Augusto fragt nach ... im Landgut Hofewiese

Seit fünf Jahren wird das Ausflugsziel in der Dresdner Heide wiederbelebt. Nach sechseinhalb Monaten Corona-Lockdown war Pfingsten 2021 sehr erfolgreich, wie Holger Zastrow bestätigt.

Von Frank Oehl
Augusto fragt nach ... im Landgut Hofewiese
Holger Zastrow rekultiviert mit seiner Frau Ariana das Ausflugsziel Hofewiese in der Dresdner Heide. © PR Hofewiese/Heinig

Fast 20 Jahre lang verfiel das etwa einen Hektar große Landgut südlich von Langebrück. Als sich vor fünf Jahren Ariane und Holger Zastrow an die Wiederbelebung der Hofewiese machten, war das Gebäudeensemble völlig marode und das riesige Außengelände zugewuchert. Heute ist hier immerhin wieder ein ansehnlicher gastronomischer Außenbereich entstanden. Seit geraumer Zeit laden die Gastgeber zu gutbesuchten Events unter freiem Himmel ein, und die Planung für die Sanierung des Hauptgebäudes läuft. Hier sollen einmal größere Veranstaltungen wie Familienfeiern, Firmenfeste oder Seminare stattfinden. Seit mehr als 15 Monaten muss auch Familie Zastrow mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie leben. Jetzt, zu Pfingsten, hatte man erstmals wieder in den Biergarten geladen.
 

Herr Zastrow, wie ist das Pfingstwochenende gelaufen?
Sehr gut. Wir hatten an allen drei Tagen zusammengezählt etwa 1000 Besucher vor Ort. Vor allem am wärmeren und regenfreien Pfingstmontag war der Ansturm gigantisch. Wir mussten ständig Biertischgarnituren dazustellen, haben das aber im Team gut hinbekommen.

Wie haben Sie die Leute erlebt?
Es war unglaublich. Die Stimmung war bei den meisten geradezu euphorisch, manche hatten wirklich Tränen der Dankbarkeit in den Augen. Die Leute wollen endlich wieder raus, die Sehnsucht nach Geselligkeit ist allgegenwärtig. Jemand hatte uns sogar einen Strauß Blumen mitgebracht, als Geschenk zu unserem fünften Hofewiese-Wiedergeburtstag, wie es hieß. Wir hatten unseren Start an den Pfingsttagen 2016 schon mal auf dem Schirm gehabt, aber in den Wirrungen der Pandemie irgendwie aus den Augen verloren. Natürlich wollen wir das noch in diesem Sommer mit unseren Gästen nachfeiern.

Der Besuch war auch bei Ihnen an einige Hygiene-Auflagen gebunden. Haben die Besucher mitgespielt?
Natürlich war der Zutritt zum Gelände reglementiert. Am Check-Inn bildete sich eine Schlange, weil wir wegen einer möglichen Kontaktnachverfolgung die Personendaten brauchten. Und die Erfassung ist wegen der schwachen Internetverbindung in der Heide nicht per App, sondern nur schriftlich möglich. 98 Prozent unserer Gäste haben das aber anstandslos akzeptiert. Und wer partout dagegen war, der konnte, bitteschön, unseren extra eingerichteten Straßenverkauf außerhalb des Geländes nutzen. Insgesamt haben wir das alle gut hinbekommen.

Trotz des vielerorts beklagten Personalmangels in der Gastronomie?
Auch wir sind chronisch unterbesetzt. Meine Frau als Betreiberin des Biergartens kann auf ein kleines Stammteam zurückgreifen und auf Saisonkräfte. Und vor allem auch die Familie. Die Pandemie hat die Fachkräftelage weiter zugespitzt. Viele haben der Gastro-Branche endgültig den Rücken gekehrt. Erschwerend für die Personalplanung für Ausflugsziele wie die Hofewiese ist es, dass man nie genau sagen kann, ob es einen Ansturm geben wird oder nicht. Das hängt gerade an den Wochenenden vor allem vom Wetter ab. Und außerdem schlagen Konkurrenz-Events wie z.B. Stadtfeste oder verkaufsoffene Sonntag in Dresden durch.

Wie haben Sie den ersten Lockdown im März 2020 erlebt?
Der war für die Hofewiese nicht so dramatisch, weil wir ja noch in der Winterpause waren. Eigentlich sollte es Ostern wieder losgehen, dann wurde es Pfingsten. Viel stärker betroffen schon vom ersten Lockdown war hingegen unsere PR- und Eventagentur Zastrow & Zastrow. Da standen wir wirklich vor einem echten Sommerloch, und das hat sich inzwischen dramatisch ausgeweitet. Glücklicherweise haben wir die Sanierung der Hofewiese-Immobilien noch nicht begonnen. Bislang kommen wir ohne Finanzierungen aus, damit sind unsere Festkosten beherrschbar. Und der tolle Biergartensommer 2020 hat natürlich auch uns in die Karten gespielt.

Seit dem Spätherbst war die Hofewiese dann ganz geschlossen. Rechtzeitig vor der Winterruhe …
Von wegen. Gerade der Dezember ist für uns normalerweise ein Haupteventmonat. Die Weihnachtszeit haut bei uns richtig rein, mit drei Marktwochenenden mit Pendelbus von Klotzsche aus. Außerdem sind wir als Hofewiese bei vielen Weihnachtsmärkten in der Region zugange. So hatten wir über die erstmalige Zusage zum Strietzelmarkt jubeln können. Leider nur kurz. Und auch mit den staatlichen Überbrückungshilfen war es schwierig für uns. Zastrow & Zastrow ist zum Beispiel auch Dienstleister für den Semperopernball. Nur der Veranstalter selbst kann Hilfen beantragen, eine Agentur wie wir können doch einfach weiterarbeiten, hieß es. Ein Witz.

Wie sehen Sie nach fast 16 Monaten den Umgang mit der Pandemie hierzulande?
Zunehmend kritisch. Das Einverständnis der Menschen mit den Maßnahmen ist inzwischen weitgehend weg. Das spürt man überall. Wir müssen dringend zur Normalität zurück. Und zur Eigenverantwortung. Symbolische Maßnahmen, die eh nicht kontrolliert werden können, machen die Leute nicht mehr lange mit.

Wollen Sie das Ende der Pandemie ausrufen?
Nein, aber wir müssen lernen, mit Corona zu leben, was Restrisiken immer einschließen wird. So hätte ich mir gewünscht, dass die Politik im Kampf gegen das Virus die Gastro- und Übernachtungsbranche nicht als einen der Hauptgegner, sondern viel mehr als Verbündeten gesehen hätte. Hier gibt es seit über einem Jahr wirksame Hygienekonzepte, die nicht angewendet werden durften. Stattdessen haben sich die Menschen auf Arbeit und in der eigentlich unerlaubten Geselligkeit daheim angesteckt.

Zurück zur Hofewiese. Wie sehen Sie die nächsten Wochen?
Wir bleiben optimistisch. Deshalb planen wir jetzt die Events für den Sommer. Das Erdbeerfest, die Sommersonnenwendfeier, einen der beliebten Trödelmärkte und auch ein nachgeholtes Geburtstagsfest zu unserem Fünfjährigen. An den Wochenenden öffnen wir von 10 bis 20 Uhr. Derzeit überlegen wir, ob wir ab Juni auch von Dienstag bis Freitag von 11 bis 19 Uhr auf machen. Unser Biergarten ist so groß, dass er praktisch keine Kapazitätsgrenze kennt. Das Angebot ist sehr vielfältig, sogar Vegetarisches gehört dazu. Wir freuen uns jedenfalls auf viele zufriedene Ausflugsgäste.   

Landgut Hofewiese
Gänsefuß 55
01465 Langebrück
Tel. 0351/8991129
Mail: [email protected]

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