Spaziergang der Woche: Auf Augusts Spuren

Dresdner Altstadt - die Route: Residenzschloss - Zwinger - Hofkirche - Fürstenzug - Neumarkt - Brühlsche Terrasse - Augustusbrücke - Japanisches Palais

Der Neumarkt ist mehr als die Frauenkirche.
Am Neumarkt sind insbesondere die Bürgerhäuser einen zweiten Blick wert. © Susann Schröder

Wenn nicht jetzt, wann dann? In einer Zeit, in der Theater, Schwimmbäder und Co. geschlossen sind, nutzen viele die Situation, um mal wieder etwas Neues auszuprobieren. Die einen lernen stricken, andere backen (Bananen-)Brot. Viele verbringen zudem momentan auch wieder mehr Zeit in der Natur. Spaziergänge an der frischen Luft tun gut und lassen sich ganz prima auch mit ein wenig Kultur verbinden. Dafür machen wir Vorschläge:

Von den Elbwiesen über die Gründerzeitvillen in Loschwitz und Blasewitz bis hin zu den Partystraßen im Szeneviertel Neustadt: In Dresden gibt es an allen Ecken schöne Plätze, geschichtsträchtige Gebäude und sogar das ein oder andere Naturschutzgebiet zu entdecken. Wir wollen Ihnen fortan wöchentlich einen Sparziergang in unserer schönen Stadt vorschlagen. Den Anfang soll heute die Altstadt machen. In ihr liegt ein Großteil der bekannten Dresdner Wahrzeichen und Sehenswürdigkeiten und so lockt sie jährlich zahlreiche Besucher*innen nach Elbflorenz. Dresdner*innen sind in ihr für gewöhnlich weniger unterwegs. Doch vielleicht ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, die eigene Stadt und die Plätze, an denen man sonst eher seltener verweilt, mal wieder neu zu entdecken?

Der Fürstenzug ist ein beliebtes Fotomotiv für alle.
Der Fürstenzug ist ein beliebtes Fotomotiv für alle. © Susann Schröder


Er hat Dresdens Stadtbild geprägt wie nur wenige: August der Starke. In Dresden geboren, wuchs der spätere Kurfürst mit prachtvollen Festen und Veranstaltungen auf. Inspiriert durch Reisen fing er an, sich für Architektur zu interessieren und baute später seine Residenzstadt zu einer der prächtigsten Europas aus. 
Starten Sie Ihren Spaziergang also in der Altstadt. Dort liegt zwischen Altmarkt und Terrassenufer das Residenzschloss. Trotz seiner Planungen für ein neues, noch prachtvolleres Schloss, residierte August hier die meiste Zeit seines Lebens. Die besagten rauschenden Hoffeste fanden gleich nebenan im Zwinger statt. Auch heute lockt der Gebäudekomplex zahlreiche Besucher an und lädt zum Verweilen in seiner prächtigen Gartenanlage ein. Vielleicht entdecken Sie ja den „Hercules saxonicus“ – eine von den vielen am Wallpavillon installierten Plastiken.
Gleich in der Nähe stoßen Sie auf die ehemalige Hofkirche, die über die Chiaverigasse mit dem Residenzschloss verbunden ist. Über den Schloßplatz, vorbei am Fürstenzug an der Augustusstraße, geht es weiter zum Neumarkt. Hier steht nicht nur ein weiteres Wahrzeichen unserer Stadt, die Frauenkirche, sondern vor allem stehen hier auch zahlreiche rekonstruierte barocke Bürgerhäuser. Der Kurfürst und König von Polen hatte August Christoph von Wackerbarth damit beauftragt, hier neue Straßenzüge mit einheitlichem Erscheinungsbild entstehen zu lassen. Gehen Sie durch die einzelnen Gassen und lassen Sie die geschichtsträchtigen Gebäude auf sich wirken.
Weiter geht es zur Brühlschen Terrasse. Der „Balkon Europas“ ermöglicht eine wunderbare Aussicht auf Elbe und Neustadt. Vielleicht entdecken Sie ja im Geländer der Terrasse, unweit des Bärenzwingers, einen Fingerabdruck, der der Legende nach von August dem Starken stammen soll. Eine weitere Legende besagt übrigens, dass er insgesamt 354 Kinder hatte. Doch wie Legenden eben so sind: anerkannt hat er nur neun davon.
Verlassen Sie die Altstadt über die Augustusbrücke Richtung Neustadt. Dort am Neustädter Markt, steht er nun: August der Starke bzw. der Goldene Reiter. Folgen Sie der Elbe abwärts, vorbei am Canaletto-Blick. Dort liegt am Elbufer das Japanische Palais, das sich ebenfalls einst im Besitz von August dem Starken befand und heute als Museumssitz dient. Lassen Sie Ihren kleinen, aber dafür feinen geschichtsträchtigen Spaziergang im Palaisgarten, der übrigens sogar extra für die Heirat des Sohnes von August den Starken umgestaltet wurde, ausklingen.
Wie schrieb schon Erich Kästner über seine Kindheit in Elbflorenz: „Dresden war eine wunderbare Stadt, voller Kunst und Geschichte und trotzdem kein von sechshundertfünfzigtausend Einwohnern zufällig bewohntes Museum. Die Vergangenheit und die Gegenwart lebten miteinander im Einklang. Eigentlich müsste es heißen: im Zweiklang“. Deswegen: Genießen Sie mal wieder einen Spaziergang in Dresdens Altstadt und lernen Sie bekannte Seiten der Stadt nochmal neu kennen. 

Schloss Moritzburg lässt sich sozusagen als Zugabe betrachten.
Schloss Moritzburg lässt sich sozusagen als Zugabe betrachten. © Susann Schröder

Und außerdem:


Sind Sie Podcast-Fan? Podcast hören lässt sich ganz wunderbar mit einem Spaziergang verbinden. Auf Spotify gibt es vom SWR eine kurze Folge über August den Starken. Berichtet wird über den einst glänzendsten Hofs Deutschlands und die vom Kurfürsten veranstalteten rauschenden Feste, die nicht zuletzt auch im Großen Garten stattfanden, wo uns vielleicht unser nächster Spaziergang hinführt.
Darf es doch eine etwas längere Strecke sein? Dann wäre ein Ausflug mit dem Rad zum Schloss Moritzburg vielleicht genau das richtige. Auch dort lässt es sich schön spazieren gehen und überhaupt: August der Starke hat auch dort seine Spuren hinterlassen…