Augusto fragt nach … im Landgasthof "Zur Ausspanne" in Straßgräbchen

Inhaberin Marion Böhme über Tourismus in der Region, eine kraftraubende Straßensperrung und einen heißen Stein.

Von Marcel Pochanke
Die Kutsche kommt hier nur noch sehr selten vorbei. Aber wenn, ist sie natürlich ein beliebtes Fotomotiv.
Die Kutsche kommt hier nur noch sehr selten vorbei. Aber wenn, ist sie natürlich ein beliebtes Fotomotiv. © Zur Ausspanne/PR

Die Ausspanne im Bernsdorfer Ortsteil Straßgräbchen befand sich im 19. Jahrhundert an der Landesgrenze zu Preußen. Hier wurden vor der Weiterfahrt die Pferde gewechselt – daher der Name. Traditionell geht es heute weiterhin beim Essen zu. Man erkennt am Menü die Oberlausitzer Herkunft, das ist Inhaberin Marion Böhme auch wichtig. Die Lage zwischen Dresden und dem Seenland und die unberührte Natur in der Umgebung sind neben Speis und Trank die Pfunde, mit denen die Ausspanne wuchern kann.

Frau Böhme, der Sommer legt gerade richtig los. Wie ist die Lage in Ihrem Haus?
Ja, es läuft wieder gut. Leider können wir die Gaststätte derzeit nur am Wochenende öffnen, weil uns Personal fehlt. Die Leute sehen das unter der Woche und denken am Ende, man hat ganz zu. Das ist natürlich nicht so!

Ist personell Besserung in Sicht?
Haben Sie jemanden? Ich kann erst einmal nur Aushilfen einstellen und vorsichtig schauen, wie es sich entwickelt. Es ist die Folge davon, dass wir lange kürzertreten mussten. Drei Jahre war die Straße bei uns voll gesperrt. Das ist schlimmer als Corona. Das hat uns ganz schön zugesetzt. Sollte jetzt Corona wiederkommen, kann man schon den Mut verlieren.

Haben in den Lockdowns die Hilfen für Sie funktioniert?
Wir hatten das Pech, dass 2019 zum wirtschaftlichen Vergleich zugrunde gelegt wurde – wo sich die Straßensperrung bei uns voll auswirkte. Es gab also etwas Hilfe, aber nicht ausreichend. Und keinen Weg, ein anderes Jahr als 2019 heranzuziehen.

Wenn Sie hoffentlich öffnen können und nichts gesperrt ist: Wer sind die typischen Gäste in Ihrem Haus?
Für die Beherbergung haben wir viele Geschäftsleute, auch wenn Dienstreisen weniger geworden sind. Eisenbahner übernachten oft bei uns. Und natürlich Urlauber, sehr viele Fahrradfahrer. Als Geocaching besonders angesagt war, kamen die Menschen von überall, weil es in der Umgebung da zahlreiche Möglichkeiten gab. Leider ist der Trend etwas abgeflacht.

Die Oberlausitzer Traditionen werden in der Ausspanne bewusst gepflegt. Das gilt für Geschirr und Deko genau wie für die Küche.
Die Oberlausitzer Traditionen werden in der Ausspanne bewusst gepflegt. Das gilt für Geschirr und Deko genau wie für die Küche. © Zur Ausspanne/PR

Sie sprechen die Radfahrer unter Ihren Gästen an. Heißt das, Sie sind mit dem Radwegenetz in der Umgebung zufrieden?
Das muss so sein. Die Gäste erzählen es mir. Den Froschradweg fahren viele und sind begeistert. Die Wälder und Teiche machen den Reiz aus.

Wenn man von Dresden mit den Öffentlichen zu ihnen kommen möchte, braucht man mehr als zwei Stunden für unter 50 Kilometer …
Ja, bis Kamenz geht es gut. Von dort die Busse fahren schlecht. Oder von Dreden mit der Städtebahn bis Königsbrück und weiter mit dem Bus Königsbrück – Bernsdorf - Hoyerswerda.

Dann ist man mit dem Fahrrad aus Dresden fast schneller …
Das machen tatsächlich viele! Sie kommen aus Dresden oder nach Dresden mit dem Rad und machen bei uns Rast.

Wie beobachten Sie die touristische Entwicklung in der Region?
Die meisten fahren ins Seenland. Das zieht die Menschen an. Oder sie machen eine Rundreise, fahren zum Beispiel vom Seenland bei uns vorbei und weiter nach Zittau. Am Wochenende können wir sie gar nicht immer unterbringen, weil da oft Familienfeiern bei uns sind und wir dazu die Zimmer brauchen.

Wie ist die Buchungslage bei den Feiern aktuell?
Toi, toi, toi, es geht wieder los. Seit einem Monat kommen die Anfragen, die Menschen fühlen sich wohl sicherer. Schuleingänge sind viele. Gerade habe ich eine Feier für Dezember angenommen. Wir müssen es aber abwarten, was eventuell Corona bringt.

Blick auf die Bar der "Ausspanne".
Blick auf die Bar der "Ausspanne". © Zur Ausspanne/PR

Wie würden Sie Ihre Küche beschreiben?
Etwas Spezielles bei uns ist das Essen vom heißen Stein. Das ist eine Platte, auf der man am Tisch sein Fleisch selber braten kann. Das wird gut angenommen, im Winter umso mehr. Die Japaner, die für das Batteriewerk eine Zeit lang viel hier waren, haben das besonders geliebt. Sonst würde ich es gutbürgerlich nennen, Sächsisch mit einheimischen Zutaten: Rouladen, Rinderbraten. Ab und zu veranstalten wir eine Oberlausitzer Woche, auch die ist sehr beliebt. Dann gibt es Gerichte wie Teichelmauke in speziellem blau-weißem Geschirr, auch die Karte ist oberlausitzisch. Das ist mal was Schönes, die Gäste freuen sich. Es gibt auch andere saisonale Wochen, über Spargel etwa oder Pfifferlinge.

Sie haben auch einen Biergarten?
Ja, und einen sehr schönen. Im Sommer steht dort auch in der Regel ein Zelt. Das wird es auch in diesem Jahr wieder geben. Die Gäste fragen schon danach.

Gibt es für die Ausspanne so etwas wie eine Hauptsaison?
Nein, das kann ich nicht sagen. Wenn es so warm ist wie gerade, erlebe ich aber ein besonderes Phänomen: Dann fahren alle an die Seen im Seenland, da könnte ich um die Mittagszeit eigentlich zu machen. Und abends, auf dem Rückweg, sind sie hungrig unterwegs. Dann ist der Biergarten voll.
 

Zur Ausspanne

Landgasthof und Pension
Kamenzer Straße 16
02994 Bernsdorf/OT Straßgräbchen

Telefon: 035723 20022
E-Mail: [email protected]
Internet: www.zurausspanne.de/urlaub-in-der-oberlausitz

Anfahrt: Über die B97 oder von Kamenz die S94, am Haus ist ein großer Parkplatz.

Mit den Rad: Zum Beispiel über den Froschradweg oder Schwarze-Elster-Radweg.
Mehr Infos unter www.lausitz.de/de/tourismus/radwandern

Ausspannen in der Ausspanne. In den gemütlichen Zimmern ist das Programm.
Ausspannen in der Ausspanne. In den gemütlichen Zimmern ist das Programm. © Zur Ausspanne/PR

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