Im Rampenlicht

Die Augusto-Kolumne - diesmal zum berühmten Schriftsteller und Wahl-Dresdner Fjodor Michailowitsch Dostojewski.

Von Tom Vörös
Kolumnen-Autor Tom Vörös in Aktion.
Kolumnen-Autor Tom Vörös in Aktion. © DDV-Media

Lieber Dostojewski,

nachträglich alles Gute zum 200.! Ein paar hundertmal bin ich nun schon an Ihrer Statue am Dresdner Elbufer vorbeigefahren. Aber erst viel später wurde mir klar, warum Sie dort seit 2006 stehen. Rund zweieinhalb Jahre war Dresden Ihre Exil-Heimat. Hier entstanden Ihre Romane „Der ewige Gatte“ und „Die Dämonen“. In letzterem Werk nennen Sie Dresden einen „Schatz in einer Schnupftabakdose“. Aber in Ihren Briefen schrieben Sie auch von Ihrer Sehnsucht nach der russischen Heimat und dass Sie „noch einen Winter in qualvoller Öde in Dresden“ verbringen müssen.

Dann seien Sie, lieber Dostojewski, froh darüber, dass Sie nicht den letzten Winter hier verbracht haben und den kommenden Winter hier verbringen müssen. Die Stadt kann nichts dafür, nur droht der Kulturszene eben schon wieder eine winterliche Dürre. Und ein Erfolg aller Bemühungen um Normalität ist aktuell nicht abzusehen. Und doch könnten Sie, lieber Dostojewski, und Ihr Leidensweg als Künstler der hiesigen Szene Mut machen. Denn Ihre kreative Leidenschaft war offenbar so unbeschreiblich groß, dass Sie selbst noch als Mittvierziger bei Ihrem Verleger alles auf eine Karte setzten. Das unschlagbare Angebot lautete: Entweder Sie liefern in einer bestimmten Zeit ein neues Werk ab. Oder Sie verlieren alle Rechte an Ihren bisherigen oder sogar künftigen Werken.

Nun, was aus diesem äußerem Druck letztendlich geworden ist, findet man im Regal der Weltliteratur. In diesem Sinne, liebe Kulturmenschen, frohes Schaffen. Ohne Euch wäre es in unserer Welt gefühlt immer Winter.