Augusto fragt nach ... in Kobers Chiaveri
Sebastian Kober hat in aller Welt gekocht und Restaurants geleitet, zuletzt im Berliner Reichstag. In Dresden möchte er nun ankommen.
Das Chiaveri im Sächsischen Landtag gibt es bereits seit 27 Jahren, doch kaum ein Dresdner kennt es. Das soll sich nun unter neuer Führung ändern. Sebastian Kober scheint der richtige Mann, damit das Chiaveri demnächst in aller Munde ist. Nach einer kompletten Umgestaltung bis Mitte des Jahres scheint das Timing für den Neustart perfekt. Sowohl der wunderbare Blick von der Terrasse über die Stadt als auch der Lebenslauf dieses Sebastian Kober spricht dafür, dass das neue Chiaveri schnell Genuss-Liebhaber begeistern könnte.
Herr Kober, nach Ihren vielen Stationen von Europa bis Südafrika, warum hat es Sie nach Dresden gezogen?
Ich hatte schon 2008/09 ein Angebot für das Kurländer Palais, das an Gerd Kastenmeier ging. Auch im Luisenhof hätte ich unterschreiben können, aber zu schwierigen Vertragsbedingungen. Mit dem dritten Angebot bin ich nun also doch hier in Dresden gelandet. Mein Ursprung kommt tatsächlich aus Sachsen, aus Reichenbach bei Zwickau, wo meine Großeltern herkommen. Meine Urgroßmutter hat auf Schloss Mylau bei Zwickau, vor dem 1. Weltkrieg bis weit danach die Gastronomie geleitet. Und mein Ur-Ur-Großvater hat ein Rezept für einen Eierlikör entwickelt, das ich gerade zeitgleich mit der Eröffnung des Chiaveri vorangetrieben habe. Die Produktion ist schon abgeschlossen, fehlt nur noch das Etikett für den „Kobers Eierlikör“, der dann zunächst bei Edeka erhältlich sein wird.
Mit Dresden scheinen Sie ja schon ein bisschen verbunden zu sein. Wie kommt's?
Seit meinem Studium in Berlin habe ich auch Freunde in Dresden. Der Kontakt ist nie abgebrochen. Kennengelernt haben wir uns auf einer Party in Berlin, in meiner Studentenbude. Dort hatte ich anfangs keine Küche, auch keine Möbel. Mein Vater hatte damals eine Tischlerei und hat mir zumindest eine Arbeitsplatte besorgt und für drei Wochen einen Campingkocher ausgeliehen. Auf den zwei Kochplatten habe ich dann Schnitzel, Lachs, Kartoffeln, Spargel und selbstgemachte Hollandaise angerichtet. Da wir keine Stühle hatten, haben wir auf dem Boden gesessen und bis früh um drei gefeiert.
Das Timing für die Eröffnung scheint günstig zu sein. Hat alles gut geklappt?
Das Timing ist auf jeden Fall gut. Bei der Umgestaltung war auch der Landtag involviert, z.B. was die Dämmung und Farbgebung angeht. Der ganze Umbau war aber schwierig, da das Holz, die Schirme, die Stühle nicht rechtzeitig geliefert wurden. Auch beim Besteck war nicht alles da zur Eröffnung. Da hat mir das Maritim Hotel mit 300 Messern, Gabeln und Löffeln ausgeholfen. Unser Besteck stand irgendwo in Asien beim Zoll und keiner wusste wo.
Apropos Landtag, vom Berliner Reichstag zum Landtag war es vom Umfeld her kein Riesensprung, oder?
Das stimmt. Es ist nicht immer einfach mit Politikern (lacht). Aber das Außenbild entspricht nicht immer der Wirklichkeit. Guido Westerwelle war ein herzlicher Mensch. Mit ihm habe ich viel gelacht, während wir einmal beim America’s Cup in Spanien angerichtet haben.
Was haben Sie für Spezialitäten auf Lager?
Zum Beispiel Mischungen, die nicht wirklich jeder kennt, Geschmacksexplosionen wie etwa Ravioli mit Cassis, Caipirinha-Thunfisch oder „elektrische Schokolade“, die im Mund aufpoppt. Wir haben auch Sauerbraten vom Rind – oder Elch. Es soll alles vertraut, aber auch ein bisschen anders sein.
Mit welchen Überraschungen darf man als Gast noch so bei Ihnen rechnen?
Bei uns kann man vom Platz aus ganz normal, aber auch per Smartphone bestellen. Natürlich auch von außerhalb über die Homepage. Neulich hat das eine Gruppe für einen kleineren Snack so gemacht. Sie haben bestellt, inklusive Trinkgeld und sich für 13.30 Uhr angemeldet. 13.31 Uhr waren sie da, 13.33 Uhr war das Essen auf dem Tisch und 13.42 Uhr waren sie wieder weg.
Wie profitieren Sie selbst von technischen Neuerungen?
Wir haben hier ein neues, stärkeres WLAN und ein neues Kassensystem installiert, was sehr aufwendig einzurichten war. Ein Vierteljahr lang mussten wir Daten einpflegen. Aber jetzt wissen wir am Abend auf Knopfdruck, was genau und wieviel davon wir neu bestellen müssen, z.B. wieviel Kilogramm Lachs, Gemüse, Getränke etc. Und das müssen wir nicht einmal selber machen, alles alles funktioniert vollautomatisch. Das heißt eine E-Mail geht automatisch zum Lieferanten raus, wir brauchen dann nur noch auf die Lieferung warten.
Schaut man auf Ihren Werdegang, dann entsteht das Gefühl, dass Sie immer wieder neue Herausforderungen suchen. Brauchen Sie das, immer wieder an anderen Orten neu zu starten?
In Dresden möchte ich schon ankommen. Ich habe auch viele Dinge erlebt, die man so nicht erleben möchte, wenn ich so an den einen oder anderen ehemaligen Arbeitgeber denke. Soziale Kompetenz war da mitunter nicht gerade großgeschrieben. Ich mache da vieles anders. Meine Mitarbeiter sind mir unglaublich wichtig. Viele Chefs verstehen nicht, was dahintersteht. Manchmal reicht es schon, wenn man jemanden anschreit, in einer Küche ist das ja nicht ganz ungewöhnlich. Aber da sind 25 Prozent der Leistungsfähigkeit sofort weg. Einen Servicemitarbeiter, der keine Lust hat, das sieht man schon auf zehn Meter Entfernung. Und das wird man hier bei uns nicht finden. Unser Ziel ist es, dass die Gäste mit einem Lächeln nach Hause gehen.
Restaurant Kobers Chiaveri
im Sächsischen Landtag,
Bernhard-von-Lindenau-Platz 1,
01067 Dresden
Telefon: 0351 4960399
E-Mail: [email protected]
www.das-kobers.de
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