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Augusto fragt nach... bei Voice It

"Wir sind kein typischer Chor, kein klassisches Ensemble... hör doch einfach rein!"

Von Marie-Luise Redlich
Seit Teenager-Zeiten Seite an Seite: die SängerInnen von Voice It.
Seit Teenager-Zeiten Seite an Seite: die SängerInnen von Voice It. © coculture.de

Die SängerInnen von Voice It verbindet eine besondere Vergangenheit: Was zu Schulzeiten als vorübergehender Wettbewerbs-Chor begann, steht heute auf eigenen Füßen. Als engagiertes und leistungsstarkes Vokalensemble, aber auch als langjähriger Freundeskreis, vereint die SängerInnen die Begeisterungen für hochwertige A-cappella-Musik, individuelle Arrangements - und nach zwei Jahren Flaute die Sehnsucht nach einem Live-Konzert. Wir haben mit Leiterin Annemarie Bohn und Vorstandsmitglied Ann-Kathrin Brauns gesprochen.

Ann-Kathrin Brauns, Vorstandsfrau und Sängerin bei Voice It.
Ann-Kathrin Brauns, Vorstandsfrau und Sängerin bei Voice It. © coculture.de

Stellen Sie sich vor, jemand hat noch nie von Voice It gehört: Wer ist das? Was sind Besonderheiten gegenüber anderen Chören?
AB: Ich würde sagen: Voice It ist ein sehr engagiertes Vokalensemble, das viel Liebe, Fleiß und Sorgfalt in die Erarbeitung seiner Programme steckt. Unsere Mitglieder kommen nicht nur aus Dresden, trotzdem treffen wir uns einmal monatlich, um eine gute Zeit zu haben und gute Musik zu machen. Das Besondere ist, dass wir ursprünglich aus dem Schulchor des St.-Benno-Gymnasiums entstanden sind. Viele von uns singen also schon seit der Pubertät dort gemeinsam. Das verbindet menschlich nochmal auf eine andere Art und Weise. Wir sind anders „gewachsen“ als andere Chöre, die erst im Erwachsenenalter zusammenkommen. Der Kern ist schon sehr stabil, auch wenn zwischenzeitlich mal neue Leute dazugekommen sind.

Wie und wann sind Voice It entstanden?
AKB: Unter dem Namen Voice It gibt es uns seit 2006, der Chor besteht aber schon seit 2004. Die besondere Geschichte dazu ist: Unser Schulchor wurde von unserem damaligen Leiter beim Sächsischen Chorwettbewerb angemeldet. Das war erstmal eine – positive – Schocknachricht [lacht]. Da die Teilnahme dort mengenmäßig begrenzt war – wir waren als Schulchor einfach zu viele SängerInnen – war es eine gewisse „Aussortierung“ nötig. Mit dem Ziel, ein Ensemble zu haben, das stimmlich und charakterlich zusammenpasst. Dieser „Wettbewerbs-Chor“ lief dann parallel zum normalen Schulchor.

Wie ging es aus beim Sächsischen Chorwettbewerb?
AKB: Wir haben ganz überraschend gewonnen! Wir durften sogar weiter zum Bundeswettbewerb und haben einen unerwarteten 2. Platz gemacht. Wir waren ja wirklich noch so jung und völlig unerfahren in dieser Szene. Danach kam die Entscheidung, dass wir in dieser Besetzung weitermachen wollen – auch über das Ende der Schulzeit. Es waren Freundschaften entstanden und wir dachte: Das kann es doch jetzt nicht gewesen sein! Seitdem bestanden wir unabhängig vom Schulchor. Wir sind der Schule noch verbunden. Bis heute dürfen wir dort kostenfrei die Probenräume nutzen, viele unserer Konzerte finden noch in den Schulräumen statt.

Welche musikalischen Vorlieben haben Sie bzgl. Genre, Interpreten, Arrangeure?
AB: Da gibt es natürlich die Vorlieben des Chores, und andererseits die Vorlieben von mir als künstlerische Leitung. Ich bin daran interessiert, Programme zu machen, die ein Oberthema haben oder die Dinge verbinden – ich mag nicht so sehr Potpourri-Programme, wo man alles Mögliche zusammenwirft. Inzwischen sind wir dazu übergegangen, uns möglichst Stücke schreiben zu lassen. Wir haben uns für unsere letzte CD viele Arrangements schreiben lassen, da war es vor allem Deutsch-Pop, und jetzt sind wir eher im Funk unterwegs. Nun, da viele auch eigene Kinder haben, haben wir auch etwas Kinderliederprogramm angefangen... wir fahren also mehrgleisig.

Arrangieren oder komponieren Sie auch selbst?
AKB: Es gibt auch Leute im Chor, die eigene Arrangements mit einbringen. Da kommen dann auch mal ganz besondere Sachen raus wie bei einem, der einfach mal ein Volkslied im 5/4-Takt arrangiert. Von ihm sind fast immer Arrangements mit in den Programmen dabei.

Annemarie Bohn, die künstlerische Leiterin von Voice It.
Annemarie Bohn, die künstlerische Leiterin von Voice It. © coculture.de

Wie haben die letzten Wochen mit Probenverbot ausgesehen?
AB: Wir haben Stimmproben über Videoformat probiert und uns durchgeschlagen. Aber das kann natürlich nichts ersetzen, das ist bei weitem nicht so gewinnbringend. Jetzt im Januar hatten wir nochmal ein anderes System, und haben uns mit vier bis fünf SängerInnen persönlich getroffen, unter 2G-plus. Jetzt dürfen wir ja Gott sei Dank wieder! Alles andere ist eben nicht so gewinnbringend, und das hat man nach dem ersten Lockdown auch gehört: Die Stimmen sind eingerostet, man muss Ensemble-Klang wieder aufbauen, und eben auch dieser große 2-Meter-Abstand zueinander, den man während der Proben einhalten muss.

Ensemble-Klang über Videoformat, das geht natürlich kaum…
AKB: Man muss ja sehen, wie unser eigentlicher Probenmodus ist: Wir treffen uns ohnehin nur einmal im Monat zum Proben, da wir ja aus allen möglichen Ecken Deutschlands kommen mittlerweile. Deshalb sind eigenständiges Erarbeiten der Stücke und Selbstverantwortung sowieso normal. Das heißt, der Lockdown mit Online-Proben hat uns extrem getroffen – das entsprach dem, was wir eh allein zu Hause immer machen. Das eigentliche Voice-It-Proben – in Gemeinschaft – das fehlte.

Sind Sie jetzt wieder – mit 2Gplus – in Präsenzproben gestartet?
AKB: Noch nicht - wir starten Mitte Februar das erste Mal wieder komplett in Präsenz.

Wie fühlt sich das an, jetzt wieder loslegen zu können und sich zu sehen?
AB: Da ist eine große Erleichterung, mit allen zusammen sein zu können. Es geht ja nicht nur um Chor, es ist viel mehr als das. Für mich ist es ein „Ausflug“ aus dem Alltag als Lehrerin, Chorleiten hat für mich viel mit Pause zu tun, mit Vertiefen in etwas Besonderes. Deshalb sind da meinerseits keine Ängste oder Sorgen, sondern einfach nur Freude, dass es endlich wieder klingt und ich wieder etwas hören kann.

AKB: Ich freue mich total. Die wenigen Proben zwischen den Lockdowns waren immer wie ein „Gefühlsausbruch“. Bei Voice It sind es ja gerade die Leute, die man wirklich gernhat – man hat einfach seine Freunde lange nicht gesehen. Da ist ein Wiedersehen ein totales Hoch. Ich weiß aber auch, wie anstrengend die letzte richtige Probe war. Man vergisst die körperliche Anstrengung einer achtstündigen Probe.

Welche Projekte oder Konzerte sind für 2022 geplant?
AB: Unser erstes großes Ding ist das Chorfest in Leipzig. Wir werden dort am Wettbewerb teilnehmen und bereiten uns darauf vor. Im Moment kann ich mir noch gar nicht richtig vorstellen, dass das stattfindet. Ansonsten haben wir verschiedene Ideen, die noch nicht richtig klar sind – der Fortgang ist ja auch für die Veranstalter unklar. Aber es soll Konzerte geben, das steht fest.

Gibt es etwas, worauf Sie sich jetzt sehr freuen oder das Sie sich wünschen?
AKB: Es ist schön, jetzt wieder neue Energie in der Gruppe zu spüren, mit dem nahenden oder erhofften Pandemieende. Wir hoffen, bald wieder an anderen Orten auftreten zu können. Oder Dinge wie Choraustausch zu haben. Wir haben ja diverse Kontakte in andere Städte und es wäre schön, das mal wieder auszunutzen. Die Lust ist groß, das vorzubereiten und zu planen. 

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