Anruf bei... Heiko Harig, dem Eierjokel der Osterhauptstadt Bautzen
Bei Augusto-Sachsen.de geben Veranstalter und Gastronomen Auskunft über ihre Sorgen und Hoffnungen, Probleme und Wünsche in Zeiten der Corona-Krise.
Die Corona-Krise trifft Veranstalter und Gastronomen besonders hart. Auf augusto-sachsen.de beantworten sie unsere Fragen zu den Auswirkungen, die die derzeitige Lage auf ihren Beruf und ihren Alltag hat. Am Ostersonntag, 12. April 2020: Heiko Harig, der als Eierjokel das traditionelle Eierschieben in Bautzen moderiert - normalerweise.
Wie geht es Ihnen angesichts des absoluten Veranstaltungsverbots?
Ausgeschlafen, relaxt, immer erreichbar für alle, immer zu Hause... Wenig Autofahren, mein Punktekonto freut sich auf die Erholung. Von Fünftausend Kilometern im Monat Fahrt für Humor und Tourismus, zurück auf fünf Kilometer im Monat „zum Toilettenpapier holen“. Das klingt nach Spaß - ist es aber nicht… Alle Veranstaltungstermine sind abgesagt und ich mache mir natürlich Sorgen um mich und meine Mitarbeiter, aber auch um Konzert- und Reiseveranstalter, Kulturhäuser, Agenturen, Gastwirte usw. - um alle die, welche uns Künstlern die Bühne geben. Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Das Künstlerleben ist für mich positiver Stress, und es geht mir besser, wenn ich dafür sechs Tage die Woche von Mugge zu Mugge für Publikum unterwegs sein kann.
Was werden Sie heute tun?
Seit über 20 Jahren werde ich das erste Mal mit meiner Antje Ostern zu Hause feiern, lange Frühstücken und den Osterspaziergang ums Haus genießen. Mit Familie und Freunden elektrisch sprechen, also per Handy und PC, und noch was werde ich tun: Alles ist anders, als Zeichen der Zusammengehörigkeit in der sächsischen Oberlausitz und Hoffnung zum schnellen Überstehen der Krise, hörte ich von dem Aufruf, die Herrnhuter Sterne wieder aufzuhängen. Ich habe da noch einen großen Ganzjahresstern in Türkis liegen. Den werden wir Ostersonntag zusammenbauen und aufhängen.
Und was hätten Sie heute normalerweise getan?
Ich würde vor Tausenden Gästen auf der Bühne am Protschenberg in Bautzen als „Eierjokel“ im Kostüm das traditionelle Ostereierschieben eröffnen und dann für hunderte Kinder am steilen Hang des Berges der lustige Spielleiter sein. Außerdem hätte ich an diesem Wochenende als Humorist Busreise-Gruppen unterhalten und war mit meinem Kinderprogramm zum „Osterhasenfest“ in der Stadthalle Neustadt gebucht.
Gibt es schon einen Plan, wie Sie die unerwartete freie Zeit nutzen?
Auf jeden Fall mit Leuten, Künstlern, Veranstaltern und Freunden im Kontakt bleiben. Ein Wohnzimmer-Spaßkonzert habe ich schon gestreamt und bereite das nächste für Osterdienstag vor. Ich nutze die Zeit, um Fotos, TV Aufnahmen, Musik zu archivieren und vor allen Dingen räume ich die Lager auf und bin erstaunt, wie viele Kostüme ich wiedergefunden habe...
Lässt sich der zu befürchtende finanzielle Verlust irgendwie ausgleichen?
Das wird sicher für viele Kulturschaffenden schwierig, und ich hoffe, dass das Publikum, welches all die Jahre für uns da war, auch für uns da bleibt. Es haben jetzt schon Veranstalter für November abgesagt, weil das Publikum absagt. Das halte ich für beängstigend und sehr pessimistisch. Für mich und meine Angestellten bin ich optimistisch. Ich selbst habe erst einen Handwerksberuf gelernt und dann das Studium an der Fachschule Kabarett in Leipzig absolviert. Ich war Veranstalter und bin Künstler und musste mich in den vielen Jahren immer aufs Publikum und neue Situationen einstellen. Es gibt sicherlich Unterstützung, das ist auch gut so, aber anpacken muss man selbst, das habe ich in den vielen Jahren vor auf der Bühne gelernt.
Was macht Ihnen Hoffnung?
Alles wird gut! Ich bin ein positiver Mensch und lache gern. So schlimm es auch ist, wir haben jetzt Zeit und können in dieser mehr lachen. Ich freue mich über Berichte, wo Menschen zusammenrücken, anderen helfen, Politiker sich nicht zerreden und die Leute durchs auseinander rücken - enger zusammenrücken. Es gibt viele, zu viele Berichte, die Angst machen. Diese machen noch kränker, solche brauchen wir nicht und die helfen Niemandem. Keiner weiß, wie es richtig weitergeht, und ich denke, man sollte hoffnungsvoll und optimistisch bleiben. Es ist besser, das Unheimliche, das Beängstigende und das Ärgerliche wegzulachen. Denn mein Motto heißt: „Lachen ist gesund!“
Können Sie schon generelle Lehren aus dieser Erfahrung ziehen?
Wir alle, die ganze Welt wurde ausgebremst, und das musste vielleicht auch mal so sein. „Schneller, höher, weiter“ macht genauso krank und hat in den letzten Jahren vielleicht noch mehr Opfer gefordert als die Krise jetzt. Man gewöhnt sich ganz schnell daran, dass alles perfekt ist und alles funktioniert. Jetzt sind wir eines Besseren belehrt und ich hoffe, dass jeder seine persönlichen Erfahrungen daraus zieht und keiner auf der Strecke bleibt. Bleibt gesund! Euer Eierjokel Heiko Harig
Gespräch: Frank Treue