Augusto fragt nach … im Wulbert’s Café und Bar in Dresden

Inhaberin Wiebke Ulbricht hat dem ehemaligen „Goldenen Pfeil“ in der Dresdner Neustadt eine ganz neue Ausrichtung gegeben. Und findet, das hat sich gelohnt.

Von Marcel Pochanke
Grüntöne, Gemütlichkeit und Genuss für jeden: Wiebke Ulbricht in ihrem „Wulbert‘s“
Grüntöne, Gemütlichkeit und Genuss für jeden: Wiebke Ulbricht in ihrem „Wulbert‘s“ © Marcel Pochanke

Be a Wulbertinger! Erlebe Geschichten! So wirbt das Wulbert’s unweit des Bahnhofs Dresden-Neustadt um Gäste. Seit 2016 gibt es dort, wo vorher die rauchverhangene Kult-Spelunke „Goldener Pfeil“ war, das Kontrastprogramm: Helle Räume, eine Vielfalt an veganen und vegetarischen Speisen, regionales Fleisch, Kuchen, Desserts und Cocktails. Eine Kinderspielecke gibt es ebenso selbstverständlich wie süffiges Bier vom Fass.
 
Frau Ulbricht, das Rätsel, woher der Name „Wulbert’s“ für das Lokal kommt, ist seit ich Sie und Ihren Namen kenne, nun gelöst. Wie sind Sie zu Ihrem „Wulbert’s“ gekommen?
Ich wollte nach meiner Ausbildung nicht immer nur kellnern. Und habe ein eigenes Lokal gesucht. Als ich erfahren habe, dass hier eines seit einiger Zeit leer steht, habe ich zugegriffen.

Hatte es auch mit der etwas dezentralen Lage zu tun, dass sich hier nicht gleich ein Betreiber fand?
Die Lage ist tatsächlich zweischneidig. Man ist hier gastronomisch sehr allein, Touristen kommen selten. Aber dafür gibt es ein großes Potenzial für Stammgäste aus den umliegenden Straßen.

Gab es zunächst Reibungsprobleme, weil Ihre Ausrichtung so ganz anders ist als der Vorgänger, der „Goldene Pfeil“?
Der „Goldene Pfeil“ war eine Institution. Aber er hatte eine ganz andere Zielgruppe als unsere. Dass wir es so nicht weitermachen, war klar. Und wir hatten schnell eine neue Stammkundschaft zusammen. Das sind jetzt weniger die älteren Damen und Herren, sondern junge Menschen, junge Familien. Aber zu uns kann man trotzdem auch die Großeltern oder Eltern mitbringen zum Essen, unser Angebot ist absichtlich nicht zu speziell. Wir sind auch nicht rein vegan, hier werden alle zusammen froh, das ist der Vorteil.

Ist der Skatabend ein Überbleibsel von früher?
Gab es so etwas im „Pfeil“? Nein, das hat sich bei uns ergeben, weil Bekannte das gut fanden und angeregt haben. Das Skatturnier findet am Wochenende (2. April) zum ersten Mal seit Langem wieder statt und muss sich jetzt erst wieder etablieren.

Mit Fleisch oder ohne? Geht beides: links Rostbrät‘l aus regionalem Schweinenacken, mariniert in Bier, dazu Bratkartoffeln, Bierzwiebeln und Sauerkraut. Rechts die vegane Kohlroulade gefüllt mit Steinpilzen, dazu Kartoffelstampf und Bierzwiebeln.
Mit Fleisch oder ohne? Geht beides: links Rostbrät‘l aus regionalem Schweinenacken, mariniert in Bier, dazu Bratkartoffeln, Bierzwiebeln und Sauerkraut. Rechts die vegane Kohlroulade gefüllt mit Steinpilzen, dazu Kartoffelstampf und Bierzwiebeln. © Wulberts/Montage mp

Sie wollen Kulturveranstaltungen anbieten, sind da aber dann etwas auf die Bremse getreten?
Ja, das hat nicht so zusammengepasst. Die Gäste, die nicht wegen der Kunst kommen, wollen sich unterhalten, die Künstler Aufmerksamkeit. Das ist nicht einfach mit der Balance. Wenn zum Beispiel lokale Bands auftreten möchten, würden wir das aber weiter machen, nur nicht im so großen Rahmen.

Verspieltes findet aber statt, zum Beispiel ein Kneipenquiz?
Da hatten wir die Macher aus dem „&Rausch“ zu Gast. Was bei uns besonders gut ankam war ein Speed-Dating! Oder ein Stadt-Land-Fluss-Turnier, das wurde sehr gut angenommen. Das machen wir auch wieder.

Die Küche ist sowohl klassisch als auch orientalisch. Kann man daraus auf die Köche schließen?
Tatsächlich verdanken wir die orientalischen Gerichte einem Neuzuwachs in unserem Küchenteam, der brachte den Touch hinein. Für unsere Speisen gilt generell, dass sie überwiegend vegan sind, wir bieten aber auch drei Fleischgerichte an.

Das Fleisch beziehen Sie von der Tharandter Spezialitätenmanufaktur. Wie kam es zur Zusammenarbeit?
Ein früherer Koch hatte die Beziehungen dorthin. Das hat uns überzeugt, weil wir wert legen auf eine gute Fleischqualität aus der Region.

Leben Sie selbst vegan?
Ich bin Fleischesserin. Aber uns war klar, dass hier viele Menschen auf eine fleischlose Ernährung achten. Und es hat sich gezeigt, dass die Leute deswegen gezielt zu uns kommen. Ich selbst bin auch von der Richtigkeit veganer Ernährung überzeugt, habe den Schritt nur noch nicht ganz geschafft. Ich gleiche das aus, indem ich es viel anbiete.

Blick in die gute Stube des "Wulbert's".
Blick in die gute Stube des "Wulbert's". © Wulbert's/PR

Ist Ihr reichhaltiges To-Go-Angebot ein Corona-Kind?
Das hatten wie zuvor schon, eher inoffiziell. Dann haben wir es mehr beworben, das brachte ein kleines Wachstum. Aber die Leute kommen vor allem hierher, um zu verweilen.

Das Wulbert’s hat jetzt auch einen Wulbert’s-Food Truck?
Der startet gerade, das Projekt hat etwas Zeit gebraucht, gerade weil Personal bekanntlich knapp ist. Wir müssen ihn nun nur noch fertig besprühen. Ab Juni ist er zu einigen Aufträgen unterwegs, die schon gebucht sind. Da müssen wir allmählich reinwachsen. Er fährt zu Festivals, und eine Thai-Kampfsportgruppe, die bewirtet werden will, hat ihn gebucht.

Das Angebot aus dem Truck ist das gleiche wie im Lokal?
Bei den Festivals machen wir Teigtaschen mit Hausmannskost gefüllt. Also Burger-, Currywurst- oder Makkaroni und Jagdwurst-Füllung. Das ist immer flexibel an den Auftraggeber angepasst.

Ist die Vermietung ein großes Thema für das Wulbert’s?
Ja, tatsächlich haben wir immer wieder und demnächst endlich wieder mehr Gesellschaften. Hochzeiten, Taufe, Jugendweihe, Schuleinführung … wie das so ist.

Waschbär mit Geweih: das Markenzeichen.
Waschbär mit Geweih: das Markenzeichen. © Wulbert's/PR

Gibt es noch weitere Pläne wie den Food Truck?
Der Food Truck ist der große neue Plan, da fange ich erst einmal nicht noch was Anderes an. Aber was anliegt wird der Ausbau der Sonderveranstaltungen wie Spieleabende und der Vermietung.

War alles in allem damals die richtige Entscheidung, es zu wagen und das Wulbert’s genau hier als Nachfolger des „Goldenen Pfeil“ zu eröffnen?
Ja, ich bereue das auf gar keinen Fall. Wir fühlen uns sehr wohl mit unserem Kiez-Kneipchen hier.
 
 

Wulberts Café und Bar

Rudolfstraße 2
01097 Dresden

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Draußen kann man es sich ebenso schmecken lassen.
Draußen kann man es sich ebenso schmecken lassen. © Wulbert's/PR

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