Besuch bei... Thomas Röpke von HMG Events

Kultur im zweiten Lockdown – wie geht´s weiter? Augusto fragt Veranstalter und Künstler, wie sie mit der neuen Lage umgehen.

Von Tom Vörös
Thomas Röpke ist Geschäftsführer der HMG Events GmbH & Co. KG.
Thomas Röpke ist Geschäftsführer der HMG Events GmbH & Co. KG. © PR

Alles auf Anfang, Kulturstätten zu, Veranstaltungen abgesagt, Stille auf den Bühnen und in den Sälen. Alles auf Anfang? Mitnichten. Die Lage ist eine andere als im März und April. Damals herrschte zumindest anfangs weitgehende Einigkeit unter Veranstaltern und Künstlern, dass das Opfer ein notwendiges ist. Das ist in diesem tristesten November aller Zeiten nicht mehr so. Augusto hat vor acht Monaten Gespräche mit 35 Veranstaltern und Künstlern geführt. Wir knüpfen daran an und fragen erneut nach dem Umgang mit dem Stillstand im Kulturbetrieb – und natürlich nach der Zukunft. Mitte November 2020: Thomas Röpke von HMG Events.

Wie gut oder schlecht kommen Sie persönlich mit der Kontaktbeschränkung klar?
Mittlerweile hat man sich an alles gewöhnt. Außerdem sollen all diese Maßnahmen auch für uns die Möglichkeit schaffen, irgendwann wieder unserer Arbeit nachkommen zu können. Dementsprechend nimmt man all das natürlich gern in Kauf.
 
Finden Sie die Maßnahmen gerechtfertigt?  
Wir haben seit Mitte März alle Einschränkungen natürlich mit getragen, da diese zum Schutz unserer Gäste, Kunden und Mitarbeiter unabdingbar waren. Da ich weder Virologe, noch Politiker bin, kann und möchte ich mir nicht anmaßen die Maßnahmen und deren Rechtfertigung, bzw. Sinnhaftigkeit zur Eindämmung der Virusverbreitung zu bewerten. Ich und alle anderen müssen und sollten hier auf die Experten vertrauen. Ich schneide mir ja auch nicht selbst die Haare, oder repariere unsere Firmenfahrzeuge, denn auch dafür gibt es Experten, denen ich in Ihrem Tun vertraue(n) (muß). Genauso wie unsere Kunden uns als Experten im Bereich der Veranstaltungsorganisation und z.B. im Bereich des Bühnenbaus vertrauen. Dafür gibt es nun mal Experten.
 
Gibt es Corona-Fälle in deinem näheren Umfeld?
Ja, mittlerweile einige.
 
Wie haben Sie die frei gewordene Zeit genutzt?
Privat konnten wir viel Zeit mit und in der Familie verbringen. Das war das große Plus an der aktuell immer noch andauernden, äußerst negativen und nervenraubenden Situation. Ansonsten gab es nicht viel freie Zeit, da ich ja dennoch jeden Tag im Büro sein musste, um operativ seit März durch diese Krise zu schreiten und nebenbei noch Büro, Lager und Firmengrundstück in Schuss zu halten. Glücklicherweise durften wir dann doch ein wenig unserem Kerngeschäft nachgehen und ein paar wenige Bühnen bauen, bzw. Zäune und Veranstaltungs-Equipment z.B. für Hochzeiten ausliefern. Alles in allem war das aber natürlich in keiner Weise mit einer normalen Saison vergleichbar.
Zu Beginn der Krise haben wir mit unserem Stuhlbestand aber auch Aktionen wie die „Leere Stühle“-Proteste unterstützt. Außerdem waren wir mit der HMG im Mai / Juni ein Teil der „Ohne uns ist Stille“-Aktion, die innerhalb weniger Tage eine der ersten Kundgebungen zu Gunsten der Veranstaltungsbranche auf dem Theaterplatz Dresden organisiert hat. Innerhalb weniger Tage haben wir zusammen mit weiteren Branchenvertretern der Landeshauptstadt in einer absolut konstruktiven und kameradschaftlichen Runde diese Aktion auf die Beine gestellt, die deutschlandweit den Startschuss zur öffentlichen Darstellung der Probleme der Veranstaltungsbranche in dieser Krise, mit einhergehenden Forderungen an die Bundesregierung gegeben hat. Das Stichwort „First out, last in“, als Erste raus, als Letzte wieder rein, beschreibt unsere Situation seit März 2020 eigentlich sehr gut, denn für uns gibt es keinen Lockdown 1 oder 2 oder Teillockdown. Wir sind seit März im Komplett-Lockdown und es ist leider noch kein Ende in Sicht.
 
Gibt es Unterstützung Ihrer Fans / Club- und Konzertgänger? In welcher Form?
Im Bereich der HMG Concerts sind nach wie vor sehr erfreut und dankbar dafür, wie wenige Karteninhaber Ihre Tickets für die verschobenen Konzerte zurückgeben wollten. Das ist die größte Unterstützung, die wir und alle Kollegen sich wünschen können. Das sichert die Liquidität der Veranstalter bis zu dem Zeitpunkt, bis die verschobenen Shows endlich wieder uneingeschränkt stattfinden können. Im Bereich der HMG Rentals haben unsere Kunden, die für dieses Jahr Bühnen, Zäune, Stühle, Bodenabdeckungen etc. für ihre Konzerte & Festivals gebucht hatten, nicht storniert, sondern auch nur um ein Jahr verschoben. Hier hoffen die Kollegen auch auf einen „Neustart“ im Sommer 2021, wo unser Material dann wieder benötigt wird. Ebenso haben unsere treuen Firmenkunden größtenteils ihre Sommerfeste und Weihnachtsfeiern auf das Jahr 2021 verlegt, aber nicht komplett gecancelled. Das schafft auf jeden Fall die Perspektive, die aktuell nötig ist. Damit hat man, wenn das Virus unter Kontrolle gebracht, bzw. „besiegt“ wurde, eine stabile Auftragslage und Planungssicherheit für das Team und die Firma. Natürlich fehlt demzufolge dennoch ein komplettes Jahr 2020 mit Arbeit und Umsatz/Ertrag. Aber damit haben wir uns schon sehr früh abgefunden, bzw. abfinden müssen. Wichtig ist, dass man diese Krise meistert, hinter sich lässt und gestärkt daraus hervorgeht! Die Reaktionen unserer Gäste und Kunden stimmen uns dementsprechend äußerst zuversichtlich. Ein großes DANKE deswegen dafür an alle.
 
Glauben Sie du durch den Impfstoff an ein Sommermärchen 2021?
Ich glaube nicht an Märchen, aber ich hoffe, dass auch hier die jeweiligen Experten die richtigen Entscheidungen treffen, um der ganzen Veranstaltungsbranche schnellstmöglich die Perspektive „Sommer 2021“ geben zu können. Neben all den wirtschaftlichen Einschnitten darf man nicht vergessen, was es seelisch mit Mitarbeitern, oder Unternehmern macht, wenn man über ein Jahr nicht arbeiten darf. Dieser Punkt wird bei all den Hilfen der Politik (für die wir natürlich sehr dankbar sind!!!) komplett vergessen und wiegt meiner Meinung nach weit aus schwerer, als der wirtschaftliche Aspekt. Die akute Perspektivlosigkeit und das Gefühl nicht das machen zu dürfen, was man seit über 20 Jahren jeden Tag gemacht hat, was Antrieb und Lebensinhalt war und ist, was unsere Firmen und Teams so gut und gesund hat wachsen lassen. Vielleicht auch einfach das fehlende Gefühl, gebraucht zu werden und einen Teil zum Ganzen beizutragen. Eigentlich wollen wir nur wieder in unserem Beruf mit unserer Berufung arbeiten und das so schnell wie möglich.
 
Was macht Ihnen Hoffnung im Moment?
Der Impfstoff ist das Einzige, was derzeitig für Hoffnung sorgt. Seit März 2020 sind wir wie gesagt im Komplett-Lockdown, bzw. dürfen nicht mehr unserer Arbeit nachgehen. Das ist im Sommer 2021 dann weit mehr als ein Jahr, 12 Monate, ohne Einnahmen, ohne Arbeit für uns und unsere Mitarbeiter. Da muss man sich natürlich an jedem Strohhalm festhalten, der für ein wenig Licht am Ende des Tunnels sorgt.
 
Wie verbringen Sie Ihr Weihnachtsfest?
Wir bleiben ganz brav Zuhause. Ich denke, dass dieses Weihnachten ein ganz Besonderes wird.
 
Wie gehen Sie kreativ mit der Pandemie um – inszenieren oder ignorieren? Gibt es konkreten Output dazu?
Die Pandemie kann man nicht ignorieren, ebenso die damit einhergehenden Beschränkungen. Ich zolle allen Kollegen wahnsinnigen Respekt, die trotz aller Einschränkungen versucht haben Kultur in den zurückliegenden Monaten zu bieten.
Wir haben seit März alle Konzerte verschoben, oder abgesagt und sind bei der Findung von neuen, coronakompatiblen Konzepten immer wieder an den Punkt gekommen: Dürfen wir nicht, ist unter diesen Bedingungen nicht durchführbar, ist wirtschaftlich nicht darstellbar. Deswegen haben wir uns da eher zurückgehalten, was neue Ideen und neue Veranstaltungen in der Zeit der Pandemie anging.
 
Mit welchen Überraschungen dürfen Fans in der nächsten Zeit noch rechnen?
Für Überraschungen ist es noch zu früh. So lange nicht klar ist, ab wann wir was wieder veranstalten dürfen, werden wir uns nicht mit neuen Projekten aus dem Fenster lehnen. Da stürzt man im schlimmsten Falle nur aus dem Fenster raus und dann ins Bodenlose ab. Auch dafür ist eben diese Perspektive, die es aktuell noch nicht gibt, so wichtig.
 
Was erhoffen Sie sich von 2021?
Dass wir hoffentlich ab Mitte des Jahres wieder ganz normal unserer Arbeit nachkommen können. Dann über ein Jahr nicht das machen zu dürfen, was man seit über 20 Jahren tagtäglich gemacht hat, was dementsprechend der Lebensmittelpunkt ist und war, das zerrt extrem am Nervenkostüm.
 
Haben Sie schon Pläne für den Corona-Winter?
Das Beste aus der schwierigen Zeit machen und vor allem immer positiv bleiben.

Gespräch: Tom Vörös

www.hmg-concerts.de

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Damals sprachen wir mit noch vielen weiteren Veranstaltern und Künstlern. Hier die komplette Reihe:

Anruf bei Veranstaltern, Künstlern und Gastronomen in der Corona-Krise