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„Die Freude, die Gastfreundschaft sagt viel mehr als Geld“

Große Hilfe im Lockdown: Unter dem Stichwort „Gastrochecker“ und einer eigenen Sendung im Internet werden Gastronomen, Zulieferer und Winzer sichtbar gemacht.

Von Tom Vörös
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Gastrochecker Kai Hantzsch (re.) stellte kürzlich das Dresdner Restaurant Kanzlei vor. © Restaurant Kanzlei

Kai Hantzsch lebt für die Gastronomie. Wie viele seiner Kollegen, wurde er 2020 vom Corona-Lockdown hart getroffen. Im Interview erzählt er, wie eine langgehegte Idee im Lockdown endlich wahr wurde, wie sie sich zur Leidenschaft entwickelte und wo sich der gelernte Sommelier einmal beruflich übers Wasser tragen ließ.

Auch die Teams der Dresdner Restautants Shiki und Côdô waren in einer Gastrochecker-Sendung zu sehen.
Auch die Teams der Dresdner Restautants Shiki und Côdô waren in einer Gastrochecker-Sendung zu sehen. © contactblue / PR

Wie wird man Gastrochecker?
Entstanden ist die Idee vor ungefähr drei Jahren. Wir wollten schon immer als Vermittler zwischen den Gastronomen und Zulieferern auftreten. Denn wir kommen aus dieser Branche und wissen, worum es dabei geht. Wir alle waren selbst bis letztes Jahr in der Gastronomie tätig, bis wir vom ersten Lockdown getroffen wurden und in die Kurzarbeit gehen mussten. Für uns gab es in dieser Situation zwei Möglichkeiten: Entweder wir gehen in den Baumarkt, holen uns Farbe und renovieren unsere Wohnung. Oder wir machen etwas Sinnvolles für die Gastronomie und geben etwas zurück.

Wie gehen die Gastrochecker dabei vor?
Der Grundgedanke für uns war zu sagen: Wir machen die Gastronomen und deren Abhol- oder Lieferservice für die Leute sichtbar. Diese Idee haben wir dann auch auf die Zulieferer ausgeweitet – der Gemüsehändler, der Winzer, der Käsemacher, der Kaffeeröster etc. Mit ihren Produkten und der Person, die sich dahinter verbirgt. Also wer ist das Gesicht, was macht diese Person aus und warum sollte man dort einmal hingehen.
Wir waren zum Beispiel auch mal in der Dresdner Kaffee- und Kakaorösterei. Dort haben wir dem Zuschauer gezeigt, wie der Kaffee eigentlich entsteht, wie lange es dauert und warum er vielleicht den einen oder anderen Euro mehr kostet als im Supermarkt. Das Ganze machen wir mit Leib, Seele, mit ganz viel Herz. Unsere Sendungen sollen immer so interessant und authentisch wie möglich sein.

Das Konzept wurde also auch coronabedingt auf ein neues Level gehoben?
Ja, aber den Blog soll es ja auch über Corona hinaus weitergeben, die Leute mit spannenden Beiträgen informieren und unterhalten. In der aktuellen Situation wollen wir vor allem den Gastronomen und Zulieferern eine Plattform geben und ihnen mit unserem Wissen und unseren Erfahrungen mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Es ist auch so: Viele Gastronomen sind manchmal über jeden Hinweis von außen dankbar. Wir stehen ja ständig mit anderen Gastonomen und Zulieferern und auch mit den Zuschauern in Kontakt und merken, was da an Feedback zurückkommt. Das macht die Sache für uns so spannend. Dafür leben wir auch ein bisschen.

Wie sind die Resonanzen, wie bekannt sind Sie inzwischen und wo soll die Reise noch hingehen?
Am 23. März 2020 ging das erste Video der Gastrochecker online. Inzwischen bekommen wir deutschlandweit Anfragen. Die Resonanz wächst stetig. Bei Facebook haben wir innerhalb von einem Jahr weit über 5.000 Abonnenten gewinnen können. Positive Reaktionen bekommen wir sowohl von unseren Zuschauern als auch von den Gastronomen, die sehr dankbar für unsere Aktion sind. Die Gastronomie musste ja, neben der Veranstaltungsbranche, die härtesten Rückschlage in der Pandemie erleiden. Seit November gibt es keine Perspektive, und auch jetzt noch nicht. Wir wollen daher ermutigen, weiterzukämpfen und weiterhin kreativ zu sein. Wir merken, dass jeder auf seine Weise sich immer wieder etwas Neues einfallen lässt. Das macht uns allen Hoffnung.

Wollen die Gastrochecker irgendwann hauptberuflich unterwegs sein?
Noch sind die Gastrochecker ein Hobby, eine Leidenschaft. Wir sind ja alle trotzdem in Vollzeit beschäftigt. Ich zum Beispiel als Sommelier im Großhandel in einer Weinabteilung. Natürlich sollen die Gastrochecker irgendwann wirtschaftlich werden. Aber im Moment wollen wir diese unterstützende Funktion für die Gastronomen ausüben. Es gibt auch Sponsoren im Hintergrund, die uns da ein wenig den Rücken freihalten.

Finden Ihre Gastrochecks vor allem in Dresden statt?
Ja, wegen der kürzeren Wege. Aber wir haben zum Beispiel auch im Spreewald oder an der Ostsee gedreht. Unser Gastrochecker Henning kümmert sich um Hamburg und Norddeutschland. Mit Henning habe ich das Projekt gegründet. Je nach Drehort machen wir uns alle drei auf den Weg. Und das machen wir immer sehr gerne, denn die Gastronomen sind stets sehr dankbar. Man spürt diese Freude, diese Gastfreundschaft und das sagt für mich viel mehr als Geld.

Wie kann man sich als Gastronom für eine Sendung bewerben?
Da kann man uns einfach anschreiben – über Facebook, Instagram oder die Homepage.

Stimmt es, dass Sie mal auf dem „Traumschiff“ gearbeitet haben?
Ja, ich war auf dem „Traumschiff“, der MS Deutschland, beschäftigt. Gelernt habe ich bei Arnim Schumann im Luisenhof in Dresden. Dann war ich drei Jahre im Europapark, später in einem Hotel in der Schweiz. Ich war relativ viel unterwegs. Dann nehme ich noch an Meisterschaften der Sommeliers beim DWI, Deutsches Weininstitut, teil.

Wie kann man die Gastrochecker bzw. die Gastronomie zurzeit unterstützen?
Zum Beispiel über unseren Shop auf der Homepage. Denn im Moment geht es verstärkt auch um die Zulieferer, Weingüter, Kaffeeröster etc. Wir haben einen eigenen Kaffee produzieren lassen und wir haben einen eigenen Gastrochecker-Wein. Und ab Mai gibt es einen Gastrochecker-Käse von der Hofkäserei Schönborn.

Die Gastrochecker im Internet

www.die-gastrochecker.com
www.facebook.com/diegastrochecker