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Augusto fragt nach ... im Restaurant Kanzlei

Michael Pofandt und Tatjana Nikulin betreiben die Gaststätte in Striesen noch nicht lange. Gerade, als es gut angelaufen war, kam Corona. Die Gastwirte stemmen sich dagegen.

Von Frank Oehl
Michael Pofandt und Tatjana Nikulin betreiben das Restaurant Kanzlei in Dresden-Striesen.
Michael Pofandt und Tatjana Nikulin betreiben das Restaurant Kanzlei in Dresden-Striesen. © PR/Kanzlei

Das Restaurant Kanzlei liegt am Hermann-Seidel-Park in Dresden-Striesen. Derzeit ist es wie alle Gaststätten geschlossen. Das Betreiberpaar bietet an drei Tagen Speisen zum Mitnehmen an. Augusto sprach mit Michael Pofandt.
 
Seit wann gibt es das Restaurant Kanzlei in Dresden-Striesen?
Genau kann ich es gar nicht sagen. Es können aber bald 30 Jahre sein. Ich habe von 2012 bis Ende 2014 hier gearbeitet. Als der Vorbesitzer 2018 zu machte, habe ich mich mit meiner Partnerin um die Nachfolge beworben. Ich wusste ja schon, worauf ich mich einlasse. Die Kanzlei hatte sich bereits einen guten Ruf erarbeitet.

Daran konnten und wollten Sie anknüpfen?
Einerseits schon, andererseits haben wir es auch als Chance gesehen, unsere ganz eigenen Pläne zu verwirklichen. Wir sind beide aus der Branche und Gastronomen aus Leidenschaft. Und wir hatten ein Netzwerk, auf das wir zurückgreifen konnten. Nach einer viermonatigen Schließ- und Umbauphase konnten wir im Oktober 2018 schließlich neu durchstarten.

Dafür braucht man in der Regel einen etwas längeren Atem …
Das ist so. Einerseits wollten wir die bisherige Stammkundschaft mitnehmen, andererseits ging es darum, auch neue Fans der Kanzlei zu gewinnen. Wir rechneten mit drei bis fünf harten, anstrengenden Jahren, ehe es vielleicht etwas leichter werden würde. Allerdings haben wir die Rechnung ohne Corona gemacht. 

Zunächst noch zum Profil Ihres Restaurants. Ist es die gehobene Küche?
Wir wollten von Anfang an mit einer kleinen, aber feinen Speisekarte überzeugen. Unser Team ist nicht groß. Neben uns beiden arbeiten noch zwei Festangestellte, ansonsten Saisonpauschalkräfte. Neben 40 Plätzen im Obergeschoss, haben wir unten zwei Räume für Familienfeiern etc. und noch einmal 50 Plätze im Außenbereich. Hier wollten wir vor allem mit Qualität überzeugen.

Auf welche Weise?
Alles, was bei uns aus der Küche kommt, ist frisch zubereitet. Ich selbst stamme aus Schwepnitz. Von dort kommt zum Beispiel aus Familienkreisen regelmäßig erlegtes Wild zu uns. Wir wollten den Leuten zeigen, wie ein Schnitzel schmeckt, das nicht aus der Tiefkühltruhe kommt. Wir bieten aber immer auch ein vegetarisches Gericht an und gehen bei Vorbestellungen auf Kundenwünsche ein. Unsere Speisekarte umfasst normalerweise eine Suppe, zwei Vorspeisen, fünf Hauptgerichte und zwei Desserts.

Sie haben im Normalbetrieb eine etwas ungewöhnliche Öffnungszeit …
Wir haben uns dafür entschieden, donnerstags bis montags ab 17 Uhr zu öffnen. Die meisten Gaststätten machen Montag zu, so kann dieser Tag für uns durchaus erträglich sein. Wobei man nie genau sagen kann, was wird. Gastronomie heißt: Münze werfen und sehen, was oben liegt. Wir wollen ein gemütliches Abendlokal sein, und viele unserer Stammgäste honorieren genau das. Manche sprechen sogar von der „Wohnstube Striesens“, wenn sie zu uns kommen. Das freut uns natürlich.

Wie haben Sie den ersten Corona-Lockdown erlebt?
Wir hatten uns nach 16 Monaten harter Aufbauarbeit gerade einen Namen gemacht, da kam die Pandemie. Sogar die eigentlich schlechten Monate Januar und Februar 2020 waren dank Familienfeiern ganz gut gelaufen, und nun das. Zunächst haben wir den Betrieb auf null heruntergefahren. Auch mit Hilfe von Kurzarbeit. Alle Ware wurde noch verkocht und zum Beispiel an die Heilsarmee abgegeben. Nach ein paar Wochen sind wir dann auf Essen zum Abholen umgeschwenkt, von Freitag bis Sonntag.

Manche Gastronomen haben dann einen recht guten Sommer erlebt. Sie nicht?
Der Sommer war relativ gut besucht. Striesen ist ja nicht unbedingt ein Tourismusmagnet, da wirkt sich die Urlaubssaison nicht so aus. Wir konnten wieder normal öffnen, haben von 19 auf 11 Tische reduziert und die neuen Hygienebestimmungen konsequent umgesetzt. Leider kam fast pünktlich zu unserem Dreijährigen der neue Lockdown – quasi als unerwünschtes Geburtstagsgeschenk.

Seitdem herrscht das Prinzip Hoffnung?
Wie ja überall in der Branche. Irgendwann sind dann tatsächlich die versprochenen November- und Dezemberhilfen eingetroffen, so dass wir die gestundeten Mietzahlungen wieder aufnehmen konnten. Dann haben wir im März unsere verkleinerte To-go-Karte aufgelegt. Eine Suppe, eine Vorspeise, drei Hauptgerichte und ein Dessert. Natürlich wöchentlich wechselnd. Dabei gehen wir auch auf Kundenwünsche ein. Das wird ganz gut angenommen.

Auf Dauer ist das aber nix, oder?
Nein. Gerade unsere Gaststätte lebt vom besonderen Ambiente. Wir wollen wieder aufmachen, damit die Gäste das Erlebnis Kanzlei genießen können. Das ist doch auch unser Anspruch. Wir haben ein gängiges Hygienekonzept und stehen in den Startlöchern. Leider sind wir nun auf die Politik angewiesen. Dort will freilich keiner am Ende den Schwarze Peter haben. Für uns zählt nur eins: Hoffentlich ist der Sommer noch nicht verloren. 

Der Außenbereich vor dem Restaurant Kanzlei bietet Platz für 50 Gäste.
Der Außenbereich vor dem Restaurant Kanzlei bietet Platz für 50 Gäste. © Restaurant Kanzlei

Restaurant Kanzlei
Pohlandstraße 18
01309 Dresden
Tel.: 0351/3161488
mail: [email protected]

Alle Interviews mit Gastronomen im Lockdown finden Sie hier.

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