Augusto fragt nach … im Keke Kumpir und Kebab Haus in Dresden
Inhaber Kazim Eroglu alias Keke über seine besonderen Kartoffeln, seine Haltung zu Lieferdiensten und türkisch-deutsche Unterschiede.
Das Keke ist in der Neustadt eine Institution. Seit der Eröffnung Mitte der Nuller Jahre hat es sich kaum verändert. Aus der Vielzahl der Dönerläden hebt es sich durch Kumpir hervor. Wer es nicht kennt: Ihr erfahrt mehr darüber hier im Gespräch. Bei diesem erlebt der Autor, was im Keke immer dazugehört: das Gefühl großer Freundlichkeit und Herzlichkeit gegenüber dem Besucher. Dass man sofort beim Du ist, versteht sich da.
Keke, die erste Frage, woher das Bisto den Namen Keke hat, hast du schon bei der Begrüßung beantwortet. Bleibt die Frage: Wie kommst du zu dem Namen?
Bei uns in Nordost-Anatolien, wo ich herkomme, ist der Umgang voller Freundschaft. Da gehört es einfach dazu, dass niemand den normalen Namen, sondern jeder einen Spitznamen benutzt. Bei mir ist es schon immer Keke gewesen.
Aus der Türkei hast du auch die Idee mitgebracht, hier Kumpir anzubieten. Ich habe gelesen, das hat erst einmal überhaupt nicht funktioniert?
Ich kam 2006 darauf. Da habe ich in Istanbul in der Gastronomie gearbeitet und beim Nachbarladen geholfen. Der hatte Kumpir. Ich habe mir gesagt: Das willst du hier probieren. Das selbe Angebot muss doch in Deutschland funktionieren. Damals gab es das in Dresden nicht und auch sonst kaum. Vielleicht zwei, drei Läden in Hamburg und Frankfurt. Manche, die ich gefragt haben, sagten mir: Das geht! Manche sagten: Geht nicht! Und tatsächlich hat es zwei, drei Jahre gedauert, bis das hier angenommen wurde. Zum Glück gibt es auch anderes bei mir, das hat in der Zeit getragen. Geholfen hat ein Beitrag in einem Magazin, der Kumpir zum zweigesündesten Fast Food überhaupt erklärt hat. Danach wurde es besser. Und jetzt kann ich nicht meckern.
Keke, dann verrate doch denen, die es nicht wissen: Was ist Kumpir?
Die Dresdner Neustadt kennt das. Damals war ich der Einzige mit Kumpir in Sachsen, jetzt macht es fast jeder. Es ist eine Kartoffel, richtig groß. Die wird gekocht, dann darf sie entspannen. Danach kommen immer Butter und Käse hinein und werden mit der Kartoffel in der Schale vermischt. Dazu alles, was du willst.
Die Kumpir, die du verkaufst und die, die du damals in Istanbul gemacht hast – gibt es da Unterschiede?
Kaum. Die Mischung ist etwas anders. In der Türkei sind Oliven und Joghurt immer auch mit drin. Hier kommt nicht alles als Standard hinein, sondern immer alles einzeln. Die Wünsche hier sind sehr verschieden, viele möchten es anders. In der Türkei ist alles drin: Erbsen, Rotkrauf, Rote Bete …
Die vielen anderen Anbieter von Kumpir – wie schaust du auf die?
Das ist gut für mich, denke ich! Die machen ja regelmäßig Werbung für mich!
Was geht heute bei dir am meisten? Kumpir oder doch Döner und Dürüm?
Manche Tage verkaufe ich fast nur Kartoffeln, dann wieder mehr Döner. Aber die Kumpir geht immer. Wenn früher vier Leute in den Laden kamen, haben sie vier Döner bestellt. Heute nehmen zwei von ihnen Kumpir. Also ich verkaufe insgesamt mehr Kartoffeln als Döner im Brot, denke ich.
Hast du noch Pläne und Ideen für weitere neue Gerichte?
Hier schaffe ich das nicht. Zum einen, weil das Personal knapp ist. Und dann gibt es einen Unterschied zwischen der Türkei und Deutschland. Dort werden neue Angebote von den Gästen schnell übernommen. Hier dauert es sehr lange, bis so etwas läuft, was die Leute noch nicht kannten.
Wie siehst du die Entwicklung der Neustadt?
Da kann ich nicht meckern. Hierher kommen nicht so viele Touristen, weil ich etwas am Rande liege. Mehr Stammkunden, oft schon Leute, die als Kinder hier waren und es an ihre Kinder weitergeben. Oder an ihre Eltern, wenn die zu Besuch kommen.
Vor uns stehen und fahren Autos, viel Platz ist nicht. Wie stehst du zu einer autofreien Louisenstraße?
Mmh. Ich denke, das geht schon. Doch, das wäre gut. Mehr freie Luft für die Menschen hier, Straßen, die zum Leben da sind.
Du könntest auch mehr Tische rausstellen …
Nicht nur deswegen, darauf kommt es mir nicht an. Mehr Luft ist wichtig. Schau, die Kinderwagen auf den Wegen, die Gäste, die hier sitzen, dafür braucht es mehr Platz. Ich habe in Istanbul und Izmir gelebt. Dort gibt es Straßen ohne Autos. Wirklich breite Straßen, nur für Menschen. Eigentlich gibt es in der Türkei keine Stadt, die das nicht macht.
Du hast auch entschieden, deine Gerichte umweltfreundlicher zu verkaufen…
Klar. Es gibt den Döner in Papiertüten zum Mitnehmen, dazu Holzgabeln. Jeder kann seine eigene Box für Kumpir und alles andere mitbringen. Ich bin für die Natur, ganz allgemein.
Wie ist es dem Keke in den zwei Corona-Jahren gegangen?
Die ersten Wochen waren schlimm. Dann wurde es langsam wieder mehr. Nicht so, dass man Geld verdienen konnte, aber es reichte zum Überleben.
Wohin gehst du in der Neustadt, wenn du mal auswärts essen möchtest?
Zum Beispiel gerne ins Mikado. Eigentlich gehe ich überall hin. Ob Pasta oder chinesisch. Nur immer Döner oder Kartoffeln, das geht nicht (lacht).
Arbeitest du mit Liefeando zusammen?
Nein. Auch wenn die es viel versucht haben, neulich rief auch ein anderer Lieferdienst immer wieder an, weil sie Kumpir im Angebot haben wollten. Aber ich mache das nicht. Die Kunden müssen raus, zu uns und das sehen, was wir machen. Sie sollen nicht zu Hause auf ihr Essen warten, sondern immer wieder zu uns kommen.
Keke Kumpir und Kebab Haus
Louisenstraße 21
01099 Dresden
Telefon: 0351 2721414
Internet: kekekumpir.de
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