Augusto fragt nach ... im Café Weinberg

Diese Woche fragten wir bei Tobias Hahn, Inhaber des Café Weinberg nach. Wie es ihm als Gastronom momentan geht, erzählt er im Interview.

Tobias Hahn hat 2007 das Café Weinberg übernommen und dafür gesorgt, es in altem Glanz erstrahlen zu lassen.
Tobias Hahn hat 2007 das Café Weinberg übernommen und dafür gesorgt, es in altem Glanz erstrahlen zu lassen. © Café Weinberg Dresden

Seit 2007 führt Tobias Hahn das Café Weinberg. Was das Café besonders macht, worauf er besonders stolz ist und wie er durch die Corona-Krise geht, verrät er uns im Interview.

Seit wann gibt es das Café Weinberg und wann haben Sie es übernommen?

Das Haus an sich besteht schon seit 1913 und ist eines der ältesten, welches hier in der Region durchgehend betrieben wird. Ich habe es 2007 gekauft und über ein Jahr lang aufwendig sanieren lassen. Wir wollten dem Haus den Charme wiedergeben, den es mal vor dem Krieg hatte. Das Haus war damals nur noch ein Schatten seiner selbst, also haben wir viel Geld in die Hand genommen, die Terrasse neu aufgebaut, die Inneneinrichtung und die Holzvertäfelungen restaurieren lassen. Das Besondere ist nämlich, dass die Einrichtung von den Hellerauer Werkstätten stammt, die vom Architekten Richard Riemerschmid entwickelt und konstruiert wurden. Seit dem 15. November 2008 haben wir wieder durchweg geöffnet, bis Corona kam.

Was macht das Café Weinberg besonders? 

Wie schon gesagt, ist es vor allem die originale Inneneinrichtung. Dass das alles noch im Originalzustand ist, ist schon etwas Einzigartiges. Besonders in unserer Gegend gibt es wenige Restaurants, welche vom Krieg unzerstört und so gut erhalten geblieben sind. Besonders ist auch unser herrlich unverbauter Blick ins Kaitzbachtal. Von hier aus kann man bis nach Pirna und in die Sächsische Schweiz schauen. Das ist schon toll. 

Wie würden Sie Ihre Speisekarte beschreiben?

Um es auf den Punkt zu bringen: regional und gut bürgerlich. Wir haben traditionelle Speisen und auch sächsische Spezialitäten. Beispielsweise stehen Roulade oder sächsischer Sauerbraten auf unserer Karte. Wir mixen das natürlich noch mit etwas Raffinesse, aber regional, frisch und gut bürgerlich trifft es am besten. Neben der festen Karte haben wir auch eine monatlich wechselnde Saisonkarte, um für Abwechslung zu sorgen. 

Was ist Ihnen bei der Zubereitung der Speisen besonders wichtig?

Wir achten besonders auf die Frische, verwenden keine Tiefkühlwaren und lassen uns frisch beliefern. Wir kochen jeden Tag und haben nichts, was vorgegart wird oder dergleichen. 

Was bieten Sie neben der warmen Küche noch an?

Kuchen ist natürlich auch noch ein Steckenpferd von uns. Auch wenn das Restaurant das Hauptgeschäft ist, so sagt der Name schon, dass wir traditionell ein Cafè sind. Die Kuchen, die wir anbieten, sind von regionalen Bäckern. Wir backen aber auch mehrfach die Woche selbst und werden von der Eismanufaktur Neumann aus Dresden mit leckeren und ausgefallenen Bio-Eissorten beliefert. 

Leider wurde letzte Woche der zweite Lockdown weiter verlängert. Was bieten Sie den Gästen in der Zeit an?

Den Gästen bieten wir einen Abholservice an. Wir haben am Wochenende, vornehmlich am Sonntag eine Speisekarte. Die findet man auch auf unserer Website. Das wird auch ganz gut angenommen. Wir bereiten die Speisen frisch zu und die Gäste können es sich abholen und zu Hause verzehren. Außerdem haben wir sonntags unsere kleine Hütte vorm Haus geöffnet, wo Wandersleute und Ausflügler eine Thüringer Rostbratwurst kaufen können. Die Bratwürste hole ich selbst von der Fleischerei Haase in Thüringen. 

Und wie gehen Sie als Gastronom damit um?

Wir stehen bis jetzt zum Glück noch ganz gut da, die November- und Dezemberhilfen kamen nun an und haben uns auch etwas Luft gegeben, wir haben aber natürlich laufende Kosten, die sich nicht einschläfern lassen. Und was die Zukunft angeht, herrscht in der Branche allgemein große Unsicherheit. Die Allgemeinverfügungen sind auch nicht ganz deutlich. Es wird davon ausgegangen, dass ab 22. März die Außengastronomie wieder öffnen darf, doch ich gehe nicht davon aus, dass wir das tun werden. Wir haben keine Planungsgröße, denn wir können die Mitarbeiter nicht aus der Kurzarbeit holen und vorbereiten mit dem Risiko, dass es anfängt zu regnen und die Gäste nicht kommen. Mein Personal fragt mich auch jeden Tag nach Neuigkeiten, aber ich kann da auch nichts dazu sagen, wir hängen gerade in der Luft. Das zerrt auch mental an uns. Plötzlich kann man nicht mehr der Arbeit nachkommen, die man immer gemacht hat. Wir versuchen daher, im Wechsel an den Wochenenden immer mal wieder die Mitarbeiter vor Ort zu haben, damit sie was tun können, motiviert und in der Übung bleiben, aber ich merke, dass sowohl das Personal als auch die Gäste allmählich traurig werden und resignieren. 

Was hilft Ihnen durch diese ungewisse Zeit?

Eine Motivation ist es natürlich, dass unser Wochenendbetrieb durch den Abholservice und die kleine Hütte vorm Haus nicht vollkommen abreißt. Das hilft, im Gespräch zu bleiben, und das hilft auch den Leuten ein Stück weit über diese schwere Zeit. Wir nutzen auch die Zeit zum Putzen und Sanieren, egal wie oft wir das schon getan haben, damit man ein bisschen im Training bleibt. Wir haben auch schon neue Konzepte für neue Speisekarten entwickelt und viele Cateringanfragen für den Herbst. Dass die Nachfrage nicht abreißt, motiviert uns und wir hoffen, bald wieder den Gästen ein guter Gastgeber sein zu dürfen. 

Ich wünsche Ihnen, dass das bald wieder klappt und danke Ihnen für das interessante Interview! 

Die gemütliche Atmosphäre im Cafè ist vor allem der Restaurierung der originalen Riemerschmid-Möbel zu verdanken.
Die gemütliche Atmosphäre im Cafè ist vor allem der Restaurierung der originalen Riemerschmid-Möbel zu verdanken. © Café Weinberg Dresden
Tobias Hahn liebt seinen Job und hofft darauf, bald wieder ein guter Gastgeber im Café Weinberg sein zu dürfen.
Tobias Hahn liebt seinen Job und hofft darauf, bald wieder ein guter Gastgeber im Café Weinberg sein zu dürfen. © Café Weinberg Dresden
Von der Terrasse hat man einen herrlichen Blick in das Kaitzbachtal.
Von der Terrasse hat man einen herrlichen Blick in das Kaitzbachtal. © Café Weinberg Dresden

Restaurant „Café Weinberg“
Kaitzer Weinberg 12
01217 Dresden
cafeweinberg.de

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