Anruf bei... Pfarrer Robert Mahling aus Königswartha
Bei Augusto-Sachsen.de geben Veranstalter, Künstler und jetzt auch ein Pfarrer Auskunft über ihre Sorgen und Hoffnungen, Probleme und Wünsche in Zeiten der Corona-Krise.
Die Corona-Krise trifft Veranstalter, Künstler und Gastronomen besonders hart. Auf augusto-sachsen.de beantworten sie unsere Fragen zu den Auswirkungen, die die derzeitige Lage auf ihren Beruf und ihren Alltag hat. Am Mittwoch, 8. April 2020: Robert Mahling, Pfarrer in der evangelischen Kirchgemeinde von Königswartha
Wie geht es Ihnen angesichts des absoluten Veranstaltungsverbots?
Als Kirche trifft uns das Veranstaltungverbot - gerade über die Osterfeiertage - schwer. Der christliche Glaube ist auf Gemeinschaft mit Gott und mit den Mitchristen in der Gemeinde angelegt. Diese stärkende Gemeinschaft nun nicht wie gewohnt pflegen zu dürfen ist schmerzlich.
Was werden Sie heute tun?
Am Morgen habe ich für die Menschen in unseren Orten, in den Krankenhäusern und Pflegeheimen, für die Alten und Einsamen, für Familien und Kleinunternehmer mit Geldsorgen gebetet. Danach steht Homescooling mit unseren Kindern an - und nebenbei etwas Öffentlichkeitsarbeit für die Kirchgemeinde. Am Nachmittag telefoniere ich mit älteren Gemeindegliedern unserer Kirchgemeinde und kümmere mich um Verwaltungsaufgaben. Und abends warten letzte Organisationen und Absprachen für Ostern in Corona-Zeiten auf mich.
Und was hätten Sie heute normalerweise getan?
Normalerweise wäre ich heute zur Dienstberatung in der Paulus-Schule gewesen, hätte Gottesdienste für Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern vorbereitet, Konfirmandenunterricht gehalten und am Abend Passionsandacht in der Kirche gefeiert.
Gibt es schon einen Plan, wie Sie die unerwartete freie Zeit nutzen?
Die frei gewordene Zeit habe ich investiert, um neue Formen für das Osterfest und das kirchliche Leben in Corona-Zeiten zu entwickeln. Wir verteilen gerade Hausandachten für Karfreitag und Ostern an über 1.500 Haushalte in unseren Kirchgemeinden, der Paulus-Chor hat ein Online-Lied produziert und für Gemeindeglieder, die aufgrund der Corona-Epidemie in finanzielle Not geraten, haben wir einen Solidarfonds ins Leben gerufen. Dazu kommen viele Absprachen und Abstimmungen mit den Kirchenvorständen und in der Pfarrerschaft.
Lässt sich der zu befürchtende finanzielle Verlust irgendwie ausgleichen?
Für uns als Kirchgemeinde hält sich der direkte finanzielle Schaden in Grenzen. Sicher fehlen Kollekten und Spenden, die jedoch oft auch zweckbestimmt für andere kirchliche Einrichtungen gesammelt werden. Wie sich eine drohende Rezession auf das Kirchensteueraufkommen auswirkt, wird sich wohl erst später bewerten lassen.
Was macht Ihnen Hoffnung?
Als Pfarrer erinnert mich die aktuelle Situation an die Zeit zwischen Karfreitag und Ostern. Das ist die Zeit größter Einsamkeit: Christus ist gestorben und alles Leben schweigt. Aber dieses Schweigen und diese Einsamkeit wird ein Ende haben. Das Leben schweigt nicht für immer. Das ist für mich die zentrale Botschaft des Osterfestes: Gott ruft uns erneut ins Leben. Er hat am Anfang der Zeit die Welt ins Leben gerufen. Er hat Christus aus dem Tod ins Leben gerufen. Und auch für uns hält er ein Ostern bereit – hier auf dieser Erde, wenn wir uns wieder unbeschwert begegnen können – und am Ende der Zeit, wenn Gott uns in seine Herrlichkeit ruft.
Können Sie schon generelle Lehren aus dieser Erfahrung ziehen?
Eines kann ich schon feststellen: Videonkonferezen können das persönliche Zusammenkommen nicht ersetzen. Und das geistliche Leben in den Familien ist ein Schatz, den es zu pflegen und zu entwickeln gilt.
Gespräch: Frank Treue