Im Rampenlicht

Die Augusto-Kolumne - diesmal an Väterchen Frost.

Von Tom Vörös
Kolumnen-Autor Tom Vörös in Aktion.
Kolumnen-Autor Tom Vörös in Aktion. © DDV-Media

Liebes Väterchen Frost,

so erhaben, so mobil, so stolz fahren Sie durch den glitzernden Winterwald. In Ihrem Gesicht steht Verlässlichkeit, aber auch Fürsorge geschrieben. Wir haben Ihnen vertraut, auch dann, als es in Ihren Augen manchmal eisig aufblitzte.
Liebes Väterchen Frost, nun schauen Sie sich doch bitte mal an, was Sie mit Ihrem eisigen Zepter bislang erreicht haben. Anstatt an ehrfürchtig erstarrten Leuten vorbeizufahren, haben Sie die längst vergessene Loveparade wiederbelebt. Die Sonntagsbilder aus Berlin, die Massen in der Hauptstadt, sie erinnerten, von weitem gesehen, an die Bumm-Bumm-Bilder der wilden 90er-Jahre. An die bunten Wagenkolonnen, die Techno-Beats und in Spitzenzeiten bis zu 1,5 Millionen tanzenden Teilnehmern. Nur zum Tanzen war diesmal kaum jemandem zumute. Das Ende der Spaßgesellschaft wurde ja spätestens mit der tragischen Loveparade 2010 in Duisburg besiegelt. Danach war lange Zeit Schluss mit lustig. Und auch jetzt wird das Zwerchfell vieler nicht gerade ernsthaft belastet. Dabei können Humor oder jede noch so vermeintlich sinnfreie Feier-stunde friedliche Waffen gegen eingefrorene Gesichter sein.
Liebes Väterchen Frost, ich bitte Sie an dieser Stelle, respektvoll und völlig humorlos: Legen Sie Ihr Zepter nieder, mit dem Sie die uns vertraute Welt eingefrostet haben. Selbst der Winter war milde zu uns. Das Tauwetter setzt zumindest in Gedanken ein. Ja, man kann es fast tröpfeln hören. Und irgendwann sind wir wieder ernsthaft fähig, Tränen zu lachen.