Augusto fragt nach … im Café Kreutzkamm in Dresden
Filialleiterin Monika Fürst über Kaffeesachsen, Christstollen und was ihr am Dresdner Altmarkt fehlt.
Das Café Kreutzkamm in der Dresdner Altmarktgalerie befindet sich nicht weit vom alten Standort, der 1945 mit der Zerstörung Dresdens Geschichte wurde. Erst nach der Wende kehrte Dresdens ältestes Familienunternehmen wieder zurück. Inzwischen hatte die Familie das Geschäft in München zu neuem Glanz wieder aufgebaut. Die Dresdner Filiale ist aber kein Münchner Satellit, sondern weiß „Kaffeesachsen“ wie Touristen mit ihrem eigenen Angebot zu gewinnen.
Frau Fürst, durch die München-Dresdner Verbindung des Cafés Kreutzmann lassen Sie mich zuerst fragen: Sind Sie selbst Münchnerin oder Sächsin?
Ich bin waschechte Dresdnerin.
Ist das Café in der Altmarktgalerie ein bewusst gewählter Standort, weil das ursprüngliche Café sich unweit von hier ebenfalls am Altmarkt befand?
Seit 2011 sind wir jetzt hier direkt an der Wilsdruffer Straße. 1991, nur zwei Jahre nach der Wiedervereinigung, wurde das Café Kreutzkamm in Dresden wiedereröffnet, ursprünglich auf der anderen Seite der Altmarkt-Galerie. Ich nehme an, dass der Standort auch etwas mit der Historie zu tun hat.
Wie zufrieden sind Sie aus heutiger Sicht mit der Lage des Cafés?
Die Medaille hat seit unserem Umzug hierher zwei Seiten. Zum einen gibt es sehr viel Laufkundschaft, sowohl durch die Altmarktgalerie als auch von der belebten Straße vor dem Haus. Andererseits ist dadurch die Gemütlichkeit des vorigen Standorts, der etwas abgeschiedener war, ein wenig verloren gegangen, empfinde ich. Wir versuchen, das durch unser Angebot und unsere Einrichtung so gut wie es geht zu kompensieren.
Die Backwaren werden in Dresden hergestellt?
Genau. Die Dresdner Eierschecke, der Dresdner Christstollen, auch die Dresdner Sahnetorten, die Kuchen kommen von hier. Alles, was Dauerbackware ist, wie der Baumkuchen, das bekommen wir aus München.
Das heißt, Ihr Christstollen kommt auch von hier?
Der original Dresdner Christstollen kommt aus dem Dresdner Backhaus, das auch zum Familienunternehmen gehört.
Die Münchner machen aber auch ihren eigenen?
Ja, sie verwenden genau dieselbe Rezeptur. Nur dürfen sie den nicht Dresdner nennen. Das Dresdner Backhaus belegt bei den Stollenprüfungen immer einen der ersten Plätze. Es ist ein altes Familienrezept …
… das Sie aber nicht verraten wollen?
Genau. Da hat so jeder seins. Die Grundzutaten sind ja immer gleich.
Wer sind Ihre Gäste? Mehr Dresdner oder eher Menschen von außerhalb, die spontan vorbeikommen?
Mehr von außerhalb. Es gibt die Dresdner Stammgäste, die uns schon lange kennen. Oder auch Gäste, die hier herkommen, weil zum Beispiel ihre Eltern früher zu Kreutzkamm gegangen sind. Manche begeben sich hier auf die Spuren ihrer Vergangenheit.
Findet sich die Münchner Seite bei Ihnen im Angebot auch wieder?
In München haben Sie schon ein anderes Angebot bei Kreutzkamm. Bei uns finden sich die für Dresden typischen Produkte. Bestimmte Backwaren wie der Baumkuchen sind gleich.
Doch etwas wie „Prinzregententorte“ klingt schon eher nach Bayern?
Das Café ist ja im Bayrischen und Böhmischen entstanden. Dresden kam dazu, war auch so eine Kaffeestadt. So hat Bayern ohnehin auch in der Dresdner Kaffeekultur Spuren hinterlassen.
Im Juni bezeichnete die Inhaberin Elisabeth Kreutzkamm-Aumüller die Altmarkt-Sanierung, die gerade stattfindet, als „Katastrophe“. Hat sich diese Einschätzung weiter bestätigt?
Ja, das nimmt uns viele Gäste weg. Das merken wir sehr. Es soll auch nächstes Jahr noch andauern, aber der Weihnachtsmarkt auf dem Altmarkt soll stattfinden. Da gibt es aber schon Zweifel. Es tut uns aktuell schon sehr weh.
Wie groß ist der Anteil des Versandgeschäftes bei Ihnen?
Das ist sehr wichtig. Es wird immer mehr, gerade auch durch die Corona-Zeit. Der Versand wird von München aus organisiert. Aber es gibt viele Leute, die bestellen direkt bei uns, das ist kein Problem.
Was ist beim Versand der Renner?
Der Stollen, besonders natürlich jetzt wo Weihnachten näherkommt. Auch Baumkuchen geht sehr gut. Dabei liefern wir viel ins Ausland, gerade sind nach Japan mehrere Tausend Stollen weggegangen.
Die Energiepreisentwicklung trifft Bäcker besonders schwer. Das geht an Kreutzkamm sicher auch nicht vorüber?
Auch wir haben die Preise anheben müssen. Dazu kommen durch den Mindestlohn steigende Personalkosten, auch wenn das für den einzelnen Angestellten super ist.
Sie haben sonntags und feiertags geschlossen. Das ist ungewöhnlich für ein Café.
Wir haben vor Corona durchgehend aufgehabt. Aber dann wurde es an diesen Tagen zunehmend schlechter. Das hat sicher mit der Lage am Einkaufszentrum zu tun. Das erwarten die Gäste weniger, dass hier das Café geöffnet ist. Und Laufkundschaft fehlt sonntags auch.
Was sind die wichtigsten Zeiten bei Ihnen mit dem größten Zuspruch?
14.30 Uhr bis 17.30 Uhr – jeden Tag - , das ist so die Stoßzeit.
Was würden Sie sich wünschen für die Dresdner Innenstadt, um noch attraktiver für Gäste zu werden?
Wenn man die Neumarkseite sieht, die ist schon sehr herausgeputzt. Wenn man die Altmarktseite sieht, ist sie schon im Nachteil. Gerade wie der Platz, der Altmarkt aussieht. Ungemütlich, kalt. Auch wenn im Rahmen der Sanierung Bäume gepflanzt werden, sind es doch weniger als gedacht. Und die Hitze im Sommer brütet darauf.
Wie sehen Sie die Entwicklung der Altmarktgalerie und ihres Zuspruchs?
Es wird viel angeboten, aber es fehlt etwas Gemütlichkeit hier im Einkaufszentrum. Früher war leise Musik im Hintergrund, die fehlt seit Jahren. Dann gab es Ansagen zur Begrüßung und Verabschiedung von Gästen und Mitarbeitern, die sind auch nicht mehr da. Ich habe das Gefühl, man wird etwas alleine gelassen.
Welche Pläne gibt es für Veränderungen im Café?
Wir verändern das Sortiment, tauschen Produkte aus. Aktuell haben wir das Design der Geschenkdosen und Verpackungen modernisiert.
Kaffee ist für ein Café besonders wichtig. Welchen bieten Sie da an?
Sehr lange gab es bei uns Dallmayr, auch begründet in der Münchener Geschichte. Seit es den in vielen Supermärkten gibt, war der nichts Besonderes mehr. Daher haben wir uns für Cafe da Lagoa entschieden, eine kleine Plantage in Brasilien, eine besondere Rarität.
Aufgefallen ist mir auch, dass es bei Ihnen Filterkaffee gibt. Das ist nicht mehr überall üblich.
Ja, der Kaffeesachse trinkt seinen Filterkaffee. Ich frage die Gäste, wir haben auch andere Angebote. Aber der Sachse trinkt den Filterkaffee, so ist mein Eindruck, während die westdeutsche Kundschaft den Crema bevorzugt.
Wenn jemand noch nie bei Ihnen war: Was wäre ein Grund, zu Kreutzkamm zu kommen?
Das ist vor allem unsere mehrfach ausgezeichnete Eierschecke. Die lohnt den Besuch. Und dann sind da die vielen Cremetorten, 25 bis 30 verschiedene, die man probieren sollte. Das Angebot wechselt täglich.
Café Kreutzkamm, Dresden
Altmarkt 25, in der Altmarkt-Galerie
01067 Dresden (Ecke Wilsdruffer Straße)
Telefon: 0351 4954172
Email: [email protected]
Internet: www.kreutzkamm.de/cafe-dresden
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