Augusto fragt nach … in der Mora Bar und Hostel Mondpalast in Dresden
Inhaber Michael Lottes über die Nachfrage nach Hostelbetten in Dresden, Biere aus der Stadt und die Sehnsucht nach einer autofreien Straße.
Wo heute das Hostel Mondpalast und die Bar Mora sind, war schon seit 1843 eine Kneipe in der Dresdner Neustadt. Modern, offen und einladend präsentiert sich heute die Bar als Treffpunkt von Dresdnern und Gästen gleichermaßen – ganz im Sinne von Inhaber Michael Lottes, der Mora, das damals noch Bon Voyage hieß, und Mondpalast 2018 übernahm.
Herr Lottes, wir sitzen in der Mora Bar, die gleichzeitig Rezeption und Aufenthaltsbereich für das Hostel ist. Was ist aus wirtschaftlicher Sicht wichtiger, Bar oder Hostel?
Das Hostel, ganz klar.
Wie ist jetzt im Mai die Buchungslage? Spüren Sie noch Corona-Nachwirkungen?
Die Lage ist Hammer! Es läuft, da ist ein großer Nachholbedarf. Wir sind sehr gruppenlastig, kriegen zum Beispiel gerade eine Choranfrage nach der anderen. Die machen jetzt ihre Konzerttourneen, die sie so lange lassen mussten. Oder auch Schulklassen. Einiges mussten wir leider schon absagen.
Bekommen Sie die Nachfrage auch personell gestemmt? Da hat Corona bekanntlich das Angebot ausgedünnt.
Das ist extrem schwierig. Wir kriegen es hin mit großem persönlichen Einsatz, einschließlich mir. Aber auch alle anderen arbeiten gerade mehr als sie eigentlich wollten. Es schüttelt sich so zurecht, braucht aber noch etwas, um in richtige Routinen zu kommen
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Wie international sind Ihre Gäste? Die Speisekarte im Netz gibt es beispielsweise nur in Englisch.
Das stimmt, der Auftritt ist weitgehend Englisch. Der größte Teil unserer Gäste sind Deutsche. Wir wollen dabei aber interessant sein als Hostel für internationale Backpacker. Wir verstehen die Bar und das Café als Treffpunkt für die ganzen internationalen Gäste, die in der Stadt leben.
Dazu gehört dann auch der German Conversation Stammtisch?
Den gibt es jeden Donnerstag bei uns, da kommen die diversesten Leute. Das wechselt, einmal ist es auf Deutsch, die folgende Woche auf Englisch. Man hat eine gemeinsame Sprache. Gerade in den englischen Wochen kommen auch viele Dresdner, die Lust auf die Sprache und Kennenlernen von anderen Leuten haben.
Konzerte finden bei Ihnen auch gelegentlich statt. Soll das künftig noch mehr werden?
Wir haben eine Kleinkunstbühne, so würde ich es nennen, 40 bis 50 Gäste passen rein. Das ist schön für unsere Hostelgäste und die Dresdner. Und es bringt Leben rein. Alle zwei Monate findet da auch der Story Slam statt. Wer will, kann seine Geschichte zum Besten geben, wahlweise auf Deutsch, viele sprechen Englisch.
Offen für Hostelgäste und Dresdner, gilt das auch für das Frühstücksbuffet für 7,50 Euro? Das Angebot kann auch jeder von außerhalb nutzen?
Ja.
Sie haben vor allem lokale Biere im Angebot. Fragen das die Gäste gezielt nach?
Ich finde, das passt gut zum Hostel. „Was wäre für dich als Tourist ansprechend?“ frage ich mich. Radeberger kennt jeder, das muss es nicht sein. So haben wir Elbhang Rot aus der Neustädter Brauerei am Zapfhahn. Und auch sonst mit Lohrmanns, Molekühl oder Viervogel Pils Dresdner Kreationen von kleineren Anbietern.
Das Hostel Mondpalast gibt es hier gefühlt schon immer, die Bar Mora ist dem Namen nach recht neu. Wie kommt der Name zustande?
Das ist ein Pausenzeichen in der Musik. Aber Moment …. [Michael Lottes schaut in seinem Smartphone] … Es ist ein „Dehnungszeichen ist in der Quadration von Neumen". Dass ich mir das nicht merken konnte... Auf den Namen sind wir einfach gekommen, weil der Ort viel mit Musik zu tun hat.
Als Betreiber des Mondpalast und auch des Lollis Homestay – wie schätzen Sie die Hosteldichte hier in der Dresdner Neustadt ein? Ist eine Sättigung erreicht oder noch Raum nach oben?
Fragen Sie mich das im Winter, da gebe ich sicher eine andere Antwort als jetzt im Sommer, wo die Nachfrage enorm ist. Es ist sicher sehr saisonabhängig und pegelt sich insgesamt ein. Einige kleinere Anbieter, die es gab, sind inzwischen wieder weg.
Sie bieten Co-Working an. Wie funktioniert das?
Man sitzt direkt hier im Café und kann Strom und schnelles Netz nutzen. Du sitzt nicht allein für dich, kannst dich austauschen. Und du musst nichts bestellen, um geduldet zu werden. Für drei Euro pro Stunde oder 14 Euro pro Tag gibt es den Arbeitsplatz und Filterkaffee ist inklusive. Das nutzen Dresdner genauso wie die Digital Nomads, die im Hostel leben, tagsüber hier arbeiten und dann weiterziehen.
Wir sitzen direkt an der Louisenstraße, vor uns parken und fahren Autos. Hand aufs Herz: Autofreie Louisenstraße - ja oder nein?
Absolut, ich bin dafür! Das würde die Lebensqualität enorm verbessern. Klar muss Belieferung weiter möglich sein. Aber wenn hier Raum wäre statt parkende Autos, wäre das das Beste, was uns passieren könnte. Ich habe den Eindruck, da fehlt den Menschen hier manchmal noch die Phantasie.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft von Mora und Mondpalast?
Aktuell sind wir noch mit überleben beschäftigt. Nicht finanziell, sondern dass wir durch die Abläufe und Personallage ein entspanntes Team bekommen. Das ist meine tägliche Herausforderung. Ansonsten würde ich gern weitermachen mit Veranstaltungen und Events. Das Ziel ist, dass wir der Treffpunkt sind für die Dresdner und die Gäste der Stadt.
Mora Bar und Hostel Mondpalast
Louisenstraße 77
01099 Dresden
Telefon: 0351 563 4050
WhattsApp: 0152 23255257
E-Mail: [email protected]
Internet: www.morabar.de
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