Augusto fragt nach ... im Bürgergarten Döbeln
Gastwirt Lars Lemke und sein Team stemmen sich mit einer To-Go-Speisekarte gegen die Corona-Flaute. Immer am Wochenende. Sogar mit einem Serviceangebot für Wohnmobil-Nutzer.
Der Bürgergarten mit Gondelteich in Döbeln hat eine lange Tradition. Bereits 1906 richtete hier Herrmann Kneiß den ersten Schankbetrieb ein – für Schlittschuhläufer. 1928 wurde die erste Sommerschankhalle eröffnet, und 1956 übernahm die HO. 1972 wurde das neue Parkrestaurant mit riesiger Freifläche eröffnet, das freilich bereits 1995 abrissreif war. Schon 2001 konnte nach einem erfolgreichen Architekturwettbewerb der neue Bürgergarten eröffnet werden. Von Anfang an unter Leitung von Lars Lemke, der damals erst 26 Jahre alt war. Er betreibt auch einen Getränkehandel und einen Cateringservice. 2017 hat der Gastwirt den Bürgergarten erworben und seitdem auf eigenes Risiko modernisiert.
Herr Lemke, können Sie Ihre Kredite noch bedienen?
Dank der staatlichen Hilfen gerade so. Ich hatte in den letzten Jahren erhebliche Investitionen getätigt - in eine neue Küche, eine neue Terrasse und im Gastraum. Jetzt greifen wir unsere stillen Reserven an, aber lange geht das nicht. Es wird dringend Zeit, dass wir wieder im Normalbetrieb sind.
Wie hatten Sie denn den ersten Lockdown im März 2020 erlebt?
Das war einschneidend, weil wir der kompletten Stilllegung ja völlig schuldlos ausgesetzt waren. Wir sind eine große Gastwirtschaft. In unserem Restaurant haben 200 Gäste Platz, im Biergarten 170. Wir leben vor allem auch von größeren Events, wie Hochzeiten oder Betriebsfeiern. Plötzlich war für den Großteil unserer Stammmannschaft von 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Kurzarbeit Null angesagt. Das ist auf Dauer mit großen Existenzängsten verbunden. Deshalb gab es auch für uns nur eine Frage: Wie lange wird der Lockdown wohl andauern?
Pfingsten schien das Schlimmste überstanden zu sein. Auch bei Ihnen?
Der Straßenverkauf begann ja schon ab Ostern. Dann haben wir pflichtgemäß in Hygienekonzepte für die Gaststätte und den Biergarten investiert und das Sommerprogramm durchgezogen. Beinahe jedes Wochenende mit einer Live-Veranstaltung, wie Konzert oder Disko, für die wir jedes Mal beim Landkreis eine Erlaubnis einholten. Das hat geklappt, und bis zum Herbst konnten wir auch mit unserer gutbürgerlichen Küche punkten. Und das Wetter hatte ja auch lange sehr gut mitgespielt.
Das Virus leider nicht. Hätten Sie sich im November vorstellen können, mal mehr als ein halbes Jahr zumachen zu müssen?
Niemals. Zunächst hatten wir ja noch etwas Glühweinverkauf am Gondelteich, aber mit dem Alkoholverbot im Dezember war dann auch damit Schluss. Natürlich haben wir die November- und Dezemberhilfen beantragt, die ja dann auch irgendwann geflossen sind. Aber die Stütze ist schnell verbraucht – für die laufenden Kosten. Das ist ein Nullsummenspiel. Und dazu kommt ja noch eine psychologische Hürde. Ich war 20 Jahre lang ein echter Workaholic gewesen und fühle mich jetzt einfach nur ausgebremst.
Konnten Sie Ihre Beschäftigten halten?
Dieser Frage muss sich derzeit jeder Gastwirt stellen. Gute Fachkräfte waren und sind absolute Mangelware. Auch deshalb haben wir sofort, als es möglich wurde, unser To-Go-Angebot eingeführt. So bleibt die Küche nicht länger kalt, und das Personal sieht, dass es gebraucht wird. Zumindest drei Tage die Woche.
Was bieten Sie denn an?
Wir haben im Internet eine zwar reduzierte, aber dennoch recht anspruchsvolle Speisekarte, die etwa aller zwei Wochen variiert. Freitags von 17 bis 19 Uhr, sonnabends von 11 bis 14 und 17 bis 19 Uhr und sonntags von 11 bis 14 Uhr kann man sie in Anspruch nehmen. Nach Vorbestellung können die Speisen abgeholt werden, und in einem überschaubaren Radius liefern wir auch an.
Was hat es eigentlich mit Ihrem „Wohnmobil/Caravan Lunch & Dinner“ auf sich?
Mit dieser Aktion zielen wir ganz klar auf die eher touristische Kundschaft. Zu den oben genannten Zeiten stellen wir bei uns am Gondelteich die nötigen Parkplätze zur Verfügung. Und dann bedienen wir die Gäste nach ihrer Vorbestellung sozusagen direkt an der Campertür. Davon versprechen wir uns in den kommenden wärmeren Wochen noch einiges an Umsatz.
Wie wird es für Sie und Ihre Team weitergehen?
Das hängt ja nicht von uns ab. Wir könnten sofort unter Corona-Bedingungen öffnen. Vor allem im Außenbereich, wo es kaum ein Ansteckungsrisiko gibt. Wir können nur hoffen, dass es für uns Gastwirte wieder losgeht, sobald die Mehrheit der Leute geimpft ist. Ich bin sicher, dass mein Unternehmen die Krise überstehen wird. Es bleibt nur die Frage, ob ich bis dahin mein gutes Personal halten kann.
Bürgergarten Döbeln
Friedrichstraße 20c
04720 Döbeln
Tel. 03431/606719
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