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Augusto fragt nach - im Restaurant BrennNessel

Die vegetarische Gaststätte in Dresden-Mitte gibt es seit 24 Jahren. Sogar in Zeiten von Corona, bestätigt Betreiber Detlef Janz im Gespräch.

Von Frank Oehl
Detlef Janz vor der BrennNessel.
Detlef Janz vor der BrennNessel. © PR/BrennNessel

Das vegetarische Restaurant BrennNessel liegt in einem sanierten Dreiseithof in der Nähe des Dresdner Zwingers. Im Gespräch mit Augusto schildert Gaststättenbetreiber Detlef Janz (58), wie sich der Lockdown auf das Geschäft niederschlägt und warum er dennoch optimistisch bleibt.

Seit wann gibt es die BrennNessel?
Auch schon wieder fast 24 Jahre. Unglaublich, wie die Zeit vergeht. Nachdem das Vorgänger-Lokal „Topinambur“ dicht gemacht hatte, habe ich mich 1997 an der Neuausschreibung beteiligt und tatsächlich den Zuschlag bekommen.

Hatten Sie Erfahrung in der Branche?
Überhaupt nicht. Ich war Seiteneinsteiger. Und Vegetarier. Ich war davon überzeugt, dass daraus eine Profilierung mit Zukunft erwachsen könnte. Damals waren wir eines der ersten vegetarischen Restaurants in Dresden überhaupt.

Haben Sie in der Einschränkung der Speisekarte nicht auch ein Risiko gesehen?
Im Gegenteil. Wir sind davon ausgegangen, dass die Nachfrage nach vegetarischer und auch veganer Kost tendenziell zunehmen wird. Und das hat sich seitdem eindeutig bestätigt. Wobei wir immer auch auf das Ambiente insgesamt Wert gelegt haben. In unserem gemütlichen Wein- und Biergarten kann man an wärmeren Tagen wunderbar entspannen und sich vom Angebot einer durchgängig warmen Küche mit saisonalen Gerichten überzeugen lassen.

Bei Ihnen wird alles frisch zubereitet?
Selbstverständlich. Nur so kann man den Gästen beweisen, wie aufregend und interessant eine vegetarische Küche sein kann. Wochentags gibt es bei uns zusätzlich zu den Angeboten aus der Karte drei preiswerte, täglich wechselnde Tagesgerichte für eilige Gäste. Und auch für Veganer bietet unser Restaurant eine speziell zusammengestellte Karte.

Der Gaststätten-Standort galt in den neunziger Jahren eher als suboptimal …
Das stimmt. Damals lag die ganze Gegend noch ziemlich brach da, und später wurde vor allem am Straßen- und Wegenetz viel gebaut, was auch nachteilig war. Mittlerweile hat sich das aber stark gewandelt. Viele Wohnungen sind im Umfeld entstanden, und der Vorteil der Stadtzentrumsnähe spricht jetzt eindeutig für uns. Auch viele Touristen finden hierher. Die BrennNessel ist längst aus dem Status eines Geheimtipps erwachsen. Wir stehen heute in vielen Reiseführern.

Wie haben Sie die Schwierigkeiten des Anfangs überstehen können?
Beim Umbau und der Neueinrichtung haben wir uns damals alle Zeit genommen, um etwas wirklich Nachhaltiges zu schaffen. Und vor allem haben wir im Team immer gut funktioniert. Mittlerweile ist zwar niemand mehr von der Anfangsbesetzung bei uns, aber mit der großen Fluktuation im Gaststättenwesen müssen ja alle Betreiber klarkommen. Heute zählen 15 Festangestellte, drei Lehrlinge und noch zwei oder drei Pauschalkräfte zum Kernteam, das bis zu 80 Sitzplätze in der Gaststätte und 50 im Hof abdeckt.

Gab es besonders kritische Momente?
Man glaubt gar nicht, wie sensibel das Gaststättengeschäft sein kann. Nach dem 11. September 2001 haben wir die Verunsicherung der Kundschaft unmittelbar zu spüren bekommen. Sie blieb von einem Tag auf den anderen wochenlang weg. Und vom Hochwasser im Jahr danach will ich gar nicht erst reden. Unser Lokal liegt im ehemaligen Flussbett der Weißeritz, die sich im August 2002 den direkten Weg zur Elbe gesucht hatte. Wir waren völlig abgesoffen und mussten uns buchstäblich am eigenen Schopf aus dem Schlamm befreien.

Wie erleben Sie jetzt die Corona-Krise?
Wie alle in der Branche. Den ersten, harten Lockdown im März 2020 haben wir mit Kurzarbeit Null und Dank eines zinslosen Darlehns der Sächsischen Aufbaubank einigermaßen überstanden. Mit dem Himmelfahrtstag war auf einmal wieder die Gaststätte voll, und es begann ein wunderbarer, umsatzstarker Sommer für uns. Wir haben uns streng an die Hygieneauflagen gehalten, und unsere Gäste haben dankenswerter Weise mitgezogen. Zum Beispiel bei der Adressenabfrage.

Dafür nimmt nun der zweite Lockdown scheinbar gar kein Ende. Wie kommen Sie damit klar?
Es ist in der Tat sehr schwierig. Der letzte normale Tagesbetrieb in unserem Lokal fand am 1. November 2020 statt. Vor mehr als fünf Monaten. Das muss man sich mal vorstellen! Natürlich haben uns die November- und Dezemberhilfen geholfen, auch, wenn sie vollständig erst Ende Februar 2021 auf unserem Konto waren. Seit März machen wir unser Abholangebot an fünf Tagen in der Woche. Unsere wechselnde Wochenkarte ist auf unserer Homepage einsehbar. Das ist auch schon deshalb wichtig, weil ja die technische Gerätschaft laufen muss. Sie wird jedenfalls nicht besser, wenn sie stillsteht.
Wann, glauben Sie, wird es wieder Normalität im Gaststätten-Alltag geben?

Ich kann leider nicht in die Sterne gucken. Jetzt hieß es irgendwo: frühestens im August. Da habe ich geschluckt. Wir hoffen jetzt auf Pfingsten, damit wir einen guten Sommer erleben können. Die laufenden Kosten müssen ja irgendwie wieder rein. Leider hat die Gastronomie in der Corona-Krise keine starke Lobby. Deshalb kann ich jeden verstehen, der sagt, ich schaffe es nicht mehr und aufgibt. Wir wollen bei der Stange bleiben und suchen noch jemand für die Küche und für den Gastraum.

Vegetarisches Restaurant BrennNessel
Schützengasse 18
01067 Dresden

Weitere Restaurants finden Sie in unserem Augusto-Restaurantfinder.

Alle Interviews mit Gastronomen im Lockdown finden Sie hier.

Vor allem abends ist der Innenhof der BrennNessel sehr anheimelnd. Bis zu 50 Gäste finden hier Platz.
Vor allem abends ist der Innenhof der BrennNessel sehr anheimelnd. Bis zu 50 Gäste finden hier Platz. © PR/BrennNessel
Im vegetarischen Restaurant selbst können bis zu 80 Gäste bedient werden.
Im vegetarischen Restaurant selbst können bis zu 80 Gäste bedient werden. © PR/BrennNessel