Ein(-)Klang für Frieden

Dresdner Chöre singen am 28. Februar 2022 gemeinsam für Frieden in der Ukraine.

Von Marie-Luise Redlich
Der Neumarkt vor der Dresdner Frauenkirche ist heute ein Ort des Gedenkens für Frieden.
Über 100 Stimmen erheben sich vor der Frauenkirche als Zeichen der Solidarität. © Marie-Luise Redlich

Seit Tagen richtet die Welt ihren Blick auf das Geschehen in der Ukraine. Es ist ein Blick, der traurig, wütend und sprachlos macht.
Doch gerade in dieser entsetzten Sprachlosigkeit wird der Ruf nach Solidarität und Frieden immer lauter, Menschen erheben weltweit ihre Stimmen. Nachdem erst am vergangenen Sonntag Tausende Dresdner vor der Frauenkirche gegen das Kriegsgebaren Wladimir Putins demonstriert hatten, folgte bereits einen Tag später die nächste Friedensbekundung in Dresden. So versammelten sich am Abend des 28. Februar 2022 etwa 150 Mitglieder mehrerer Dresdner Chöre zum Singen auf dem Neumarkt. Unter der Leitung von Jurgita Česonytė ließen SängerInnen – von unter anderem der Dresdner Singakademie, dem Jungen Ensemble Dresden und dem Universitätschor – Friedenslieder erklingen. Die junge Dirigentin zeigte sich sehr gerührt und sprach allen Anwesenden ihre große Dankbarkeit für ihr Erscheinen aus. Nur 48 Stunden vorher war der spontane Aufruf an Dresdner Chöre ausgegangen, sich zum gemeinsamen Friedenssingen zu versammeln – ein Aufruf, dem überwältigend viele SängerInnen ohne Zögern folgten.
Eine Viertelstunde lang erschallt vielstimmig „Verleih uns Frieden“ in Sätzen verschiedener Komponisten wie Heinrich Schütz und Felix Mendelssohn Bartholdy über den Neumarkt. Abschließend erklingt, irgendwo aus der großen Menschenmenge, leise der Kanon „Dona nobis pacem“ (lat. Gib uns Frieden). Wie auf ein unsichtbares Zeichen stimmen alle Versammelten mit ein – es ist ein bewegender Moment, die Verbundenheit und Anteilnahme der SängerInnen sind spürbar.
Besonders groß ist die Betroffenheit bei allen, die persönliche Erfahrungen mit der Ukraine verbinden. Unter anderem hatten zahlreiche Mitglieder des Jungen Ensemble Dresden die Ukraine erst vor wenigen Jahren auf einer Konzertreise besucht und Partnerchöre kennengelernt. In einem Facebook-Post des Chores heißt es: „Wir sind fassungslos. 2017 führte uns unsere Konzertreise in die Ukraine. […] Jetzt ist Krieg im ganzen Land. Es macht uns traurig ein Land im Krieg zu wissen, das wir gefühlt erst vor so kurzer Zeit besucht haben. Und dass so viele Menschen, die wir dort kennengelernt und mit denen wir uns befreundet haben, in Not sind. Ihnen gilt unser Mitgefühl.“ Die besondere Perspektive: Nur zwei Jahre später hatte man auch Russland bereist: „Gleichzeitig hatten wir wunderbare Begegnungen mit unseren Partnerchören und erfuhren große Gastfreundschaft. Es ist schwer zu begreifen, dass aus diesem Land so eine Aggression gegen sein Nachbarland ausgeht. Wir sind uns sicher, dass die allermeisten Menschen keinen Krieg wollen. Wie wir würden sie viel lieber reisen, Menschen kennenlernen und gemeinsam singen.“ Quelle: https://www.facebook.com/JungesEnsembleDresden/ [01.03.2022] 

Weitere Informationen und Interviews mit Dresdner Chören gibt es auf der Homepage hier.