Anruf bei... Peter Weidenhagen, Geschäftsführer von igeltour Dresden
Bei Augusto-Sachsen.de geben Veranstalter, Künstler und Gastronomen Auskunft über ihre Sorgen und Hoffnungen, Probleme und Wünsche in Zeiten der Corona-Krise.
Die Corona-Krise trifft Veranstalter, Künstler und Gastronomen besonders hart. Auf augusto-sachsen.de beantworten sie unsere Fragen zu den Auswirkungen, die die derzeitige Lage auf ihren Beruf und ihren Alltag hat. Am Mittwoch, 1. April 2020: Peter Weidenhagen, Geschäftsführer igeltour Dresden im Verein für Regionalgeschichte Dresden e.V.
Wie geht es Ihnen angesichts des absoluten Veranstaltungsverbots?
Eigentlich gut, zumindest was die Gesundheit anbelangt, aber der Shutdown genau zum 60. Geburtstag und vor allem die Ungewissheit, was in Zukunft auf die Familie und die eigene Tätigkeit zukommt, ist gar nicht erfreulich.
Was werden Sie heute tun?
Ich mache den Quartalsabschluss, bestätige weitere Stornierungen und bespreche im Vorstand, was wir aktuell den Vereinsmitgliedern, unseren freiberuflichen Gästeführern und den Kunden in nah und fern mitteilen wollen.
Und was hätten Sie heute normalerweise getan?
Da wäre schon genug zusammen gekommen: Anfragen der Kunden beantworten, sie beraten und maßgeschneiderte individuelle Angebote erstellen, Themenführungen und Programme organisieren und dafür Gästeführer, Busse, Museums- und Theaterbesuche sowie Gastronomie buchen, Rechnungen schreiben und Gutscheine verkaufen…
Gibt es schon einen Plan, wie Sie die unerwartete freie Zeit nutzen?
In der eigenen Bibliothek und im Internet für unsere Themenführungen recherchieren. Wenn‘s Wetter passt, werde ich auch auf Foto-Tour gehen und aktuelle Bilder für unsere Stadtteilrundgänge, die Website und die sozialen Medien machen.
Lässt sich der zu befürchtende finanzielle Verlust irgendwie ausgleichen?
Ganz klar: Nein. Es wird sicher einige Nachholtermine geben. So haben uns das zumindest einige Kunden signalisiert. Doch wann und in welchem Umfang das dann tatsächlich passiert, ist vollkommen ungewiss. Schulklassen beispielsweise, die gerade ihre Abschlussfahrten nach Dresden oder ins Umland machen wollten, werden im neuen Schuljahr ja nicht mehr kommen, und Kundenanfragen, die erfahrungsgemäß im Städtetourismus zu Beginn des Frühjahrs zahlenmäßig stark ansteigen, gibt es zurzeit leider nicht. Und rasch sind die wenigen Rücklagen, von denen wir in den Wintermonaten zehren, auch aufgebraucht, denn Fixkosten fallen ja weiterhin an.
Was macht Ihnen Hoffnung?
Ich habe die Hoffnung, dass nach maßvollen Lockerungen unsere öffentlichen Rundgänge noch mehr als bislang besucht werden von Dresdnerinnen und Dresdner, die jetzt zu zweit oder in Familie im Stadtgebiet unterwegs sind, sich dort die Zeit so gut es geht vertreiben und vielleicht an Orte kommen, die sie noch gar nicht kennengelernt haben bzw. über die sie wenig wissen. Touristen werden wir ja so schnell und in dem Maße wie bislang nicht bekommen.
Können Sie schon generelle Lehren aus dieser Erfahrung ziehen?
Eigentlich „nur“ die Erfahrung, wie rasch und umfänglich sich Selbstverständlichkeiten, Sichtweisen und Wertigkeiten ändern können.
Gespräch: Frank Treue