Anruf bei... Thomas Röpke vom Parkhotel Dresden
Bei Augusto-Sachsen.de geben Veranstalter, Künstler und Gastronomen Auskunft über ihre Sorgen und Hoffnungen, Probleme und Wünsche in Zeiten der Corona-Krise.
Die Corona-Krise trifft Veranstalter, Künstler und Gastronomen besonders hart. Auf augusto-sachsen.de beantworten sie unsere Fragen zu den Auswirkungen, die die derzeitige Lage auf ihren Betrieb und ihren Alltag hat. Am Mittwoch, 6. Mai 2020: Thomas Röpke, Geschäftsführer der HMG Events GmbH und einer der Betreiber des Dresdner Parkhotels.
Wie geht es Ihnen angesichts des absoluten Veranstaltungsverbots?
Das, was wir in den letzten Wochen erleben, habe ich in über 20 Jahren als Veranstalter und Dienstleister in der Veranstaltungsbranche nicht erlebt. Eigentlich sind wir sehr breit aufgestellt, aber eben alles im Rahmen und Sinne der Veranstaltungsbranche. Das Parkhotel Dresden wurde am 13.03.20 von einem auf den anderen Tag quasi behördlich „geschlossen“. Bei der HMG Concerts müssen alle Konzerte; vor allem die großen Sommerkonzerte ins Jahr 2021 verlegt werden. Und bei der HMG Rentals, die mit eigenen Bühnen, Zäunen, Stühlen etc. Dienstleister für andere Veranstalter / Kollegen mit ihren Großveranstaltungen und Konzerten ist, gibt es seit Mitte März nur Auftragsstornos und ebenfalls Verschiebungen bis weit ins Jahr 2021 hinein, keine einzige neue Anfrage, keinen einzigen neuen Auftrag. Unsere komplette Branche liegt brach und es gibt keine Aussicht, wann hier eine Besserung eintreten wird. Viele unserer Partner & Dienstleister stehen vor dem Nichts. Leider gibt es auch keine Perspektive, wann sich das Alles wieder bessern wird und wir, in unserem Bereich, zur Normalität zurückkehren werden.
Was werden Sie heute tun?
Wie mittlerweile fast jeden Tag mit meiner Familie frühstücken, dann ins Büro fahren und vor allem positiv bleiben und versuchen, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Wir verschieben Konzerte und versuchen zum Beispiel mit unseren Kunden, die im Parkhotel jetzt im Mai zum Beispiel ihre Hochzeit oder den Geburtstag gefeiert hätten, neue Termine zu finden.
Und was hätten Sie heute normalerweise getan?
In der HMG wären wir jetzt eigentlich schon mitten in der High Season und hätten diese Woche die ersten großen Bühnen gebaut, die ersten Trailer mit Zäunen beladen und die letzten Feinabstimmungen für die Sommerkonzerte stattfinden lassen. Im Parkhotel wären wir noch mitten in der Frühjahrssaison mit wöchentlichen Events wie der Ü30, oder diese Woche die Ü40. Aber natürlich sind auch diese Veranstaltungen mittlerweile alle verschoben.
Gibt es schon einen Plan, wie Sie die unerwartete freie Zeit nutzen?
Das ist leider ein Trugschluss. Dadurch, dass alle Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt werden mussten, gibt es aktuell noch mehr zu tun, als vorher schon, nur liegt alles auf meinem Tisch. Wir halten Kontakt zum Team und versuchen einen Plan B zu entwickeln. Aber wir sind & bleiben ein Veranstaltungshaus, ein Veranstaltungsunternehmen und Dienstleister für Veranstaltungen. All das ist in der jetzigen Situation nicht darstell- und am Markt platzierbar.
Lässt sich der zu befürchtende finanzielle Verlust irgendwie ausgleichen?
Nein! Das Jahr 2020 und all die Veranstaltungen, Konzerte, Vermietungen sind nicht rückholbar. Die jetzt verlegten Konzerte und Auftragsverschiebungen wären 2021 in vielen Fällen sowieso wieder als neue Veranstaltungen und als neue Aufträge in den Kalender gekommen. Insoweit fehlt hier der Umsatz eines ganzen Jahres. Im Parkhotel Dresden können wir die Ü30, die am 14.03.20 nicht stattgefunden hat, auch im Dezember 2020 nicht zurückholen, bzw. die Umsätze aus dieser Veranstaltung. Die Welt, vor allem in der Veranstaltungsbranche mit allen angeschlossenen Dienstleistern, Gewerken, Veranstaltungshäusern, Caterern, Bühnenbauern u.v.m. und der Musikwirtschaft mit allen Künstlern, Verlagen, Managements wird nach dieser Krise eine komplett andere sein. Viele werden die Krise nicht überstehen. Es gibt keine Einnahmen und das für mehrere Monate! Und dennoch läuft das Rad der Kosten weiter.
Was macht Ihnen Hoffnung?
Der Zusammenhalt der Menschen, das Verständnis unserer Gäste und die Loyalität der Auftraggeber. Alle wollen nach vorne schauen und das Leben zurück, was sie vor der Krise hatten. Danach wird jeder Einzelne noch mehr zu schätzen wissen, was ein reiches und vielfältiges Angebot an Kultur, Tanz, Entertainment, Livemusik, gastronomischen Angeboten und Reisefreiheit bedeutet.
Können Sie schon generelle Lehren aus dieser Erfahrung ziehen?
Zu Beginn dieser Krise war Vieles neu. In über 20 Jahren habe ich mich nie mit dem Unwort „Kurzarbeit“ beschäftigen müssen. Aber, die größte Lehre ist, dass man in solchen essentiellen Krisen den wahren Charakter von Menschen erkennt.
Gespräch: Frank Treue