Anruf bei ... Tom Pauls vom Tom Pauls Theater in Pirna
Bei Augusto-Sachsen.de geben Veranstalter und Gastronomen Auskunft über ihre Sorgen und Hoffnungen, Probleme und Wünsche in Zeiten der Corona-Krise.
Die Corona-Krise trifft Veranstalter und Gastronomen besonders hart. Auf augusto-sachsen.de beantworten sie unsere Fragen zu den Auswirkungen, die die derzeitige Lage auf ihren Betrieb und ihren Alltag hat. Am Sonntag, 22. März 2020: Tom Pauls, Chef des gleichnamigen Theaters in Pirna.
Wie geht es Ihnen angesichts des absoluten Veranstaltungsverbots?
Gesundheitlich bin ich stabil. Ansonsten durchlebe ich mit Unsicherheit den Tag. Ich bin in Sorge um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meines Theaters, aber auch der freien Künstlerinnen und Künstler und der Techniker. Außerdem vermisse ich das Publikum und hoffe sehr, es geht allen soweit gut.
Was werden Sie heute tun?
Ich sortiere mein Archiv, entdecke damit meine Vergangenheit und stelle fest, wie viele Probleme schon zu bewältigen waren. Und irgendwie gab es immer eine Lösung. Außerdem telefoniere ich sehr viel und freue mich über die große Solidarität unter den Kolleginnen und Kollegen.
Und was hätten Sie heute normalerweise getan?
Normalerweise hätte ich in meinem Theater in Pirna auf der Bühne gestanden. An diesem Sonntag wäre das Programm „Deutschland, Deine Sachsen“ mit dem Rainer-Vothel-Trio aus Leipzig gespielt worden.
Gibt es schon einen Plan, wie Sie die unerwartete freie Zeit nutzen?
Pläne gibt es genug, die gehören nicht zur Mangelware. Wir entwickeln neue Stücke und Programme, ziehen Konzeptionsproben vor. Wir bemühen uns zudem täglich darum, Kontakt zum Publikum zu halten, organisieren die Verschiebung der bisher ausgefallenen Veranstaltungen.
Lässt sich der zu befürchtende finanzielle Verlust irgendwie ausgleichen?
Das kann ich überhaupt noch nicht kalkulieren. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Theaters befinden sich in Kurzarbeit, wir prüfen, wie wir ihnen zusätzlich helfen können. Bisher gibt es aber für ein kleines Privattheater ohne jegliche Subventionen noch keine konkreten Hilfsangebote des Staates, die wir in Anspruch nehmen könnten. Ohne diese Hilfe wird es aber wohl sehr schwer. Im Moment regeln wir alles selber.
Was macht Ihnen Hoffnung?
Es überwiegt die Hoffnung, dass es vorbei- und dann weitergeht. Aber hoffentlich nicht so wie bisher. Denn der gesellschaftliche Wahnsinn mit seiner völlig überhitzten Wachstumskurve wird und muss abflauen. Dass sich das ändert, macht mir Hoffnung.
Können Sie schon generelle Lehren aus dieser Erfahrung ziehen?
Für generelle Erfahrungen ist es noch zu früh. Wir sind ja noch am Anfang, Erfahrungen in dieser außergewöhnlichen Situation zu machen. Diesmal wissen wir nur, dass es alle betrifft: Vor Corona sind alle gleich. Das macht es zum einen schwerer, zum anderen kann sich keiner raushalten. Wir müssen auf dieses Phänomen gemeinsam Antworten finden. Aber wie sagte schon die wunderbare sächsische Dichterin Lene Voigt:
„Das gonnte noch viel schlimmer gomm,
so feixen richdsche Sachsen.
Was andre forchtbar schwär genomm’,
dem fiehlnse sich gewachsen."
Gespräch: Frank Treue
Hier gibt Tom Pauls höchstpersönlich Buchtipps aus der Bibliothek seines Theaters.