Restaurant Aljonuschka - russische Spezialitäten in Dresden

Seit neun Jahren kocht Tatjana Olifirenko Gerichte aus ihrer Heimat - und seit letztem Sommer auch vegan.

Restaurant Aljonuschka -
Tatjana Olifirenko ist die Inhaberin des "Aljonuschka" in Dresden. © Lust auf Dresden/PR

Seit nunmehr 9 Jahren bereitet Tatjana Olifirenko, die Inhaberin vom Restaurant „Aljonuschka", traditionelle russische Gerichte und interpretiert diese mit Leidenschaft immer wieder neu. Und so finden täglich frisch zubereitete Blinis, Piroggen, Borschtsch und Soljanka den Weg zum Gast, der gern wiederkommt in das kleine Restaurant an der Kreuzkirche und mittlerweile auch im „Aljonuschka vegan" in der Äußeren Neustadt, sich von der veganen russischen Küche begeistern lässt.

Dass Tatjana in der Gastronomie ihr Glück gefunden hat, ist dabei rückblickend eigentlich ein großer Zufall. 2002 mit der Familie nach Deutschland gekommen, arbeitete die studierte Rechtsanwältin lange Zeit als Mitarbeiterin in der Küche.
„Irgendwann habe ich den Beschluss gefasst, mein Glück selbst in die Hand zu nehmen“, so Tatjana, die sich ursprünglich mit einer Tortenmanufaktur selbstständig machen wollte. Doch die Vorschriften in Deutschland besagen, dass für eine solche Geschäftseröffnung ein Konditoreimeister unerlässlich ist. „Ich habe zu Hause immer gern gekocht und Dinge probiert. Warum sollte ich es also nicht versuchen? Meine Freundin Anja hat mich von Beginn an unterstützt“, sagt Tatjana, die 2013 ihr erstes Lokal im Café Prag eröffnete.

Gebürtig stammt Tatjana aus Kasachstan, ihr Großvater aus der Ukraine, und ich spüre ihre Wut über die Geschehnisse der letzten Tage. "Persönliche Anfeindungen, Drohungen und Hetze über die Sozialen Netzwerke, die allesamt nichts mit meiner Arbeit und meiner Küche zu tun haben, sich ausschließlich gegen das Russische Restaurant als solches richten und natürlich auch gegen meine Person, dass tut unsagbar weh und macht mich sehr traurig." Sich fast schon rechtfertigend spricht Tatjana von der Liebe zu Dresden als ihre Heimatstadt und lässt mich ihre Traurigkeit und Enttäuschung über das Erlebte spüren.

Solche Dinge sind leider nicht neu in unserer Stadt und aus ganz unterschiedlichen Richtungen kommen solche Anfeindungen gegen russische Mitmenschen. Bereits im letzten Jahr gab es Angriffe gegen die Inhaberin des Paupau wegen ihrer Herkunft, die sich dann mit den Geschehnissen der Diskriminierung gegen sie und ihre Familie an die Öffentlichkeit gewandt hatte.

Tatjana hat polizeilich Anzeige gegen das Mobbing erstattet und wird es nun ein weiteres mal tun. Letzte Woche kam eine Frau zu ihr ins Restaurant und sagte wörtlich: „Wenn Sie wollen, dass ihr Arsch sauber bleibt, dann hängen Sie das deutsch-russische Plakat im Schaufenster ab und stattdessen eine ukrainische Speisekarte auf." Reagiert hat Tatjana auf diesen verbalen Angriff. In den Fenstern hängen jetzt Schilder mit der Aufschrift: „Stoppt Mobbing! Wir sind für den Frieden"!, und zwar in sieben Sprachen.

Gebracht hat das nichts, so Tatjana, der Shitstorm hält weiter an. "Gestern wurde unser Schaukasten grün beschmiert und immer wieder gibt es Anrufe mit Beleidigungen." Auf der Prager Straße wurden russische Gäste in einem Cafe wegen ihrer Herkunft nicht bedient. "Wir haben Mitarbeiter aus ganz unterschiedlichen Nationen", so Tatjana, "das ist ja auch in anderen Restaurants der Fall. Wer ist dann als Nächster dran, fragt man sich und ein ungutes Gefühl beschleicht mich bei diesem Gedanken."

Das Ganze hat seine Spuren bei Tatjana hinterlassen. "Du kommst Nachts nicht zur Ruhe, liegst in Gedanken wach und kannst tagsüber nicht konzentriert arbeiten. Die Angst ist allgegenwärtig und dabei sind wir weder für diesen Krieg verantwortlich noch wollten wir diesen Krieg."

Seit Juli letzten Jahres betreibt Tatjana im ehemaligen Restaurant „Dawei" das „Aljonuschka vegan" auf der Loisenstraße 26 in der Äußeren Neustadt. Hier ist bisher nichts passiert. Vielleicht, weil die Bunte Republik Neustadt von jeher multikulturell ist und viele Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft, Tür an Tür wohnen. „Unsere Türen stehen immer offen. Jeder, der sich für die Entstehung der Gerichte interessiert, ist herzlich eingeladen sich selbst ein Bild zu machen und uns über die Schulter zu schauen. Unsere frittierten Teigtaschen stellen wir täglich frisch her und diese sind sehr beliebt."
Die Speisekarte liest sich ähnlich wie die an der Kreuzkirche, nur eben alles auf veganer und vegetarischer Basis.

© Lust auf Dresden/PR
© Lust auf Dresden/PR
© Lust auf Dresden/PR
© Lust auf Dresden/PR
© Lust auf Dresden/PR

„Mein Lieblingsgericht ist Belyasch. Das sind frisch zubereitete Hefeteigtaschen, die mit Schweinehackfleisch gefüllt sind und mit Schmand serviert werden. Dieses baschkirische Gericht steht neben den tatarischen Tscheburek, den Nudelteigtaschen mit Schweinehackfleisch und Schmand, ganz oben auf meiner Liste“, verrät mir Tatjana. Und auch die Desserts kommen traditionell und in süßen Piroschki- und Wareniki-Variationen daher.

„Je nach Jahreszeit bieten wir auch verschiedene Suppen, etwa die beliebte kalte Suppe Okroschka, an.“ Der Durst wird ganz traditionell mit Mors, einem Fruchtsaftgetränk aus Beerenobst, oder dem Brottrunk Kwas gelöscht – natürlich selbst gemacht. Na dann: Приятного аппетита!

"Wir werden voraussichtlich im April umziehen", verrät mir Tatjana zum Schluss. "Wohin es geht wird erst verraten, wenn wir die Schlüssel und den neuen Mietvertrag haben. Auf alle Fälle bleiben wir in der Altstadt und geben euch rechtzeitig Bescheid."

Wir wünschen Tatjana und ihrem Team weiterhin viel Erfolg, ein schnelles Ende dieser Angriffe und dass sie standhaft bleibt, sich nicht unterkriegen lässt, denn es sind Einzelfälle einer kleinen Gruppe an Menschen, denen offensichtlich jeder Form von Respekt, Anstand und Vernunft abhanden gekommen ist.

Ein Beitrag von Dirk Andersch  (Redaktion Lust auf Dresden)

Aljonuschka - Russische Spezialitäten
An der Kreuzkirche 6, 01067 Dresden
Webseite: www.aljonuschka.com
Aljonuschka vegan
Loisenstraße 26, 01099 Dresden

Lust auf Dresden
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Dirk Andersch
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