufsleben leidenschaftlich der Kulturarbeit in den Bereichen Theater und Comedy. Im Interview erzählt sie von Nöten, von Corona betroffenen Künstlern und neuen Ideen für die Zeit ab Ostern.

Klatschen, lachen, feiern: Der Dresdner Comedy & Theaterclub in Bestform.
Klatschen, lachen, feiern: Der Dresdner Comedy & Theaterclub in Bestform. © PR

Frau Jack, worüber können Sie dieser Tage noch lachen?

Das ist tatsächlich nicht so einfach, ich freue mich über Kinderlachen im benachbarten Kindergarten oder über besonders freundliche Verkäuferinnen im Supermarkt. Gegen eine gute Anekdote oder einen Witz habe ich auch nichts.

Lohnt es sich zurzeit überhaupt, Spielpläne zu erstellen?

Das lohnt sich hoffentlich immer. Zwar musste ich Januar und Februar schon wieder komplett streichen, auch für den März sieht es nicht gut aus. Aber auf den April mit den Ostertagen hoffe ich schon sehr. Und ich weiß, dass unser Publikum auch „in den Startlöchern sitzt“ und mit Ungeduld auf die Aufnahme des Spielbetriebes wartet.
 
Wie könnten die ersten Gehversuche 2021 aussehen, wenn es denn jetzt schon Lockerungen gäbe?

Wir hatten nach dem ersten Lockdown letztes Jahr ein Hygienekonzept erstellt, dem wir und unser Publikum vertrauen und damit würden wir gern so bald als möglich wieder starten. Dies beinhaltet u.a. neben einer deutlich reduzierten Platzanzahl auch entsprechende Desinfektionsmaßnahmen, ein „Einbahnstraßensystem“ im Theaterkeller und das Tragen der Maske.
 
Was ist in diesem speziellen Winter in einem kleinen Theater sonst noch so zu tun?

Die KünstlerInnen sind dabei, ihre Programme zu überarbeiten, Texte zu schreiben oder neue Programme einzustudieren. Ab und zu finden ganz vorsichtig Proben statt. Im Büro sortiere ich die Buchhaltung, es ist einiges aufzuräumen usw. Außerdem soll auch bei uns die Lüftungsanlage verbessert werden.
 
Wie sicher darf das Publikum momentan sein, dass Ihr Rampenlicht auch in den nächsten Jahren weiterleuchtet?

Was ist heutzutage schon sicher? Aber ja, wenn ich gesund bleibe, ist es mir eine Herzensangelegenheit, unser Publikum bald und noch lange mit Theater, Kabarett, Comedy zu erfreuen.
 
Darf man sich jetzt schon auf einen neuen Autokino-Sommer freuen?

Das Autokino-Theater war eine sehr schöne und vor allem spezielle Erfahrung. Wenn irgend möglich, würden wir aber schon den direkten Live-Kontakt zum Publikum vorziehen. Tatsächlich bin ich auf der Suche nach einer kleinen, vielleicht außergewöhnlichen Sommer-Open-Air-Bühne. Wenn dazu jemand eine Idee hat, sind wir offen für Vorschläge.
 
Gibt es noch andere, kreative Ideen?

Sicher sind unsere KünstlerInnen kreativ, die Ergebnisse haben aber die Schreibstübchen noch nicht verlassen. Was wir nur sehr vereinzelt, zeitlich begrenzt möchten, ist eine Verlegung von Vorstellungen in die virtuelle Welt. Gerade im Kleinkunstbereich bleibt das persönliche, individuelle Flair der Live-Bühne vorbehalten.
 
Wie gehen Sie persönlich mit der derzeitigen Situation um?

Das ist eine persönliche Frage. Mental geht es auf und ab. Von großem Optimismus und Hoffnung bis mittlerer Verzweiflung ist alles dabei. Mein Leben, das ist das Theater, das sind Menschen, Freunde, Reisen. Nichts davon kann ich momentan leben. Aber ich bin gesund. Und mir - wie uns allen hier – geht bei allen Einschränkungen ja noch sehr gut. Ich denke dabei an Menschen in Kriegsgebieten oder auf der Flucht, an die Kinder im Jemen, die verhungern müssen, ohne dass dies ein ansteckender Virus wäre. An diese müsste mehr gedacht werden. Und ich kann Ihnen verraten, dass von den syrischen Familien, die ich seit Jahren ehrenamtlich betreue, in der jetzigen Zeit kein Wort der Klage kommt. Lediglich mit dem für sie doppelt herausfordernden Homeschooling haben sie Schwierigkeiten.
 
Wie geht es Ihren Stammkünstlern?

Mit den meisten bin ich in regelmäßigem Kontakt. Matthias Machwerk hat im Dezember eine relativ schwere Corona-Erkrankung bewältigt. Inzwischen geht es ihm wieder gut. Er schreibt vor allem an seinem neuen Buch. Frau Andrea arbeitet an ihrem nächsten Programm, das eigentlich im März Premiere haben soll. Unser Silvester-Programm haben wir auf die Ostertage verlegt und freuen uns, „SILVOSTERN“ mit einer aktuellen Mini-Fassung von „Dinner for one“ zu feiern. Der „Ex-Pförtner vom Kanzleramt“ Lothar Bölck ist ebenfalls auf dem neuesten Stand der Dinge und arbeitet daran, als der beste inost- bzw. investigative Schnüffler die Bühne neu zu erobern.
 
Kleiner Blick in die Glaskugel: Wie stellen Sie sich momentan Ihre Situation am Ende des Jahres 2021 vor?

Wenn ich eine Glaskugel hätte … wünschen würde ich mir natürlich, dass die Menschen wieder ein bisschen mehr zusammenrücken dürften. Gemeinsam lachen, Musik hören, reisen. Mit etwas mehr Achtsamkeit und weniger Egoismus aller sollte das möglich sein.

www.comedytheaterclub-dresden.de

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