Augusto fragt nach... bei Sonic Blue

Chortreffen in Leipzig, Elbhangfest, Namenspremiere, … die To-Do-Liste von Sonic Blue ist ebenso groß wie das Hoffen und Bangen der SängerInnen.

Von Marie-Luise Redlich
Bei Sonic Blue passt sogar das Konzertoutfit zum Namen.
Friederike G. (vierte von links) und Lucie W. (fünfte von links) sind seit Jahren begeisterte Mitsängerinnen des Chores. © Peter Fritzsche

Während viele Chöre selbstständig oder als eingetragene Vereine agieren, findet man auch in Musikschulen oder Konservatorien das ein oder andere Vokalensemble. So ist das Heinrich-Schütz-Konservatorium in Dresden nicht nur eine beliebte Ausbildungsstätte für hunderte SchülerInnen, die hier verschiedenste Instrumente erlernen können; auch fünf Chöre – darunter Sonic Blue – sind hier aktuell beheimatet. Das Mitsingen steht bei stimmlicher Eignung jedem offen. Gemäß der Satzung des Konservatoriums zahlen SchülerInnen und Chormitglieder einen bestimmten Beitrag pro Schuljahr, mit welchem dann ein festes Kontingent an Unterrichtsstunden – oder eben Chorproben – zur Verfügung steht.

Die SängerInnen von Sonic Blue – ehemals bekannt als Conference of Swing – benannten ihren Chor mit dem Schuljahr 2021/22 um und warten nun sehnsüchtig darauf, das erste Konzert unter neuem Namen geben zu dürfen. Doch ihre großen Pläne für das neue Jahr treffen auf eine ebenso große Ungewissheit. Wir haben mit den Mitsängerinnen Lucie Weigelt und Friederike Gohrbandt gesprochen.

Auf Zeiten wie diese hofft man: Bald wieder gemeinsam musizieren zu können.
Auf Zeiten wie diese hofft man: Bald wieder gemeinsam musizieren zu können. © Peter Fritzsche

Probenflaute seit November, jetzt noch um weitere fünf Tage verlängert: Wie geht Sonic Blue mit der aktuellen Situation um? Sind Sie in irgendeiner Weise aktiv?
FG: Wir haben bis Weihnachten quasi pausiert. Es gab ein einzelnes Online-Treffen, nachdem der Lockdown beschlossen wurde, um zu sehen, wie wir weitermachen – online proben oder nicht. Da es ja theoretisch zeitlich begrenzt sein sollte, wollten wir uns die Probenzeit lieber aufheben und uns später, wenn es wieder geht, dafür an zwei Probenwochenenden treffen und unser Stundenkontingent dafür einsetzen. Außerdem haben wir kürzlich eine kleine digitale Weihnachtsfeier veranstaltet und gemeinsam gesungen.

LW: Man muss dazu sagen: Wir hatten in der ersten langen Lockdownzeit [Anm.: seit Herbst 2020] sehr lange Onlineproben, ein halbes Jahr lang. Damals hat sich schon gezeigt, dass bei Weitem nicht alle zu den Proben erscheinen, was auch verständlich ist – es ist ja eine komplett andere Form des Probens, die nicht für jeden etwas ist. Deshalb haben wir für diesen Winter gesagt: Wir sparen das Kontingent auf, bis wir wieder richtig gemeinsam singen können. Es war aber schön, dass wir uns jetzt intern nochmal treffen konnten, Weihnachtslieder singen, jeder sitzt dann da mit seinem Glühwein… das war unser letztes Treffen.

Sie haben es gerade selbst schon angesprochen – wie schwierig war es denn mit der Anwesenheit bei digitalen Proben?
LW: Gegen Ende waren dann nur noch etwa 30 Prozent der SängerInnen dabei. Viele sitzen schon den ganzen Arbeitstag vor dem Computer, hängen in Zoom-Meetings und haben dann einfach keine Lust mehr, auch noch zwei Stunden Chorprobe digital zu gestalten.

Und digitale Projekte wie eine Videoaufnahme sind entsprechend auch nicht geplant?
FG: Letztes Jahr haben wir sogar noch ein Weihnachtsvideo aufgenommen, dieses Jahr aber nicht mehr. Dieses Jahr haben wir eben gesagt – denn es hieß ja, es solle nur kurz sein – dass wir es sein lassen und auf die Proben verzichten, weil wir jetzt für den Sommer auch sehr viele Projekte und Auftritte geplant haben. Und froh waren, uns diese Probentage anzusparen.

Sie sagten gerade, dass viele SängerInnen sich mit Onlineproben schwertaten. Gab es dann auch Mitglieder, die den Chor ganz verlassen haben?
FG: Leider war es so, wie bei vielen anderen Chören auch, dass wir einige Mitglieder verloren haben. Es waren weniger, als wir gedacht hatten – das war wirklich total schön. Aber fünf bis sechs Leute sind bestimmt gegangen und bei einem kleinen Chor wie uns macht das dann schon etwas aus. Aber wir hatten jetzt auch einige Neuzugänge, hatten auch angefangen mit Werbung…der Oktober 2021 war so ein ganz schöner Monat für uns als Chor, weil da ganz viel passiert ist: Es kamen viele Neue, wir konnten wieder zusammen musizieren, das Team war sehr engagiert, es gab Poster, Flyer... wir sind in den Startlöchern und hoffen, dass es bald weitergeht!

Hat es in der aktuellen Situation konkrete Auswirkungen – gute oder schlechte – als Chor an eine Institution wie das Heinrich-Schütz-Konservatorium gekoppelt zu sein? Ein Beispiel: Bei selbstständigen Chören hörte man wiederholt von Unklarheiten darüber, welche Vorschriften eigentlich herrschten.
LW: Wir haben vom HSKD immer ganz klare Informationen bekommen – genauso wie ja auch die SchülerInnen im Einzelunterricht. Ich denke, da hatten wir schon einen Vorteil, immer den Überblick zu haben. Ohne sich selbst nochmal absprechen zu müssen – es war immer klar, was wir dürfen. Das Hygienekonzept hatten wir dadurch auch ganz gut vorgegeben, vorgefertigte Listen für Nachverfolgung usw.

Und als „Nachteil“, wenn man es so nennen möchte, könnte man festhalten, dass Sie ein fixes Stundenkontingent beim HSK haben, mit dem man über das Schuljahr haushalten muss?
FG: Wir mussten uns am Anfang entscheiden: Wollen wir die Proben komplett aussetzen? Dann wären die Beiträge auch weggefallen. Oder wollen wir in digitaler Form Proben stattfinden lassen, mit ganz normalen Beiträgen.

…Daher also das bereits beschriebene Abwägen, wie effektiv die Proben sind und ab wann es sich lohnt, das Kontingent wieder zu nutzen?
FG: Genau. Das war unsere Überlegung im Dezember 2021: Wie viel Mehrwert beziehen wir, wenn wir uns wochenlang per Zoom treffen – oder wenn wir uns alternativ auf ein späteres Probenwochenende treffen, wo dann alle da sind und man künstlerisch viel intensiver arbeiten kann.

Nun haben Sie schon angedeutet, dass für das Jahr 2022 viel geplant ist… was haben Sie denn alles vor?
LW: Für uns als Chor intern möchten wir im April endlich wieder ein Probenwochenende abhalten, in Colditz – da waren wir zuletzt 2019, das ist also auch schon fast drei Jahre her. Ansonsten steht ganz groß das Chorfest in Leipzig im Mai bevor. Da hoffen sicher ganz viele Chöre drauf, dass das stattfinden kann. Im Juni sind wir geplant beim Elbhangfest dabei, im Juli dann in Chemnitz bei „Chorwelten“. Außerdem möchten wir im Sommer auch noch ein Konzert im Dixiebahnhof Weixdorf geben, dort haben wir früher bereits häufiger gesungen. Das wäre natürlich auch sehr schön, weil wir ja mit unserem neuen Namen noch gar nicht auftreten konnten. Und im September soll es eventuell ein weiteres Konzert geben.

Zum Abschluss: Gibt es etwas, dass Ihnen in Bezug auf den Chor besonders am Herzen liegt?
FG: Wir freuen uns über neue Mitglieder! Wir sind im Wachstum und in Entwicklung. Wir haben gemerkt: Die Male, die wir proben konnten, wenn auch neue Mitglieder dabei waren… da bringt jeder eine neue Facette mit in den Chor, jedes Mal klingt es anders. Und wir würden uns freuen, wenn es weitergeht, wenn wir wieder wachsen und etwas Schönes entsteht. 

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