Augusto fragt nach … im Deutschen Haus in Radeburg

Inhaberin Annett Klotsche wechselte aus Liebe zur Oma den Beruf und übernahm das Traditionshaus aus Familienhand. Sie setzt auf Ambiente, klassische Küche und Herzlichkeit. Und hat durch Corona den Außer-Haus-Verkauf entdeckt.

Von Marcel Pochanke
Annett Klotsche führt das Haus in fünfter Generation.
Annett Klotsche führt das Haus in fünfter Generation. © Deutsches Haus Radeburg

Das Deutsche Haus im Zentrum von Radeburg liegt direkt neben Rathaus und Heimatmuseum. Wer sich in der Ausstellung mit der Geschichte der Gegend beschäftigt, kann danach im Restaurant gleich weitermachen. Die Tradition, die bis in die 1870er Jahre zurückreicht, lebt in der Inneneinrichtung fort. Dabei gab es vor 25 Jahren eine große Modernisierung. Der Mut von Annett Klotsche, die das Haus damals übernahm, hat sich gelohnt. Heute gehört zum Deutschen Haus neben der Gaststätte ein Hotel, ein Seminarraum, ein Biergarten und eine eigene Festwiese für besondere Anlässe. Dort werden auch Spanferkelgrillen und Vogelschießen mit der Armbrust angeboten.

Schmuck sieht es aus, das Deutsche Haus in Radeburg.
Schmuck sieht es aus, das Deutsche Haus in Radeburg. © Deutsches Haus Radeburg

Frau Klotsche, das Deutsche Haus ist seit jeher im Familienhand. Jetzt ist es 25 Jahre her, dass Sie das Haus aus den Händen von Carl Klotsche übernommen haben. War das immer klar, dass Sie in diese Fußstapfen treten?
Nein. Ich habe Friseurin gelernt. Und mein Lebenspartner KfZ-Mechaniker. Dann kam die Diskussion, wer das Haus übernimmt. Und meiner Oma Hanni zuliebe, die das Haus nach dem Krieg aufrecht erhalten hat, haben wir das gemacht. Dann haben wir einen Kredit durchgeboxt und angefangen zu bauen. 1995 bis 1996. Ein ganzes Jahr.

Wie war der Zustand vorher?
Es musste alles gemacht werden. Die Außenwände blieben stehen. Das ganze Innenleben ist komplett neu. Vieles stammte aus den Anfangszeiten, und wir sind jetzt die fünfte Generation. Es gab noch Waschbecken auf den Gastzimmern und Toiletten auf den Fluren, wie das war. Die Hotelgäste haben im Hof geparkt, wo wir jetzt sitzen. Man konnte mit dem Auto durch das Tor fahren.

Sie deutet auf den Durchgang zur Straße. Wir sitzen an einem lauschigen Tisch, umgeben von Mauern und Planzen. Hier ein Parkplatz? Kaum vorstellbar. Der befindet sich jetzt hiner dem Haus außer Sichtweite der Gäste.

Ein lauschiges Plätzchen im Hof der Gaststätte.
Ein lauschiges Plätzchen im Hof der Gaststätte. © Deutsches Haus Radeburg

Welche Gäste sprechen Sie vor allem an?
Eigentlich alle. Einheimische, Touristen, Fahrrad- und Motorradfahrer aber auch viele aus dem Umland, die gezielt zu uns kommen. Wir haben uns viele Stammgäste herangezogen, zum Beispiel aus Dresden oder Bautzen. Die schonmal da waren, die kommen immer wieder. Ich leg wert auf gute Küche, Gemütlichkeit, gute Übernachtung, gutes Frühstück. Wir haben viele Familien- und Vereinsfeiern. Wir machen Spanferkel, Vogelschießen. Aber alles in unserem rustikalen, familiären Stil.

Die Zutaten für Ihre rustikale Küche – kommen die auch aus der Region?
Wir kaufen beim Metzger unseres Vertrauens ein. Von unserem Gärtner gibt es je nach Saison frische Tomaten und Gurken. Wir schauen, wo es geht. Zum Beispiel Fisch kriegen wir frisch geliefert von der Ostsee. Da kommt aller 14 Tage ein Rentner, der uns frischen Lachs bringt.

Schauen wir auf die schlechten Zeiten. Wie ging es ihnen während der Corona-Schließungen?
Zuerst kam eine Schockstarre. Verbunden mit einer Erholungsphase für uns. Das Hamsterrad konnte man mal kurz verlassen. Aber das ist für uns nicht gesund, wir müssen weiterarbeiten.

Gilt das auch für Ihre Angestellten? Sind alle geblieben?
Wir haben acht Angestellte, sie sind alle noch da. Sie sind in Kurzarbeit gewesen, aber auch nicht durchgehend, weil wir unser Außer-Haus-Angebot hatten. Und viel außer Haus. Das wurde sehr gut angenommen. Wir hatten Weihnachten, Ostern, Muttertag … Wir können uns glücklich schätzen, dass wir die Gäste hatten, die uns in der Zeit geholfen haben.

Und das Angebot außer Haus ist geblieben?
Ja, wir machen das weiter, so wie wir das schaffen und es der Betrieb erlaubt. Man könnte den auch noch vergrößern, aber das ist vom Personal her auch für uns schwierig, leider. Eigentlich warte ich auf meinen Sohn, der hat Koch gelernt und ist seit zwei Jahren in Neuseeland und konnte durch Corona nicht zurück. Aber ich hoffe, dass er dieses Jahr wieder mit einsteigt. Das wäre dann die sechste Generation.

Das könnte neue Perspektiven für Ihre Küche bringen.
Warten wir ab. Er war bei den Maori und hat dort gekocht. Aber die kochen unter der heißen Erde, das wird hier schwierig. Ansonsten halte ich, auch was die Küche betrifft, gern an der Tradition fest. Das Neumodische kann man machen, muss man aber nicht. Junge Menschen wissen gar nicht mehr, wie ein Sauerbraten gemacht wird. Deswegen streichen wir das auch nicht. Bisschen Pep haben wir in die Karte gebracht, aber das deutsche Essen sollte am Leben erhalten werden.

Wie ist es nach Corona wieder losgegangen?
Wenn ich es auf sächsisch sagen darf: Volles Ballett. Also richtig, richtig gut, jeden Tag.

Ich war auch erstaunt, dass Montag bei Ihnen geöffnet ist.
Ja, das haben wir schon immer. Weil wir sind ringsum, egal wo man schaut, die einzige Gaststätte, die Montags öffnet. Und irgendwo müssen ja die Leute hin. Ruhetag haben wir keinen, auch durch das Hotel, aber wir haben uns jetzt erlaubt, dienstags und freitags erst ab 17 Uhr zu öffnen.

Gibt es bei Ihnen kulinarisch spezielle Aktionen?
Freitag ist bei uns Schnitzeltag, da haben wir die große Schnitzelkarte. Prager Schnitzel, Mailänder Schnitzel, Kinoschnitzel, alles solche Sachen. Jedes kostet 9,99 Euro inklusive Beilagen. Sonst sind Familienfeiern unser Markenzeichen. Mit Büffet, Menü, Spanferkel aus unserem Spezialofen, was gewünscht wird. Und eben das angesprochene Vogelschießen mit der Armbrust in unserem Garten. Das Spanferkel liefern wir auch außer Haus.

Wie ist es mit den Familienfeiern und Corona? Läuft das auch schon wieder so gut?
Nein, das ist mühsam. Es geht ganz langsam nach oben. Es treffen sich schon mal 20 Personen, aber die großen Feiern mit 100, die wir hier gemacht haben, das ist noch nicht wieder da.

Geben Sie uns bitte einen Ausblick für das Deutsche Haus.
Also es soll schon so weitergehen. Das wäre optimal. Man kann immer was machen. Zurzeit bauen wir eine Elektrotankstelle für die Gäste an unserem Parkplatz. So dass man, während das Fahrzeug lädt, hier was essen und trinken kann. Das soll in diesem Jahr fertig werden.

Die Gaststätte liegt großzügig von Grün umgeben.
Die Gaststätte liegt großzügig von Grün umgeben. © Deutsches Haus Radeburg

Hotel und Gaststätte Deutsches Haus Radeburg
Heinrich-Zille-Straße 5,
01471 Radeburg

Telefon: 035208 9510
E-Mail und Anfragen: [email protected]
Internet: www.deutsches-haus-radeburg.de

Parkplätze gehören zum Haus
ÖPNV: Zum Beispiel Anreise aus Dresden mit dem Bus 477, Haltestellte Radeburg Rathaus, in etwa 40 Minuten.

Alle Interviews mit Gastronomen im und nach dem Lockdown finden Sie hier.

Weitere Restaurants finden Sie im Augusto Restaurantfinder.