Augusto fragt nach ... im KOK van KOK
Diesmal im Interview: Johannes Haenchen vom KOK van KOK. Wie das Restaurant durch die Krise kommt, was Amsterdam ausmacht und wie der Wirt die niederländische Lebensfreude nach Dresden bringt.
Für Gastronom Johannes Haenchen kam der Lockdown überraschend und nur acht Wochen nach der Öffnung des niederländischen Pannekoeken Restaurants "KOK van KOK". Dabei hatte das Pfannkuchen-Restaurant mit der außergewöhnlichen Einrichtung einen sehr guten Start. Im Interview verriet Haenchen uns, was es mit der ausgefallenen Gestaltung des KOK van KOK auf sich hat, warum er Pannekoeken verkauft und worauf er sich am meisten nach dem Lockdown freut.
KOK van KOK – das ist ja schon ein außergewöhnlicher Name. Was bedeutet er denn und warum haben Sie das Restaurant so genannt?
Der Name ist der Name unseres Maskottchens. Kok heißt nichts anderes als Koch, was im Niederländischen wie im Deutschen der Nachname „Koch“ ist. Das andere „Kok“ ist die Verkleinerungsform des niederländischen Namens Cornelis. Davon ist es die Verniedlichungsform. Das Maskottchen kann man auf unserer Homepage und in vielen unserer Unterlagen sehen.
Und wie kam es zum Restaurant?
Das war ein Entwicklungsprozess. Ich habe das Restaurant gemeinsam mit der Wunderräume GmbH in Lichtenstein entwickelt. Das ist ein Partner, mit dem ich vor vielen Jahren schon einmal erfolgreich zusammen gearbeitet habe. Das war damals das 1000 Funkel auf der Cockerwiese. Wir haben gemeinsam überlegt, wie man aus der Idee Pannenkoeken eine Erlebniswelt schaffen könnte, die über das einfache Essen hinausgeht.
Welches Konzept verfolgen Sie mit dem KOK van KOK?
Es ist kein klassisches Restaurant, in dem man sich lange mit einem 4-Gänge-Menü aufhält. Wir bieten eine Küche mit möglichst regionalen und biologisch erzeugten Zutaten an. Wir kochen also frisch, aber auch schnell. Wir haben auch ein ausschließlich digitales Bestellsystem. Die Kunden können mit ihrem Smartphone einen QR-Code einscannen, wählen ihre Bestellung aus und können auch, wenn sie mögen, direkt bezahlen. Für Gäste ohne Smartphone haben wir aber auch Tablets zum Bestellen vor Ort. Das System wird auch insgesamt sehr gut angenommen, auch ältere Gäste sind davon begeistert.
Welche Küche bieten Sie denn an?
Bei uns gibt es ausschließlich Pannenkoeken und Poffertjes. Es gibt in der niederländischen Küche natürlich noch viel mehr, aber wir haben uns an der Tradition der niederländischen Pannenkoeken-Häuser orientiert, die im Grunde in den Niederlanden an jeder Straßenecke zu finden sind.
Worauf legen Sie bei ihren Zutaten besonders viel Wert?
Wir achten sehr auf die Qualität und die Herkunft der Produkte. Alles, was wir an Fleischprodukten haben, beziehen wir über Vorwerk Podemus. Und auch die Milch werden wir, wenn wir wieder öffnen dürfen, über Vorwerk Podemus ganz klassisch mit der Milchkanne holen, da wir davon sehr viel verbrauchen. Wir sind nun auch als Green-Table-Restaurant zertifiziert worden. Wir möchten mit unseren Produkten auch eine soziale Aussage treffen. Wir haben zum Beispiel Lemonaid und Community Cola, die mit sozialen Projekten verknüpft sind. Denn ein gewisser Betrag pro Flasche geht an bestimmte Sozialprojekte. Wir nutzen auch Goldeimer Toilettenpapier. Mit dem Kauf einer Rolle unterstützt man zum Beispiel Projekte von Viva con Aqua und der Welthungerhilfe. Und auch, wenn ein Kind ein Kindergericht kauft, dann werden 70 Cent an Share the Meal gespendet. Von diesem Geld kann ein Kind einen Tag lang ernährt werden. Also teilt das Kind quasi sein Essen mit einem, welches sonst keines hätte. Bei allem Spaß, den wir im KOK van KOK zwar zeigen, möchten wir darauf aber auch viel Wert legen.
Und wie kam Ihnen die Idee, sich auf die Pannekoeken zu spezialisieren?
Ganz einfach, ich habe enge Verbindungen zu den Niederlanden, denn meine Familie hat über 20 Jahre dort gelebt, daher bin ich da geprägt. Die Idee hatte ich auch schon lange, denn das gab es bisher hier nirgends, es ist eine einfache Geschichte, es ist relativ kostengünstig, es ist schnelles Essen mit trotzdem frischen Zutaten, das war meine Idee.
Welches Gericht ist bei den Gästen am beliebtesten?
(lacht) Wir haben bisher ja leider nur acht Wochen aufgehabt. Wir haben Ende August geöffnet und dann Ende Oktober wieder zugemacht. Aber ich sag mal, das ist eigentlich sehr bunt gemischt. Dresdner kennen das Produkt nicht, weil es hier nicht traditionell ist. Daher verschätzen sich viele Gäste auch und denken, so ein Pannekoeken lässt sich schnell „nebenher“ essen. Dabei ist das ein ernsthaftes Gericht zum Sattwerden. Und Eierkuchen kennt man hier eher in einer süßen Variante. Wir verkaufen aber am meisten eine herzhafte Form. Süße gibt es genauso, aber die herzhaften sind das Interessantere von beiden.
Und mit was wird ein herzhafter Pannekoeken belegt?
Da gibt es zum Beispiel die klassischen mit Bacon und Apfel, die Niederländer geben bei beinahe allen Pannekoeken noch Zuckerrübensirup drüber. Das gibt es bei uns auf Wunsch auch mit dazu. Und das tolle ist, dass man mit den Pannekoeken sehr viel variieren kann. Zur Weihnachtszeit gab es bei uns zum Beispiel welche mit Gans und Rotkohl. Und aktuell haben wir Pannekoeken mit Currywurst und hausgemachter Currysauce dazu. Das läuft auch sehr gut. Und neben den festen Angeboten können sich die Kunden ihren Pannekoeken auch individuell zusammenstellen.
Gibt es denn auch Angebote für Vegetarier und Veganer?
Ja, wir haben im Gegensatz zur klassischen niederländischen Küche drei Teige. Das ist einmal der klassische Weizenteig, dann gibt es den Buchweizenteig für alle, die kein Gluten vertragen, und wir bieten auch einen Kichererbsenteig an für alle, die sich vegan ernähren möchten.
Die Einrichtung des KOK van KOK ist besonders außergewöhnlich! Was möchten Sie damit ausdrücken?
Die Einrichtung soll im Grunde die Lebensfreude, die man mit Amsterdam verbindet, ausdrücken. Wir haben überall Fliesen an der Wand. Das soll an die Delfter Fliesen erinnern. Wir haben allerdings das klassische blau-weiß an die Buntheit Amsterdams angepasst. Dann haben wir grüne Tische, die an die Weite der niederländischen Wiesen erinnern soll. In einem Raum haben wir auch einen blauen Himmel zusammen mit Luftballons und Schmetterlingen an der Wand. Es gibt auch die großen Tulpen, da kommen auch noch viele kleine hinzu. Die Grundidee ist es also, die Lebensfreude und die Buntheit, die Amsterdam ausdrückt, in der Einrichtung widerzuspiegeln. Ein Highlight ist auch unsere lange Tafel mit rund 20 Sitzplätzen. Die war natürlich ohne die Pandemie geplant. (lacht) Die Idee war, dass man dort neue Leute kennenlernen kann und auch mit fremden Menschen ins Gespräch kommt. Das soll auch die Offenheit in Amsterdam widerspiegeln.
Momentan kann man die außergewöhnliche Atmosphäre im KOK van KOK leider nicht erleben – wie gehen Sie mit der momentanen Situation um?
Wir möchten weiterhin Gesicht zeigen. Denn direkt nach unserer guten Startphase wieder schließen zu müssen, da haben wir uns gefragt, was wir nun machen. Wir bieten im Moment einen Abholservice an, man kann über die Homepage vorbestellen und das Essen dann bei uns abholen. Auch über Lieferando.de kann man innerhalb des Lieferando Liefergebietes Essen bestellen und liefern lassen. Hauptsächlich machen wir das allerdings, um einem Teil der Mitarbeiter weiterhin einen Arbeitsalltag bieten zu können und auch in der Übung zu bleiben. Betriebswirtschaftlich wäre es sinnvoller, das Restaurant zu schließen und abzuwarten. Wir möchten aber auch sichtbar bleiben. Mit unserem Platz am Neumarkt in der Innenstadt sind wir momentan eben auch ein Lichtblick, im doppelten Sinne.
Was gibt es neben dem Essen Bestellen und Abholen denn im Moment noch an Möglichkeiten, Sie zu unterstützen?
Es gibt immer die Möglichkeit, Gutscheine zu kaufen. Das geht auch ganz einfach über unsere Homepage und kann gut als Geschenk gekauft werden. Den kann man dann einfach herunterladen und hat ihn auf dem Smartphone immer dabei. Das Wichtigste ist allerdings, wieder bei uns Essen zu gehen, wenn es wieder richtig losgehen kann.
Was ist gerade ihr größter Wunsch?
Den Lockdown so lange durchzuziehen, bis die Pandemie wirklich im Griff ist. Denn ich finde nichts schlimmer, als den Ruf und die Bitte nach Wiedereröffnungen, während man ganz klar weiß, dass es letztendlich wieder nur eine Wellenbewegung wird. Für uns ist das Beste in der Situation durchzuhalten, auszuhalten und dann mit einer relativen Sicherheit wieder starten zu können, anstatt eine halbgewalkte Öffnung, bei der man schon weiß, dass es wieder schief geht. Und die ursprüngliche Idee der großen Tafel im Restaurant umzusetzen, also mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen, sich auszutauschen. Das ist auch ein weiterer Wunsch.
Ich drücke die Daumen, dass sich die Situation für Sie bald verbessert. Vielen Dank für das Interview!
Wenn Sie nun selbst einmal die leckeren Pfannkuchen probieren möchten, dann bestellen Sie doch im KOK van KOK!
KOK van KOK
Galeriestraße 22
01067 Dresden - Altstadt
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