Spaziergang der Woche: Villen am Blauen Wunder
Blasewitz/Loschwitz - die Route: Schillerplatz - Loschwitzer Straße - Waldpark - Goetheallee - Blaues Wunder - Körnerplatz und Umgebung
Wenn nicht jetzt, wann dann? In einer Zeit, in der Theater, Schwimmbäder und Co. geschlossen sind, nutzen viele die Situation, um mal wieder etwas Neues auszuprobieren. Die einen lernen stricken, andere backen (Bananen-)Brot. Viele verbringen zudem momentan auch wieder mehr Zeit in der Natur. Spaziergänge an der frischen Luft tun gut und lassen sich ganz prima auch mit ein wenig Kultur verbinden. Dafür machen wir Vorschläge:
Nachdem der letzte „Spaziergang der Woche“ uns durch die Altstadt führte, soll es diese Woche in eine Ecke von Dresden gehen, in der man Touristen und Ortsunkundige eher weniger antrifft. Los geht es im Stadtteil, der zwischen Elbe und Striesen liegt und zusätzlich an Johannstadt und Tolkewitz angrenzt. Genau, es geht um das schöne Blasewitz und seine Villen. Starten wir also am Schillerplatz!
Nahverkehrstechnisch ist der Schillerplatz als Verkehrsknotenpunkt gut angebunden und durch Bus und Straßenbahn von anderen Stadtteilen aus sehr gut erreichbar. Östlich der Innenstadt gelegen, ist der ehemalige Villenvorort über das Blaue Wunder mit Loschwitz verbunden. Folgen wir zunächst vom Schillerplatz ausgehend der Loschwitzer Straße. Hier werden Architekturinteressierte garantiert auf ihre Kosten kommen.
Ein Großteil der Gebäude, die an der Loschwitzer Straße liegen, stehen unter Denkmalschutz. Dabei handelt es sich vor allem um Villen aus der Gründerzeit. Wobei vor allem stilistische Unterarten wie der Neobarock oder die Neorenaissance großen Einfluss ausübten.
Übrigens war Blasewitz zunächst ein Fischer- und Winzerdorf (erste Erwähnung im 14. Jahrhundert) bevor es durch den Zuzug von Fabrikanten, Offizieren und anderen hohen Beamten zum Villenvorort und dann in den 1920er Jahren in die Stadt Dresden eingemeindet wurde.
Durchqueren wir nun den Waldpark in Richtung Goetheallee. Gegründet von Arthur Willibald, konnte der Park Ende des 19. Jahrhunderts eröffnet werden. Angrenzend an den Park befindet sich der Tennisplatz des örtlichen Tennisvereins TC Blau-Weiß Dresden-Blasewitz, auf dem sogar schon ATP-Turniere stattgefunden haben.
Folgen wir der Goetheallee Richtung Loschwitzer Brücke. Dort liegt auf der linken Seite eine der vermutlich prächtigsten und bekanntesten Villen: die Villa Weigang, die heute als Standesamt genutzt wird. 2013 wurde die unter Denkmalschutz stehende Villa sogar als „Deutschlands schönstes Standesamt“ ausgezeichnet.
Haben Sie eigentlich schon mal auf die Schachtdeckel geachtet? In der Stadt verteilt, so auch in Blasewitz, sind 50 der insgesamt 45.000 Kanaldeckel richtige Kunstobjekte. Auf ihnen kann man sieben Motive der bekanntesten Dresdner Wahrzeichen wiederentdecken, von der Semperoper über die ehemalige Tabakfabrik Yenidze bis zum Goldenen Reiter.
Wir beenden unsere Runde durch Blasewitz und machen uns auf Richtung Loschwitz. Blicken Sie auf dem Blauen Wunder angekommen noch einmal auf Blasewitz zurück und genießen nun den Blick auf die Elbhänge rechts der Elbe. Bestimmt entdecken Sie dabei auch die Schwebebahn inklusive der Bergstation. Wussten Sie, dass die führerlose Bahn 2007 sogar für die Auszeichnung „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ nominiert war?
Richtung Innenstadt haben Sie auf der rechten Elbseite bestimmt auch die Elbschlösser entdeckt. Die gucken wir uns bei einem anderen Spaziergang mal etwas genauer an. Heute liegt unser Fokus auf den Villen. Von denen hat Loschwitz auch einige zu bieten. Ähnlich wie Blasewitz, wurde der frühere Kurort Anfang der 1920er Jahre nach Dresden eingemeindet.
Vom Körnerplatz (auf, an und rund um den übrigens der DEFA-Spielfilm „Geliebte weiße Maus“ gedreht wurde) aus können Sie in den verschiedenen Straßen Richtung Weißer Hirsch und Bühlau gehend einige Villen entdecken. Doch auch rund um den Körnerplatz, benannt nach Christian Gottfried Körner, sehen Sie einige interessante Bauten, die durch ihren markanten historisierenden Klinkerbau auffallen.
Und außerdem:
Blasewitz und Loschwitz sind bei weitem nicht die einzigen Stadtteile mit einem hohen Aufkommen an Villen. Über das Stadtgebiet verteilt sind noch heute zahlreiche Villenkolonien erhalten und werden von Dresdner*innen bewohnt oder als Büros, Arztpraxen oder Kanzleien genutzt.
Dazu zählen vor allem die an den Dresdner Elbhängen und der Dresdner Heide liegenden Stadtteile wie die Radeberger Vorstadt, Weißer Hirsch, Bühlau oder Klotzsche. Doch auch in der Südvorstadt bzw. in den Stadtteilen um den Großen Garten finden sich einige Stadtvillen wieder.
Bei den Luftangriffen aus Dresden lagen die Villenvororte außerhalb des Angriffsgebiets, das vor allem den historischen Stadtkern umfasste. Einzig Villen in Nähe der Innenstadt waren betroffen. Der Großteil der Villenkolonien blieb verschont.
Ein paar davon werden wir bestimmt bei einem unserer kommenden Spaziergänge noch begutachten können.