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Augusto fragt nach … im Mühlenhof Schmilka

Sven-Erik Hitzer hat seit 1993 mit seiner Albergo GmbH den Grenzort zu einem touristischen Bio-Highlight umgestaltet. Jetzt stemmt er sich wie alle gegen Corona.

Von Frank Oehl
Sven-Erik Hitzer am Mühlenhof in Schmilka.
Sven-Erik Hitzer am Mühlenhof in Schmilka. © PR/Mühlenhof

Das Bio- und Nationalpark Refugium Schmilka hat sich weit über Sachsen hinaus einen Namen gemacht. Dank Sven-Erik Hitzer. Der 58-Jährige begann ab 1993 den vom Verfall bedrohten Ortsteil der Stadt Bad Schandau touristisch aufzuwerten. Als einer der ersten in Deutschland unter dem Bio-Siegel einer naturnahen und nachhaltigen Bewirtschaftung. Die Albergo GmbH betreibt dort mittlerweile drei Hotels, ein Hostel, mehrere Pensionen, Ferienappartements und Ferienhäuser sowie zwei Restaurants, ein Café, eine Brauerei, eine Bäckerei, eine Konditorei und ein Badhaus - und das alles baubiologisch hergerichtet. Die Getränke und Speisen sind 100-prozentig biologisch und in hohem Maße von regionalen Anbietern. Die GmbH beschäftigt in Schmilka fast 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die meisten sind derzeit in Kurzarbeit, und ein Ende ist nicht in Sicht. Augusto sprach mit dem Investor über Corona in den vergangenen Monaten und die immer noch trüben Zukunftsaussichten.

Herr Hitzer, wie haben Sie den ersten Lockdown im März 2020 erlebt?
Seit einiger Zeit haben wir das touristische Konzept des „Winterdorfes Schmilka“ umgesetzt. Vom 15. November bis 15. März bieten wir in unseren Einrichtungen Eventtourismus an, der uns über die schwierige Jahreszeit trägt. Das Winterdorf-Konzept hat sich durchgesetzt, wie erreichen damit bis zu 60 Prozent Auslastung. Der erste Gesamtlockdown erwischte uns also zum Glück in der Umbauwoche. Natürlich hat er auch uns getroffen, weil ja nicht absehbar war, wie lange er anhalten würde. Eine alte Gastro-Regel besagt, wenn Ostern, der 1. Mai und Himmelfahrt wegfallen, ist das Jahr normalerweise gelaufen.

Haben Sie in dieser Phase Kurzarbeit genutzt?
Selbstverständlich mussten wir die Schließzeit neben den notwendigen Tätigkeiten an der Infrastruktur, in der Rezeptionsabteilung oder in der Buchhaltung auch mit Kurzarbeit überbrücken. Das betraf etwa zwei Drittel unserer Mitarbeiter. In Sachsen konnten dann dank der Initiative von Ministerpräsident Michael Kretschmer kurz vor Pfingsten die Hotels und Gaststätten wieder öffnen – natürlich unter Corona-Schutzbedingungen. Die Gästezahlen gingen zügig wieder nach oben. Wir waren also mit einem blauen Auge davongekommen.

Wie lief der Sommer bei Ihnen insgesamt?
Sehr gut. Viele Stammgäste hatten gar nicht erst storniert gehabt. Etwa 80 Prozent unserer Plätze waren vorgebucht gewesen, schließlich konnten wir bis zum Herbst alle unsere 200 Betten in Schmilka auch kurzfristig belegen. Die Sächsische Schweiz hat sich als Touristenmagnet bewährt. Selbst für das „Winterdorf“ 2020/2021 waren wir schon zu fast 60 Prozent vorgebucht. Dann war Anfang November leider wieder Schicht im Schacht.

Konnten Sie auf die staatliche Hilfen zurückgreifen?
Das war zunächst schwierig, weil wir ja durch die verschiedenen Angebote eine Art Mischbetrieb sind, der nicht gerade einfach zu händeln ist. Schließlich, nach dem neunten oder zehnten modifizierten Antrag, haben wir für einzelne Unternehmensteile die Nothilfe erhalten. Vor allem, um die Fixkosten zu deckeln. Mein Prinzip ist es, alles erwirtschaftete Geld immer gleich wieder ins Unternehmen fließen zu lassen. Also hieß es zunächst: kein weiteres Wachstum! Das geht eine Weile. Auf der anderen Seite ist die Mehrzahl unserer Beschäftigten nunmehr seit bald einem halben Jahr in Kurzarbeit. Ein für alle Seiten unbefriedigender Zustand.

Schlägt sich das nicht irgendwann in der Motivation der Leute nieder?
Genau darum geht es doch. Der Fachkräftemangel in der Branche war schon vor Corona ein großes Problem. Jetzt könnte er für viele meiner Kollegen der Todesstoß sein. Viele können ihre Fachkräfte nicht länger halten, sie gehen in andere Branchen und werden zum großen Teil nicht zurückkommen. Das kann man niemandem verdenken. Die Albergo GmbH ist Bestandteil eines Firmenverbundes mit bis zu 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir haben das Personalmanagement natürlich professionell zentralisiert, was uns hier und da helfen kann.

Seit März werden bestimmte gastronomische Leistungen wieder angeboten. Auch bei Ihnen?
Das schon, aber betriebswirtschaftlich ist das eher Kleckerkram. Bis auf weiteres gibt es wie überall nur den Verkauf von Speisen und Getränken zum Mitnehmen. Der Ausschank im Mühlenhof findet täglich von 11 bis 18 Uhr statt, und das Bistro-Restaurant im Café Richter öffnet nur samstags und sonntags ebenfalls von 11 bis 18. Außerdem kann man ab 8 Uhr unsere Bio-Bäckerei in Anspruch nehmen – in der Woche bis 16 Uhr, am Wochenende bis 17 Uhr.

Das ist doch besser als gar nichts …
Naja, wir wären schon froh, wenn es dazu beitragen könnte, dass die Gäste zurück in die Gastronomie fänden. Diesen Effekt spiegeln unsere Zahlen bis jetzt nicht wider. An den teils sehr schönen Wochenenden der letzten Wochen waren so viele Besucher wie lange nicht in der Sächsischen Schweiz gewesen. An den Umsatzzahlen haben wir davon nichts gemerkt. Wie sollte es auch? Wenn die Leute am Mühlenhof-Stand waren, dürfen sie ja nicht Platz nehmen, sondern müssen sofort weiter gehen. Da packt man sich halt vorher den Rucksack voll. Das läuft dann fast auf das Gleiche hinaus.

Was wird denn derzeit im Mühlenhof dem Wanderer - mit oder ohne Rucksack - geboten?
Im Grunde so ziemlich unser Vollsortiment. Zum Beispiel unser berühmter Mühlenwickel für die Hand. Das ist Brotteig mit Gemüse und reichlich Käse überbacken – total lecker. Daneben Suppen, frisch gebackener Kuchen, Softeis, Mühlenbier, Glühwein, Punsch, Limonaden. Aber auch richtige Speisen laut Tageskarte - halt eben alles in kompostierbarem Pappgeschirr mit Holzbesteck.

Was erwarten Sie in den nächsten Wochen?
Ich weiß nicht, was kommt. Im Januar hätte ich darauf gewettet, dass wir spätestens im Mai wieder auf machen. Davon ist jetzt keine Rede mehr. Jetzt, nach 13 Monaten Corona, heißt es, dass die Ansteckungsgefahr im Freien nur sehr gering ist. Ach was. Mir scheint, dass die Politik alle Maßnahmen seit November irgendwie immer zum falschen Zeitpunkt ergriffen hat. Einen deutlichen Niederschlag in der Corona-Statistik haben sie offensichtlich nicht gefunden. Ich möchte aber auch nicht in der Haut der Entscheider stecken.      

Im Biergarten des Mühlenhofes in Schmilka kann man in besonders anheimelndem Ambiente einkehren.
Im Biergarten des Mühlenhofes in Schmilka kann man in besonders anheimelndem Ambiente einkehren. © PR/Mühlenhof

Mühlenhof
Schmilka Nr. 36
01814 Bad Schandau
Tel. 035022 9130

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