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Augusto fragt nach … in der Wurzelküche in der Dresdner Neustadt

Inhaberin Christine Langhammer will in der Neustadt eine Oase für gutes Essen und Menschlichkeit zugleich bieten.

Von Marcel Pochanke
Augusto fragt nach … in der Wurzelküche in der Dresdner Neustadt
Christine Langhammer vor der Wurzelküche an der Alaunstraße in der Dresdner Neustadt. © Wurzelküche/PR

Frisches, schnelles und gesundes Essen, welches vor den Augen der Gäste zubereitet wird, das lecker schmeckt und sättigt, ohne zu ermüden. Das gibt es in der Wurzelküche am Eingang zur Dresdner Neustadt. Die Einrichtung ist noch nicht lange fertig. Draußen grünen Kräuter in Betonkästen und im Garten. An der Eingangstür fallen die Schmetterlinge auf, die bei näherem Hinsehen künstlerisch Brüche im Glas überdecken. Drinnen „kannst Du abschalten und Deine Mahlzeit in einem freundlichen, menschlichen und natürlichen Ambiente in der bunten und lebhaften Neustadt genießen“, so beschreibt es die Inhaberin.
 
Frau Langhammer, wir hatten schon vor etwa einem Jahr Kontakt. Damals, sagten Sie, dass noch vieles unklar sei und Sie lieber später mit Augusto sprechen. Was ist seitdem klarer geworden?
Unser Konzept hat sich entwickelt und als gut herausgestellt. Vieles von dem, was ich mir gewünscht habe, ist wahr geworden. Wir können nun für die Wurzelküche den eigenen Garten nutzen und unsere Bioabfälle dort verwerten. Es sind schöne Dinge passiert, die müssen erzählt werden. Die Leute sind gern bei uns, und das Essen ist schuldfrei: Es sind keine Tiere gestorben oder wurden Kälber von ihren Müttern fortgenommen. Es fühlt sich alles richtig an. Und trotzdem. Noch finden nicht so viele Gäste zu uns, wie es für die Neustadt und das Konzept sein sollte. Ich denke, dass das vor allem an den Aktionen der Antifa liegt, die uns sehr zugesetzt haben. Und die einfach nicht gerechtfertigt sind.

Auch ich habe von den Vorwürfen gehört.
Ich bin doch nur ein Mensch – wie wir alle. Und alle sind so verschieden, geeint durch das Menschsein und die Grundbedürfnisse: Liebe, ein sicheres Zuhause, sorgenfrei leben. Das ist mit vor allem in meiner Zeit in Südafrika richtig klargeworden. Dann komme ich nach Deutschland zurück. Hier geht es allen so gut im Vergleich. Und so viele sind dennoch verstritten und frustriert.

Ist diese Erfahrung auch eine, die sie in dem Restaurant verwirklichen?
Ja. Auf jeden Fall.

Wie sehen Sie die Rolle der Wurzelküche in der Neustadt, in der es gerade ein bewusstes und auch vegan orientiertes Publikum aber auch einige entsprechende Angebote gibt?
Wir wollen eine Oase der Menschlichkeit sein. Hier ist jeder willkommen. Egal welche Anschauung, Hautfarbe oder sexuelle Orientierung er oder sie hat. Nichts ist perfekt. Manche, die herkommen, sagen, das Lokal hat ein studentisches Feel. Wir hatten anfangs gar keine Möbel, bei Ikea kamen wir in der Corona-Zeit nicht rein. Da haben wir bei Hornbach Gartenmöbel geholt und das Restaurant ausgestattet. So sind wir… authentisch. Wir wollen auch um die Wurzelküche herum ein Paradies schaffen. Nur schade, dass uns die Neustadt, in die wir doch damit perfekt passen, noch nicht so entdeckt hat oder sogar meidet wegen der Anschuldigungen, die einfach nicht stimmen.

Die Wurzelküche bietet veganes Catering für bis zu 100 Personen an.
Die Wurzelküche bietet veganes Catering für bis zu 100 Personen an. © Wurzelküche/PR

Stein des Anstoßes war eine hier geplante Lesung der Bücher aus der Anastasia-Reihe. Wird es künftig Lesungen oder Veranstaltungen geben?
Wir wollen damit wieder anfangen. Lesungen soll es auf jeden Fall geben, aber nicht aus der Anastasia-Buchreihe. Auch Themenabende, Vorträge und so weiter schweben mir vor.

Gibt es dafür schon konkrete Termine?
Nein, aktuell geht die Kraft da hinein, dass die Wurzelküche sich stabilisiert. Durch die schwierige Lage musste ich meinen Angestellten kündigen und mache künftig alles allein. Aber ich möchte das erhalten – und auch mit Veranstaltungen.
Wenn ich das noch ergänzen kann: Wir müssen auch von der Politik mehr beachtet werden. Wenn man auf Nachhaltigkeit und Regionalität setzt – regionaler als bei uns geht es kaum! Lasst uns doch zusammenarbeiten. Auch davon, mit anderen gemeinsam Gärten zu bewirtschaften und das eigene Essen anzubauen, träume ich.

Ist vielleicht auch die Partylastigkeit der Neustadt, die sich entwickelt hat, eine zusätzliche Schwierigkeit für ein Angebot wie das Ihre?
Ich habe manchmal den Eindruck, die Menschen hier haben die Neustadt schon aufgegeben. Sie haben aufgehört, den Müll vor den Türen wegzuräumen. Sie haben aufgehört, die Polizei zu rufen, wenn sie Drogendealer sehen. Es braucht wieder mehr Bewusstsein, hier etwas Schönes entwickeln zu wollen. Spielplätze in einer grünen Oase … was kann man mehr wollen?

Wie viel von dem, was es hier zu essen gibt, ist in der Neustadt selbst angebaut?
Nur ein kleiner Bruchteil. Mehr Platz ist nicht da. Vor allem ist es in diesem Jahr Mangold, den wir den Salaten beimischen. Aber auch Tomaten, Chilis, Grünkohl und Bohnen waren dabei. Den Garten gibt es ja erst seit April! Da war vorher nichts, und nun essen wir hier davon.

Ich habe gelesen, dass jeder, der mitgärtnern will, willkommen ist?
Ja, auf jeden Fall. Einfach an mich wenden. Das Ziel ist die essbare Stadt, daran wollen wir arbeiten.

Blick ins Innere: Die Tische vom Baumarkt sorgen für einen rustikalen, gemütlichen Charme.
Blick ins Innere: Die Tische vom Baumarkt sorgen für einen rustikalen, gemütlichen Charme. © Wurzelküche/PR

Sie schreiben auf der Internetseite der Wurzelküche, dass sie von Ihrer Großmutter das vegetarische und vegane Kochen haben. Und dann weiter mit exotischen Gewürzen experimentiert haben. Das stelle ich mir in der DDR nicht so einfach vor …
Das stimmt. Meine Großmutter war die Außenseiterin in der Familie. Sie hat alle genervt mit Tierschutzbriefen, die sie schrieb. Mich hat es sehr berührt. Und sie hat mir das Kochen beigebracht. Was sie alles in ihren Schränken und im Kühlschrank hatte … Als Studentin war ich dann schon Vegetarierin. Und habe dennoch Tierproduktion studiert. Ich habe im Schweinestall und im Kuhstall gearbeitet und aus erster Hand erlebt, was dort passiert. Es war fürchterlich.

Vor der Wurzelküche parkt ein Fahrrad mit zwei Essensboxen. Damit liefern Sie aus?
Ja, wir liefern alles mit dem Fahrrad. Von Lieferando und allen vergleichbaren Anbietern haben wir uns losgesagt. Wir sind ein komplett klimaneutraler Lieferservice. Alle Verpackungen sind aus Pappe… wir geben uns wirklich Mühe. Und alles wird frisch gekocht.

Was würden Sie sagen ist das Lieblingsessen der Neustädter bei Ihnen?
Das sind die Tagesgerichte, immer mit Riesensalatbeilage. Die Portionen sind sehr generös. Und das geht am besten weg. Aber auch Kartoffeln mit veganem „Kwark“, ebenso die Reisbowls. Und ganz wichtig: der hausgebackene Kuchen. Den bieten wir auch zuckerfrei und glutenfrei an. Wir werden immer gesünder! Das Menü haben wir im letzten Jahr komplett auf vegan umgestellt. Da steckte eine sehr konsequente Mitarbeiterin dahinter. Und ich bin heute sehr glücklich darüber. Und es schmeckt alles so lecker!

Der kommende Winter – ist das eine gute Saison für die Wurzelküche? Oder brauchen Sie eher den Sommer?
Der Winter wird schon gut. Es ist der erste, in dem wir so öffnen können. Und wir haben viele Sitzplätze hier drin. Sie wissen schon… die aus dem Baumarkt.

Der Tresen ist das Herzstück des Lokals.
Der Tresen ist das Herzstück des Lokals. © Wurzelküche/PR

Sie bieten auch Caterings an?
Ja, bis zu 100 Leute können wir verwöhnen. Mit hausgemachten Gemüsepasten, Wraps oder Quiche zum Beispiel. Alles schön dekoriert mit essbaren Blüten. Da hätten wir auch gern noch mehr Nachfrage. Nächsten Mittwoch etwa ist wieder eine Firma dran, die bestellt einmal im Monat ein großes Frühstück für alle. Da haben wir richtig zu tun und freuen uns. Wenn wir zehn davon hätten, wären wir einige Sorgen los.

Wichtig für die Neustädter ist das Frühstück …
Das muss man bei uns sonntags vorbestellen. Aber es lohnt sich. Es gibt richtig leckeres veganes Rührei zum Beispiel zu einem English Breakfast mit veganen Würstchen, die sind super lecker. Natürlich mit frisch gepressten Säften. Und manchmal ist auch Livemusik da. Das möchten wir auch mehr: Künstler bei uns haben, die sich zeigen wollen. Vor allem aber mehr neugierige Gäste, die sich selbst davon überzeugen, wie gut man sich bei der Wurzelküche fühlen kann.
 

Wurzelküche - "gesundes & veganes Essen für Dresden"

Alaunstraße 11
01099 Dresden

Telefon: 0351-85091380 oder 0176-604 66 876
E-Mail: [email protected]
Internet: www.wurzelkueche.de
Spendenaktion für die Wurzelküche bei Betterplace

Dank der Wurzelküche ist es am Eingang der Dresdner Neustadt ein bisschen grüner geworden.
Dank der Wurzelküche ist es am Eingang der Dresdner Neustadt ein bisschen grüner geworden. © Wurzelküche/PR

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