Anruf bei: Lutz Hillmann, Intendant des Theaters Bautzen
Bei Augusto-Sachsen.de geben Veranstalter und Gastronomen Auskunft über ihre Sorgen und Hoffnungen, Probleme und Wünsche in Zeiten der Corona-Krise.
Die Corona-Krise trifft Veranstalter und Gastronomen besonders hart. Auf augusto-sachsen.de beantworten sie unsere Fragen zu den Auswirkungen, die die derzeitige Lage auf ihren Betrieb und ihren Alltag hat. Am Mittwoch, 25. März 2020: Lutz Hillmann, Intendant am deutsch-sorbischen Volkstheater Bautzen
Wie geht es Ihnen angesichts des absoluten Veranstaltungsverbots?
Das Schlimmste für einen Theatermann ist ein geschlossenes Theater. Wenn man nicht nur in der Arbeit, sondern auch in seiner Passion ausgebremst wird. Wir haben täglich versucht, durch die Arbeit, unsere Notwendigkeit als Theater nachzuweisen, das ist nun nicht mehr möglich. Da spielt die Angst, vergessen zu werden, eine große Rolle. Andererseits ist es natürlich verständlich, dass derzeit andere Dinge wichtiger sind, aber das Herz kommt damit schwer klar.
Was werden Sie heute tun?
Ich bin in den Abteilungen und Gewerken unterwegs, um zu schauen, wie es geht. Ich treffe mich noch mit der Personalvertretung des Theaters, um über Arbeitszeitregelungen in dieser besonderen Situation zu diskutieren und um möglichst eine Betriebsvereinbarung abzuschließen. Außerdem müssen der Verwaltungsdirektor und ich über den jetzt abzugebenden Haushaltsplan für die nächsten fünf Jahre sprechen und überlegen, wie wir die hochgesteckten Vorgaben unseres Trägers erfüllen können.
Und was hätten Sie heute normalerweise getan?
Ich hätte heute den Kulturbeirat unseres Kulturraumes geleitet, bei dem über die neuen Förderrichtlinien diskutiert worden wäre. Wir hätten außerdem eine Vorbereitungsrunde für den 21. Schüler-Welt-Theatertag am 30. März gehabt.
Gibt es schon einen Plan, wie Sie die unerwartete freie Zeit nutzen?
Ich kann mich über mangelnde Arbeit gegenwärtig nicht beschweren. Wir sind optimistisch und bereiten den 25. Bautzener Theatersommer vor. Den Startschuss für den Kartenvorverkauf gibt es am 4. April an der Theaterkasse - leider ohne Publikum - dafür live gestreamt.
Lässt sich der zu befürchtende finanzielle Verlust irgendwie ausgleichen?
Auf diese Situation ist niemand gefasst, auch wir nicht. Auf Grund der sich täglich ändernden Lage können die Einnahmeausfälle erst beziffert werden, wenn der Spielbetrieb wieder aufgenommen wird. Als Eigenbetrieb des Landkreises Bautzen muss das dann mit dem Rechtsträger besprochen werden.
Was macht Ihnen Hoffnung?
Bestimmte Diskussionen finden nicht mehr statt, es wird nicht mehr jedes Haar in der Suppe gesucht und überbewertet. Das sagt uns doch, wie unwichtig viele Debatten für das große Ganze sind. Mir macht die Hilfsbereitschaft Hoffnung, der Zusammenhalt. Nach der Sorge um ein Zerbrechen Europas, das Einigeln in Nationalstaaten und das Schließen der Grenzen, lässt mich die Solidarität, mit der sich europäische Länder medizinisch helfen, wiederum hoffen.
Können Sie schon generelle Lehren aus dieser Erfahrung ziehen?
Die Situation, in der wir uns befinden ist eine Art Warnschuss der Natur gegen unsere selbstzufriedene Zivilisation. Wir werden uns der Fragilität des so selbstverständlich angenommenen Systems bewusst und werden danach vielleicht demütiger vor den Umständen, in denen wir leben.
Gespräch: Frank Treue