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Augusto fragt nach … im Studentenclub Bärenzwinger

Viele Generationen nicht nur von Studenten haben hier gefeiert. Im Interview geht es um Sehnsucht nach dem Neustart, aber auch Nostalgie und Zukunftsprojekte.

Von Marcel Pochanke
Joe Stottmeister vom Vereinsvorstand (links) und Geschäftsführer Sven Willer vor der Bühne im Innenhof des legendären Bärenzwinger.
Joe Stottmeister vom Vereinsvorstand (links) und Geschäftsführer Sven Willer vor der Bühne im Innenhof des legendären Bärenzwinger. © Marcel Pochanke

Der Studentenclub Bärenzwinger unterscheidet sich von den anderen Studentenclubs in Dresden. Hier gib es neben dem gemeinnützigen Verein, der die Kulturveranstaltungen durchführt, eine GmbH, über die Gastronomie und Vermietung läuft. Was hier wie überall ist: Generationen von Studenten haben hier getanzt, gefeiert und natürlich getrunken. Aber auch Theaterfreunde, Musikliebhaber und Fußballfans wussten und wissen den Bärenzwinger zu schätzen. Wir sprachen darüber mit Sven Willer, dem Geschäftsführer der Gastro-GmbH und Joe Stottmeister vom Vorstand des Kulturvereins.
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Herr Willer, Herr Stottmeister, fangen wir mit dem leidigen Thema an. In der Pandemie ging es allen Clubs und Restaurants besch…, aber jedem anders. Wie ist das im Bärenzwinger?
Joe Stottmeister: Schwierig. Das hier ist ein studentischer Ort der Begegnung, die nicht mehr stattfindet, wenn wir zu haben. Auf dem Campus und privat fällt das weg. Und auch hier, wo man sich sonst zum Bier trifft, aber auch zum Lernen oder nachmittags zum Tischtennis. Es ist schwierig gelaufen. Zumal wir ja schon in der dritten Schließungsrunde sind.
Sven Willer: Was man aber auch sagen muss: Sobald wir geöffnet haben, wollten die Menschen wieder rein. Feiern, Konzerte erleben oder den Club mieten.

Vermietung ist ein wichtiges Thema für den Bärenzwinger?
Sven Willer: Ja, ganz klar. Das erwirtschaftet uns das Geld, um kulturell tätig zu sein. Geburtstage von 18 bis 70, Firmenfeiern, Konferenzen. Dafür haben wir drei separat bespielbare Räume, den tollen Innenhof.

Sie mussten den Hof überdachen für den Lärmschutz. Wie klappt’s jetzt mit den Nachbarn?
Sven Willer: Das ist – wichtig! – kein Dach, sondern ein Schallschutzschirm.
Joe Stottmeister: Wir haben einen sehr guten Draht inzwischen zu den Nachbarn. Die Gemeinde oben drüber hat einen neuen, jungen Pfarrer, der Verständnis hat. Wir sind auch dabei, den Eingang so zu gestalten, dass der Schall noch besser abgefangen wird.

Wann soll das stehen?
Sven Willer: Eigentlich im vergangenen Jahr. Dabei helfen uns auch Mittel aus dem Topf Neustart Kultur.

Blick auf die Bar des Bärenzwinger.
Blick auf die Bar des Bärenzwinger. © Bärenzwinger/PR


Ist das Publikum hier vor allem studentisch? Oder kommt auch mal ein Tourist vorbei?
Sven Willer: Es ist gemischt. Studenten, klar. Aber genauso sieht auch Laufkundschaft unser Schild. Zum Sommertheater kommt eher ein gemischteres Publikum, je nach Band, die hier spielt, ist das auch so, aber wenn es einen Ska-Abend gibt, dann sind sie entsprechend jünger. Es ist ein Mehrgenerationenhaus geworden aufgrund seiner langen Geschichte.
Was wichtig ist: Gerade haben wir zusammengesessen und uns Gedanken zum Programm gemacht. Künftig soll es wieder eine Regelmäßigkeit geben. An einem Tag gute Disco, vielleicht Dienstag Bierabend. Dass man nicht mehr erst raten muss, ob an dem Abend offen ist, sondern weiß: Dann kannst du hingehen.

Wie war die Resonanz auf das Sommertheater in der abgelaufenen Saison?
Sven Willer: Sehr gut. Aber eingeschränkt dadurch, dass wir nur die Hälfte der Gäste reinlassen konnten. Das wirkt sich aus auf die Einnahmen der Bar und für den Regisseur Peter Förster.

Im Plan steht, dass es mit Veranstaltungen im März wieder losgehen soll?
Joe Stottmeister: Davon gehen wir aus, ja.
Sven Willer: Die Frage ist, ob die Humorzone 2022 bei uns stattfindet. Das sind Termine, die wurden schon im letzten Jahr geplant.
Sven Willer: Erst einmal muss der Bärenzwinger überhaupt wieder öffnen. Derzeit sind wir zwangsweise geschlossen. Wir müssten mindestens eine Bockwurst anbieten, damit wir als Restaurant gelten. Faktisch sind wir aber eine Bar.

Joe Stottmeister, Sie sind als jüngerer Mensch noch nicht so lange dabei. Was bringt einen dazu, beim Bärenzwinger e.V. mitzumachen?
Joe Stottmeister: Ich war öfter hier, zum Beispiel die ganze Erstsemesterwoche. Dann war es ein Domino-Effekt: Der eine hat den anderen mitgenommen. Es ist eine schöne Community hier. Man hat eine Idee und kann das umsetzen.
Sven Willer: Ich sag immer, wenn die Leute sich vorstellen: „Bei uns könnt ihr alles machen. Ohne dass einer reingeredet, das geht nicht oder das muss so oder so sein.“ Im letzten Jahr hatten wir eine Art Generationswechsel mit mehr als zehn neuen Mitgliedern. Das hat zum einen den Effekt, dass im Verein etwas passiert. Zum anderen gibt es nicht den Mangel an Personal wie anderswo. Wir sind da hervorragend aufgestellt – trotz Corona.
Was ein anderes aber problematisches Thema ist, sind die Preise, welche die Industrie für die Getränke verlangt. Da wird es überall Preiserhöhungen geben, aber bei uns vielleicht 10 oder 20 Cent. Wir sind aber guter Dinge. Die Leute wollen wieder feiern.
Joe Stottmeister: Mit dem Jahreswechsel kommen die Anfragen wieder, das ist zu merken.
Sven Willer: Das Sommertheater wird wieder stattfinden, Fixpunkte wie die Nachtwanderung.

Sollen wir auf den Weihnachtsmannsackhüpfstaffelmarathon eingehen?
Joe Stottmeister: Der war lange geplant aber musste im Dezember erst ein oder zwei Wochen vorher wieder abgesagt werden. Als Kompromiss haben wir wieder eine Onlinevariante gemacht.
Sven Willer: Den Sackhüpfmarathon gibt es seit 1989, wir haben auch den offiziellen Guiness Weltrekord aufgestellt. Von Königstein geht es über 42 Kilometer, alle 100 Meter übernimmt ein anderer. Jährlich kommen am ersten Dezemberwochenende Teilnehmer aus allen Studentenclubs der Republik, sind drei Tage lang hier. Wir haben es online veranstaltet, damit die Tradition auf jeden Fall am Leben bleibt.

Man liest von einem „Projekt neuer Veranstaltungssaal“. Was steckt dahinter?
Sven Willer: Das ist die Hypervision für 2030 oder 2040. Es könnte in Richtung Elbe in der alten Festung Dresden noch eine Tonne geben. Ein Bauingenieur hat sich da mal Gedanken gemacht. Die Kosten hat er vor fünf Jahren auf fünf Millionen Euro geschätzt. Das könnte unter anderem möglich werden, wenn das Belvedere auf der Brühlschen Terrasse wieder aufgebaut wird. Aber man braucht Visionen.
Joe Stottmeister: Heute kostet das mindestens das Doppelte.
Sven Willer: Wenn einer im Lotto gewinnt und das Geld für uns hat, dann her damit.

Gibt es Wehmut, dass es die alte Tonne nicht mehr gibt?
Sven Willer: Die alte Tonne ist vor mehr als 20 Jahren verlustig gegangen. Das ist eine komplett andere Zeit. Es gibt welche, die gerne vergleichen, dem nachhängen. Wir hatten die Möglichkeit, sie wieder zu bekommen, aber für die Größe fehlte das Konzept, Geld und das Personal. Dafür brauchst du regelmäßig größere Konzerte. Heute haben wir hier mit unseren 279 Gästen, die rein dürfen, die richtige Dimension.

Welche Perspektiven und Ideen gibt es? Wohin soll sich der Bärenzwinger entwickeln?
Sven Willer: Vor allem soll es, wie schon gesagt, wieder einen Plan geben mit regelmäßigen Veranstaltungen an bestimmten Wochentagen. Kneipe, Disco, Konzert, oder, was es auch lange gab, am Sonntag den Bergsteigernachmittag. Also eine Regelmäßigkeit mit einem gut gefächerten Programm und Kulturangebot.
Joe Stottmeister: Die Leute müssen es wieder gewohnt sein, dass etwa am Dienstag die Bar offen ist, ohne das erst zu googlen.
Sven Willer: Wichtig ist auch, wenn man das wünschen könnte, dass es kein Hochwasser mehr gibt. Und dass überhaupt wieder offen ist und es eine gewisse Normalität gibt, klar. Für uns, für alle. Dass die Leute feiern können. Und immer wieder frische Generationen zu uns finden. Viele erzählen von früher. Wie es 1988 war. Da gab es den Club 20 Jahre. Seitdem sind mehr als 30 Jahre weitere Geschichte vergangen! Und in zehn Jahren soll es den Bärenzwinger immer noch als Studentenclub hier geben. Aus dem neue Traditionen und Geschichten entstehen.

Studentenclub Bärenzwinger

Brühlscher Garten 1
01067 Dresden

Telefon: 0351 4951409
E-Mail: [email protected]
Internet: www.baerenzwinger.de

Anfahrt:
Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln aus allen Richtungen gut zu erreichen, zum Beispiel über die Haltestelle Pirnaischer Platz.
Vor dem Haus befinden sich reichlich Fahrradständer.
Wer dennoch mit dem Auto kommen muss, findet Parkplätze unter der Carola-Brücke und vor dem Polizeirevier.

Mögen die Zeiten bald wiederkommen, in denen es bei Veranstaltungen im Innenhof des Bärenzwingers so voller Menschen sein kann.
Mögen die Zeiten bald wiederkommen, in denen es bei Veranstaltungen im Innenhof des Bärenzwingers so voller Menschen sein kann. © Bärenzwinger/PR

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