Augusto fragt nach ... in Evi‘s Deko-Café in Bautzen

Restaurantleiter Benjamin Pfeiffer über pfiffige Törtchen, japanische Crêpes und die Experimentierfreude der Oberlausitzer.

Von Marcel Pochanke
Restaurantleiter Benjamin Pfeiffer vor dem Tresen des Evi‘s, in dem Macarons und kunstvolle Törtchen auf naschfreudige Kunden warten.
Restaurantleiter Benjamin Pfeiffer vor dem Tresen des Evi‘s, in dem Macarons und kunstvolle Törtchen auf naschfreudige Kunden warten. © Marcel Pochanke

Evi’s Deko-Café eröffnete 2018 auf Bautzens zentraler Einkaufsstraße im Stadtzentrum und ist ein echter Blickfang. Inhaberin Evelyn „Evi“ Thiemann hat sich damit einen langen Traum erfüllt. Wer bei dem Namen an die Parfümerie Thiemann denkt, liegt richtig: Deren Inhaber Bodo ist Evis Ehemann. Aus einem Projekt, dass die Hausmessen der Parfümerie begleitete, ist das Café entstanden. Dort sorgt Restaurantleiter Benjamin Pfeiffer für dir richtigen Abläufe, die perfekten Aromen und ein positives Klima im Team.
 
Herr Pfeiffer, für unsere Gesprächsreihe mit Gastronominnen und Gastronomen - sind wir da bei Ihnen überhaupt richtig?
Ja! Evi, die Inhaberin, hatte am Anfang die Idee, dass es hier genauso ist wie bei Rosamunde Pilcher. Die Gäste können einen Kaffee trinken und sich die Deko anschauen. Aber wie das mit Plänen ist ... Es ist ein wenig anders geworden ...

Inwiefern?
Es geht doch noch mehr um Kaffee, Törtchen und Kuchen. Dabei ist wichtig, dass alles hochwertig ist. Und selbstgemacht, alles irgendwie besonders. Wir bieten Bubble Waffeln an und japanische Crêpes, das gibt es in Bautzen nur bei uns. Dazu besonders in der kalten Jahreszeit die selbstgemachten Suppen. Und den Kaffee von der Kaffeerösterei aus Dresden, weil die qualitativ genial sind. Auch die Deko bei uns ist ausgefallen. Es sind fast alles Einzelstücke - was da ist, ist da und wenn es verkauft ist, ist es weg.

Was macht japanische Crêpes aus?
Sie sind in der Regel herzhaft und werden immer kalt gegessen. Mit Hühnchen, Lachs oder Tomate/Mozzarella. Jetzt gerade haben wir auch Erdbeer-Spargel-Crêpes mit Orangen-Senf-Dressing und Rucola.

Die kalten Crêpes werden dennoch frisch zubereitet?
Alles ist frisch. À la Minute. Wie fast alles bei uns, bis auf die Suppen und Kuchen.

Evi Thiemann hat sich mit dem Café einen Traum erfüllt. Hier finden Genuss und Dekoration zueinander.
Evi Thiemann hat sich mit dem Café einen Traum erfüllt. Hier finden Genuss und Dekoration zueinander. © Evi's/PR

Wer kommt zu Ihnen? Eher die Bautzener oder Gäste der Stadt?
Ich muss sagen, wir haben in der Corona-Zeit gemerkt, dass die Touristen extrem gefehlt haben. Für Bautzen ist das ein großer Faktor geworden. Von den Bautzenern, die zu uns kommen, sind ein großer Teil Stammgäste. Die haben uns unglaublich die Treue gehalten. Uns ging es dadurch in der Zeit vergleichsweise ok. Auch Personalprobleme haben wir nicht. Und dass es sie insgesamt in der Gastronomie gibt, finde ich ehrlich gesagt gut so. Da haben wir 20 oder 30 Jahre verpennt. Warum wollen von einem Ausbildungsjahrgang manchmal nur drei oder vier in dem Bereich bleiben? Das liegt am Umgang mit ihnen. In der DDR, die ich selbst nicht mehr erlebt habe, wurde zu den Menschen im Gastgewerbe aufgeblickt. Und heute? Das wurde seit den 90ern vertan, durch die Fünf-Euro-Läden, wo das Essen billiger ist als der Wareneinkaufspreis.

Wie halten Sie Ihr Personal bei Laune?
Das Team ist großartig. Wir geben viel freie Hand. Lukas zum Beispiel hatte eine Idee für einen Bautzener Senfkuchen. Mit Himbeerspiegel. Den konnte er sofort umsetzen. Und? - In drei Stunden war der alle.

Kann man vom Deko-Stil auf das Essen bei Ihnen schließen und andersherum?
Nein. Bei uns ist alles verkäuflich außer den Tischen und dem Personal. Die Deko wechselt permanent saisonal. Besonders in der Weihnachtszeit. Am letzten Oktobersamstag ist hier Weihnachtsmesse. Für die Frauen ist das der Himmel auf Erden. Für die Männer ... naja. Dann glitzert hier alles, für die Vorbereitung machen wir das Café zwei Tage lang zu.

Hat das Evi‘s eine Hauptsaison?
Schwer zu sagen. Sommer und Winter sind schon extrem. Wir haben mit dem Wenzelsmarkt schließlich den ältesten Weihnachtsmarkt der Welt hier in der Stadt. Im Frühjahr und Herbst ist es weniger, weil die vielen Touristen fehlen. Die kommen aus Hamburg, aus Köln, aus dem Schwarzwald, von überall her. Dabei haben wir im Sommer mehr westdeutsche Gäste, im Winter mehr aus dem Osten.

Wer eher auf Herzhaftes steht, kommt bei den japanischen Crêpes auf seine Kosten.
Wer eher auf Herzhaftes steht, kommt bei den japanischen Crêpes auf seine Kosten. © Evi's/PR

Gibt es zwischen Ost und West einen Unterschied beim Deko-Geschmack, den Sie bemerken?
Eigentlich – nein. Beim Essen schon. In Westdeutschland wird lange nicht so viel Kuchen gegessen! Dabei ist unsere Eierschecke der Renner hier. Wenn es gut läuft, gehen da drei Torten am Tag weg.

Wie experimentierfreudig sind die Gäste aus Bautzen und der Oberlausitz bei Ihnen, wenn es ums Essen geht?
Nicht sehr… Das sind eben Granitköppe! Aber dann passieren wieder Dinge wie mit dem Senfkuchen, den ich erwähnt habe. Man muss Überzeugungsarbeit leisten. Und wenn man die Menschen hat, dann vertrauen Sie einem. Dann muss das Zeug aber auch schmecken! Das Erdbeer-Basilikum-Törtchen, noch so ein Beispiel, wird sehr gerne gegessen.

Sie haben die Weihnachtsmesse angesprochen. Finden im Deko-Café noch andere solche Events statt?
Nicht bei uns. Aber in der Stadt, das wirkt sich bei uns aus. Nehmen wir die Romantica oder natürlich Ostern, das in Bautzen etwas ganz Großes ist. Wir werden aber hin und wieder für Events gebucht, gerade erst für die Hauptversammlung eines Clubs. Die statten wir zum Beispiel mit Macarons und Törtchen aus.

Wie sehen Sie die Entwicklung von Bautzen, gerade was die Attraktivität für Gäste angeht?
Ich bin erst seit 2020 hier, war vorher vier Jahre bei Schumanns in Kirschau. Da fällt mir das Urteil nicht so leicht. Die Resonanz, die ich höre, ist aber überwältigend. Die Stadt, die Sauberkeit, die Freundlichkeit der Menschen vor allem werden oft gelobt. Bautzen ist mehr als der Knast und rechts. Es ist echt schön hier.

Deko anschauen (und wenn man will kaufen) und einen frisch gebrühten Kaffee trinken - oder andersherum.
Deko anschauen (und wenn man will kaufen) und einen frisch gebrühten Kaffee trinken - oder andersherum. © Evi's/PR

Welche Zukunftspläne gibt es für Evi’s`?
Erst einmal soll es so weitergehen. Wir haben halbwegs Corona überlebt. Nun wollen wir sein, wie wir sind. Natürlich ändern sich das Angebot und die Törtchen immerfort. Die sind unser Aushängeschild – neben dem Frühstück! Darauf legen wir großen Wert. Das romantische Frühstück ist besonders gefragt.

Welche Trends beobachten Sie als Restaurantleiter in einem Café, in dem es viel um Trends geht?
Es geht hin zu immer weniger Süße, ganz klar. Wir arbeiten nur mit dem Zucker, der unbedingt sein muss. Es wird frisch und leicht, mehr mit Joghurt als Sahne. Und auf den Kaffee wird geachtet: Der muss stimmen! Dazu kommen raffinierte Suppen gut an. Wie gerade Ricotta-Spinat bei uns.

Regionalität ist auch so ein Trend. In den Regalen und auf der Karte finden sich zum Beispiel viele Produkte der Sächsischen Spirituosenmanufaktur. Weil die Sachen aus der Region kommen, oder aus Gründen der Qualität?
Die Qualität ist absolut überzeugend. Ich habe bei Schumann’s die Bar verantwortet, ich weiß also, wovon ich spreche. Wir bieten auch Erzeugnisse von der Sächsischen Schokoladenmanufaktur an, Marmeladen von Martin Bäns aus Bautzen oder Weinböhlaer Landnudeln aus Emmer. Diese Sachen sind wirklich gut. Deswegen bieten wir sie an.
 

Evi’s Deko-Café

Reichenstraße 24
02625 Bautzen

Telefon: 03591 5318302

E-Mail: [email protected]

Internet: www.evis-deko-cafe.de

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„Alles ist verkäuflich außer den Tischen und dem Personal“: Benjamin Pfeiffer im großen Deko-Stöber-Areal im hinteren Bereich des Cafés.
„Alles ist verkäuflich außer den Tischen und dem Personal“: Benjamin Pfeiffer im großen Deko-Stöber-Areal im hinteren Bereich des Cafés. © Marcel Pochanke

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