Augusto fragt nach … im V-Cake in Dresden
Seit dem 6. Januar haben die neuen Inhaber Matthias Mandlmeier und Stefan Graumüller das vegane Kult-Café wieder geöffnet. Was bleibt? Was wird neu?
Das V-Cake hatte bei vielen Kultstatus als Anlaufstelle für veganen Kuchen, Kaffee und andere kleine Verwöhn-Sachen. Beinahe wäre es geschlossen worden, aber dann tauchten Matthias Mandlmeier und Stefan Graumüller auf und übernahmen das gemütliche Café an der Rothenburger Straße in der Dresdner Neustadt. Seit dem 6. Januar ist wieder geöffnet. Geblieben ist dabei der Mix: Veganer Inhalt aus dem 21. Jahrhundert aus Tassen und Tellern wie vor 100 Jahren, dazu passend ebenfalls antikes Interieur. Hier soll man gern verweilen und die Zeit vergessen.
Matthias, Stefan – ist es so, dass ihr das Café von der Vorbesitzerin bei eBay gekauft habt?
Eigentlich ja. Leute, die uns kannten, haben uns den Link geschickt.
Aber ihr kanntet das V-Cake vorher?
Ja. Wir leben in der Neustadt.
Was ändert sich mit euch hier im Laden?
Wir haben ihm erst einmal einen neuen Anstrich verpasst. Und legen mehr Wert auf das Frühstück. Vorher hatte es da nur das Sonntagsbrunch gegeben. Bei uns ist das Frühstück dauerhaft ein wichtiger Baustein. Wir fangen ab Sonntag vermutlich aber auch wieder mit dem Brunch an. Grundsätzlich bleibt alles 100 Prozent vegan, alles ist hausgemacht, was geht. Kuchen und Torten etwa machen wir komplett selbst, auch die herzhaften Speisen.
Werden wir konkret: Da ist zum Beispiel der Karotten-Lachs an Fisches Stelle auf der Karte. Wie muss ich mir den vorstellen?
Das sind dünn gehobelte Karotten, leicht angekocht. Dann bekommen sie durch eine Marinade das Rauchige, das sie dem Lachs sehr ähnlich macht.
Was hat euch bewogen, eure Jobs bei dem Italiener in der Altstadt, bei dem ihr vorher gearbeitet habt, aufzugeben und das hier anzupacken?
Der Gedanke der Selbständigkeit war schon länger da. Wir haben eher auf die Gelegenheit gewartet. Wir leben in der Neustadt und mögen sie lieber, auch vom Publikum her. Seit wir hier offen haben, hatten wir noch keinen Gast, wo man dache „bitte komm nicht wieder“. Auch das abendliche Publikum ist super.
Bis jetzt hab ihr abends aber noch geschlossen …
Der Abend ist in Planung, sicher jedoch nicht bis 3 Uhr nachts. Aber bis 22 Uhr könnte kommen. Das hängt an der Schankerlaubnis, die nach deutschen Regeln wiederum an der 2. Toilette hängt, die wiederum am Aufwand und Geld für den Einbau hängt.
Ist das Stammpublikum dem V-Cake nach dem Inhaberwechsel treu geblieben?
Auf jeden Fall. Wir hatten eine tolle Resonanz, viele sind glücklich, dass es weitergeht. Außerdem locken wir mit unserem Angebot ein anderes, noch jüngeres Publikum an, ohne das bisherige vor den Kopf zu stoßen.
Seid ihr selbst Veganer?
Matthias Mandlmeier: Ich lebe komplett vegan.
Stefan Graumüller: Ich lebe vegetarisch.
Matthias Mandlmeier: Aber er ist auf einem guten Weg.
Stefan Graumüller: Es scheitert bloß am Käse.
Muss man sich beim Kochen sehr umstellen, wenn man aus der Altstadt in ein veganes Café wechselt?
Anfangs ja. Vieles, das man mal gelernt hat, kann man so nicht anwenden. Aber man entwickelt sich schnell weiter und sammelt Erfahrung, wie die Produkte sich verhalten. Nach ein paar Wochen hat man das drauf.
Die Preise für Fleisch und Milchprodukte steigen. Ist man da als veganer Anbieter der lachende Dritte?
Vegane Zutaten sind ohnehin recht teuer. Die Verfügbarkeit ist auch nicht sonderlich gut, bis vor ein paar Jahren war das besonders schwierig, alles zu bekommen. Es ist ja nicht nur Gemüse, es sind auch viele verarbeitete Lebensmittel. Wir merken das auch: Seit Januar haben sich die Getränke schon im Einkauf verteuert, die Kontoführungsgebühr …
Wichtig ist an der Stelle auch: Bei uns gilt für alle Mitarbeitenden ein Mindestlohn von 15 Euro pro Stunde. Das ist unsererseits ein Zeichen der Wertschätzung. Auch wenn es finanziell manchmal weh tut - wenn das Konzept daran scheitert, dann ist es wohl einfach nicht gut. Wir beschäftigen Student*innen, die müssen bei uns für ihren Minijob kürzer arbeiten, um auf das Geld zu kommen. Sie sollen sich auf ihr Studium konzentrieren.
Wie überzeugt ihr den, der euch noch nicht kennt, zu euch zu kommen?
Vor allem was Kuchen und Torten angeht, kann man hier super jemandem zeigen, dass veganes Essen keinen Verzicht bedeutet. Es geht nicht darum, das eine oder andere zu verteufeln. Hier bei unserem Kuchen würde keiner, der es nicht weiß, sagen, dass er vegan ist. Und damit es keine Missverständnisse gibt: Auch vegan lebende Menschen möchten mal ein ungesundes Stück Kuchen essen! Aber ohne dass Tiere leiden …
Ist es vor allem das Tierleid, dass euch zum Vegetarier und Veganer werden ließ?
Es ist nie das eine, es ist immer die Mischung: Klima, Umweltschutz, das Tierleid, das sicher an erster Stelle steht. Und ein bisschen macht man es auch für sich selbst.
Im V-Cake gab es einst auch Veranstaltungen: Konzerte, die Kamingespräche. Ist das wieder angedacht?
Vermutlich gibt es die ab März oder April wieder. Und wenn es sich einspielt, dann wird es immer mehr davon geben. Auch die Macher vom Cakeswing, der hier sehr beliebt war, haben schon wieder angefragt.
Welche weiteren Pläne und Ideen habt ihr für das V-Cake im Kopf?
Erst einmal wollen wir mehr Mitarbeiter einstellen, wir haben schon welche dafür gewinnen können. Damit wir entlastet werden. Es schlaucht dann doch. Und dann werden wir uns besser darauf konzentrieren können, neue Sachen oder Umbauten auszudenken.
Anders als jenes italienische Restaurant in der Altstadt soll das hier keine Durchgangsstation für euch sein?
Ja, klar. Das hier ist ein langfristiges Ding. Dafür steckt zu viel Geld, Energie und Leidenschaft drin.
V-Cake Veganes Cafe
Rothenburger Straße 14
01099 Dresden
E-Mail: [email protected]
Internet: vcake.de
Instagram: vcake.cafe
Alle Interviews mit Gastronomen im und nach dem Lockdown finden Sie hier.