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Augusto fragt nach … im Restaurant Antik in Dresden

Inhaber Alexander Alexander über Verkäufliches, Unverkäufliches und das Blaue Wunder.

Von Marcel Pochanke
Augusto fragt nach … im Restaurant Antik in Dresden
Restaurantleiterin Christin Hofmann vor einer Registrierkasse, die das Hochwasser 2002 überstand. Es ist eines der wenigen Objekte im "Antik", die nicht verkäuflich sind. © Marcel Pochanke

Das Restaurant Antik bietet regionale und internationale Köstlichkeiten im historischen Dresdner Ambiente direkt am Blauen Wunder. Dabei können die Gäste auch nach Schätzen Ausschau halten, denn viele Souvenirs aus den antiken Räumen können sie nach Ihrem Besuch käuflich erwerben. Das Restaurant zeichnet eine ganz persönliche Note in harmonisch abgestimmter Architektur mit wohltuender Atmosphäre aus.
 
Herr Alexander, man findet bei Ihnen in jedem Winkel Hingucker. Sind diese Objekte eine Leidenschaft von Ihnen?
Der Ursprung war 2002. Ich war bei einem großen Geschäft an der Frauenkirche angestellt. Antiquitäten und Trödel aber auch Gastronomie. Dann kam das Hochwasser – alles war weg. Der Inhaber hat viel Geld verloren. Später habe ich das, was übrig war und das Geschäft übernommen. Ich wollte aber raus aus der Stadtmitte, die Einstellung gefiel mir nicht: Oft wird gedacht, das sind nur Touristen, die kommen nur einmal und dann werden sie entsprechend behandelt. Hier ist es anders, wir haben viele Stammkunden und Gesellschaften, die immer wiederkommen.

Aber am Blauen Wunder kommen sicher auch Touristen?
Ja, doch das beschränkt sich hauptsächlich auf Juli und August. Erst morgen haben wir wieder eine Reisegruppe von über 30 Gästen.

Die Gerichte auf Ihrer Karte sind eine besondere Mischung…
Die Küche ist mir sehr wichtig. Wir haben sowohl traditionell sächsische als auch bulgarische Küche. Ich beschäftige zwei bulgarische Köchinnen. Seit fünf Jahren sind sie hier, und am Anfang wussten sie nicht, was Klöße sind, oder sächsische Roulade. Jetzt machen sie das alles perfekt! Unvergleichlich. Und die bulgarischen Spezialitäten wie Kawarma-Kebap aus dem Tontopf sowieso.

Sie selbst stammen auch aus Bulgarien?
Ja, und der Zufall hat mich hier hergebracht. Ich habe meine heutige Frau kennengelernt, sie ist Dresdnerin. Damals haben wir uns per Brief ineinander verliebt, alle vier Wochen kam einer, nicht so wie heute. Das war richtige Romantik.

Feiern für bis zu 60 Personen sind im "Antik" kein Problem. Ein separater Raum bietet Platz für kleinere Gruppen.
Feiern für bis zu 60 Personen sind im "Antik" kein Problem. Ein separater Raum bietet Platz für kleinere Gruppen. © Antik/PR

Die Zeit scheint hier im Restaurant mit Blick auf die Einrichtung auch stehengeblieben.
Es gefällt vielen Gästen sehr. Sie sollen hier entspannen. Sie fühlen sich wie zu Hause, wenn sie die vielen Lampen oder Sofas sehen.

Der aktuelle Trend zu Antikem und alten Möbeln – spüren Sie den?
Ja, es gibt richtige Jäger. Die kaufen beinahe auf Krampf für ihre Sammlung. Sehr oft passiert es, dass die Gäste sich beim Essen zum Beispiel in eine Lampe verlieben. Und sie mitnehmen möchten. Dann steige ich auf die Leiter und baue sie ab. Das ist dann immer eine spezielle Attraktion für alle.

Das Blaue Wunder ist direkt vor der Tür. Gerade ist es eine Baustelle. Beeinflusst das Ihr Geschäft?
Und wie! Über vier Wochen, als die Bauarbeiten am intensivsten waren, kam fast kein Mensch. Vermieter oder Behörden kommen einem da kein bisschen entgegen. Da fragt keiner nach. Es wird einfach gemacht.

Es gibt Diskussionen, den Autoverkehr dauerhaft von der Brücke zu verbannen. Wie denken Sie darüber?
Das wäre mein Traum. Aber der wird wohl nicht wahr werden… Das ist eine historische Gegend hier. Im Ausland, etwa in Italien, spazieren die Menschen über die Brücken. Wie im Zentrum, oder in vielen Städten in Österreich oder Ungarn. Aber die Autofahrer müssen ja irgendwie auf die andere Seite kommen. Es wäre jedoch ein ganz anderes Flair ohne. Vor den Häusern wären Terrassen und Biergärten.

Stichwort Bier. Das ist bei Ihnen wie auch das Angebot überhaupt vergleichsweise günstig.
Es sind Vor-der-Pandemie-Preise. Und ich erhöhe sie auch nicht. Ich schaue beim Einkauf auf Angebote, so kann ich die Preise halten. Und ich mache keine Preise, die ich nicht selber bezahlen würde.

Reich gedeckter Frühstückstisch.
Reich gedeckter Frühstückstisch. © Antik/PR

Was ist bei ihrem vielfältigen Angebot zwischen sächsisch und bulgarisch der Renner?
Das ist so verschieden. Die Touristen bestellen wirklich immer etwas anderes. Und kommen dann, wenn sie ein paar Tage im Urlaub hier sind, wieder. Weil sie, wie sie sagen, begeistert sind. Aber der Urlaub reicht nicht, um alles zu probieren.

Wie ist das Antik durch die Corona-Zeit gekommen?
Zum Glück habe ich wenig Personal. Ich habe sie unterstützt, wo ich konnte, auf mein eigenes Gehalt für fast ein Jahr verzichtet. So habe ich niemand verloren, das ist wichtig. Insgesamt war es eine große Herausforderung. Viel selber arbeiten, auch als Chef, das ist das Rezept.

Woher bekommen Sie neue Einrichtungsobjekte hier im Lokal?
Viel kommt vom Großhandel. Die Bilder produziere ich selber beziehungsweise lasse sie malen. Oft sind es historische Ansichten oder alte Postkartenmotive, die ich produzieren lasse und rahme. Dort ist eine Collage, die habe ich zum Jubiläum des Blauen Wunders gemacht. Es sind Bilder des bekannten Dresdner Fotografen Hirsch aus seiner privaten Sammlung.

Das könnte man auch kaufen?
Ja. Alles hier. Außer wenigen Lieblingsstücken, die ich auf jeden Fall behalte.

Welche sind das?
Die Lampen über dem Tresen aus den 1890er Jahren. Die Registerkassen, die das 2002er Hochwasser überstanden haben und ich restaurieren ließ. Und die Standuhr dort. Alles andere ist verkäuflich, und die Gäste kaufen auch gern.

Gibt es im Restaurant eine Hauptsaison?
Der Winter! Die zwei Monate vor Weihnachten ist fast alles ausgebucht. Manche kommen zu Weihnachten oder Silvester und bestellen dann gleich für das Jahr darauf. Dabei macht es mir Spaß, Sonderwünsche zu erfüllen. Wo zum Beispiel Sofas und Stühle stehen. Dadurch sieht es hier immer anders aus.

Welche Ideen haben Sie noch für das Restaurant?
Ich habe so viele Ideen! Aber langsam geht mir die Luft dafür aus. Ich mache vieles selbst, muss beim Einkaufen etwa jede Tomate oder Gurke anfassen. Ich lasse nichts liefern, da kann ich die Qualität nicht kontrollieren. Das hat den Preis, dass ich seit zehn Jahren keinen Urlaub hatte – bis vor kurzem. Im August habe ich für eine Woche geschlossen, das habe ich gebraucht. Jetzt bin ich wieder fit! Wir sind ein kleines Restaurant mit einem besonderen Ambiente. Unser Personal besteht aus zwei Bulgarinnen in der Küche, unserer Dresdener Restaurantleiterin Frau Hofmann und mir. Wir haben sehr gutes Betriebsklima und es macht einfach Spaß. Es ist einfach traumhaft. Ich beneide mich manchmal selber, weil ich auch erlebt habe, wie das Betriebsklima in Großbetrieben oft ist.
 
 

Restaurant Antik

Am Schillerplatz 7
01309 Dresden

Telefon: 0351 314 33 838
E-Mail: [email protected]
Internet: www.restaurant-antik.de

Das Antik befindet sich direkt am Blauen Wunder am Schillerplatz. Alexander Alexander träumt davon, dass die Brücke eine Flaniermeile wird.
Das Antik befindet sich direkt am Blauen Wunder am Schillerplatz. Alexander Alexander träumt davon, dass die Brücke eine Flaniermeile wird. © Marcel Pochanke

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