Augusto fragt nach... bei Chortissimo Dresden

Ein Jahr der Highlights soll es werden - mit Ostsee-Reise, Gemeinschaftskonzert und sozialem Engagement.

Von Marie-Luise Redlich
Sie ist eine von mehreren Vorstandsfrauen: Sarah Neis.
Sie ist eine von mehreren Vorstandsfrauen: Sarah Neis. © Sarah Neis

Trotz Pandemie gab es im Jahr 2021 Entwicklung und Wandel bei Chortissimo: Neue Chorleiterin, neue Proben-Plattform, neue Mitglieder. Die etwa 45 engagierten SängerInnen vereint nicht nur der Spaß am Singen, sondern auch rege Konzerttätigkeit und soziales Engagement. Wenn alles klappt, wird 2022 das Jahr der Highlights - aufgeschoben bedeutet schließlich nicht aufgehoben! Wir sprechen mit Sarah Neis über die umfangreiche Jahresplanung mit einer Ostsee-Reise, einem Gemeinschaftskonzert mit Freunden und einem Chortreffen, das sogar noch einem guten Zweck dient.

Frau Neis, wie hat Chortissimo die letzten Wochen ohne Präsenzproben verbracht?
Wir konnten unser Chorwochenende im November 2021 noch durchführen, mit Hygieneregeln, Tests, die meisten sind ohnehin geimpft – da ist unser Chor ziemlich kooperativ. In der Zeit konnten wir beginnen, unser Weihnachtsrepertoire zu üben. Es war uns als Chor aber auch wichtig, sich mal wieder richtig zusammenzufinden. Das war auch wichtig für unsere neue Chorleiterin: Clara Bauer hat ja den Chor neu übernommen in der Pandemie – wir hatten sie online „rekrutiert“ - und sie konnte uns im Sommer überhaupt erstmals richtig live hören.

Haben Sie seit November online weitergeprobt?
Ja, über BigBlueButton. Wir hatten da geteilte Proben – eine Stunde für die Männer, eine für die Frauen. Wir haben das einfach weiter gemacht, auch wenn die Aussicht auf Konzerte nicht so wahrscheinlich war. Einfach um Kontinuität zu behalten und mit den Mitgliedern den Rhythmus zu haben. In der Weihnachtszeit haben wir dann an einem Tag im Freien vor Seniorenheimen gesungen. Das war schön für die Bewohner, dass sie etwas Weihnachtsstimmung nach Hause gebracht kriegen; aber für uns war es natürlich genauso schön.

Sie erwähnten BigBlueButton – was genau ist das? Etwas ähnliches wie Zoom?
Das ist vergleichbar mit Zoom, genau. Vorteil ist, dass man da besseren Datenschutz hat, da das ganze über lokale Server läuft, und Zoom über einen amerikanischen Server. Es ist etwas komplizierter, man kann sich da nicht einfach ein Konto erstellen, sondern muss sich eine Einrichtung suchen, die das hat. Wir machen das jetzt über die Initiative Senfcall von der Uni Darmstadt, das ist kostenfrei und für jeden zugänglich. Wir nutzen also die Server der Uni, es ist datenschutzkonform und etwas sicherer.

Wie effektiv haben Sie diese Online-Proben erlebt?
Es gibt da unterschiedliche Meinungen im Chor. Für den sozialen Zusammenhalt war es sehr wichtig, denke ich. Und wir haben ja verschiedenes gemacht, Einsingen, etwas Gymnastik zur Erwärmung – alles Dinge, die man nicht unbedingt von selbst zu Hause macht und die gut sind, wenn man den ganzen Tag im Homeoffice ist. Man kann die Stimme trainieren und drinbleiben. Und es ist eine ganz gute Kontrolle, weil man beim Singen nur sich selbst hören kann und eben gleich merkt, wo man noch verloren ist.

Nach langem Durchhalten in Onlineproben heißt es jetzt: Durchstarten in ein neues, auftrittsreiches Chorjahr!
Nach langem Durchhalten in Onlineproben heißt es jetzt: Durchstarten in ein neues, auftrittsreiches Chorjahr! © Thomas Böhm

Wie ist denn die Stimmung in solchen Online-Treffen? Gibt es da nicht auch irgendwann Frustration?
Naja, im Dezember war es sehr frustrierend. Denn wir hatten ja das Weihnachtsrepertoire schon geprobt, es wäre Feinschliff nötig gewesen, und den Chorklang verbessern kann man eben nicht digital. Auch für Clara Bauer waren die Online-Proben zeitweise schwierig, denke ich. Denn sie kennt uns noch nicht so gut und ihr fehlte online natürlich das Feedback. Also sie macht das richtig super! Aber ich stelle mir das echt schwer vor.

Gab es von den Chorsängern auch Kontra gegen diese Probenform?
Es gibt natürlich einige Mitglieder, die diese Online-Proben nicht mögen. Einige haben nicht so die Affinität für Videokonferenzen, manche wollen auch einfach ihre Wohnung nicht über die Kamera zeigen… Andere haben gar kein Problem damit. Es gab Phasen, wo die Luft raus war. Im Moment merk ich das aber nicht, gerade freuen sich alle über das Wiedersehen im neuen Jahr.

Wie sieht die Beteiligung denn aus?
Es war so gesehen Glück, dass wir den Chorleiterwechsel hatten. Wir hatten im Vorstand eine Vorauswahl getroffen, aber die letzten drei Bewerber haben sich in einer Online-Probe präsentiert. Und dann war die Neugier auf die neue Chorleiterin so groß, dass alle mit dabei waren, um zu sehen: Wie macht die das? Es sind sogar einige Mitglieder, die wir im Vorfeld verloren hatten, wieder an Bord gekommen im Rahmen dieses Auswahlprozesses.

Haben sich auch neue MitsängerInnen gemeldet?
Wir haben auch neue Mitglieder gewonnen in der Pandemie. Wir haben ein Mitglied, das seit der Pandemie nur online mitgeprobt hat – und der ist immer noch da! Insgesamt sind es drei Neue, und nur ein Austritt. Also eine positive Bilanz, das ist sehr schön.

Wie sieht die aktuelle Perspektive für dieses Jahr aus? Wenn Corona mitmacht…
Eigentlich haben wir nur Highlights! Wir planen zum einen ein Konzert mit dem Ural-Kosaken-Chor im Juni. Dann machen wir alle zwei Jahre eine Ostsee-Fahrt, als eine Art „Tournee“. Da treffen wir uns dann mit engagierten Gemeinden, daraus ist eine Tradition entstanden, in Wismar und Umgebung. Das soll Ende Juni stattfinden mit drei Konzerten.
Dann haben wir noch ein weiteres Highlight, das wir auch seit einiger Zeit aufschieben. Bei einer unserer Ostsee-Fahrten haben wir vor einigen Jahren einen Chor aus Lüneburg kennengelernt, das Hugo-Distler-Ensemble. Die haben unser Konzert gesehen, uns angesprochen, wir haben spontan zusammen gesungen… Nun planen wir ein Gemeinschaftskonzert. Das sollte eigentlich 2020 stattfinden, hoffentlich klappt es nun dieses Jahr.
Und dann haben wir noch eine soziale Sache, die wir regelmäßig machen, das ist unser Chortreffen im September, in der St. Pauli Ruine Dresden.
 
Wie kann man sich dieses Chortreffen denn vorstellen?
Die Idee ist, dass wir andere Chöre einladen, meist vier verschiedene. Die Zuschauer zahlen einen Eintritt und der geht komplett an eine soziale Einrichtung oder einen Verein, zugunsten von Kindern – das ist jedes Jahr ein anderer Verein. Das mussten wir auch zweimal absagen und hoffen, dass es dieses Jahr was wird.

Sind sie dann auch im Mai beim Chortreffen in Leipzig dabei? Das ist ja dieses Jahr ein großes Thema in der Chorszene.
Nein, da sind wir tatsächlich nicht mit dabei. Natürlich ist es schön, andere Chöre zu treffen, und es fördert sicher auch die Motivation. Aber es war dieses Jahr einfach keine Priorität, wir müssen uns mit unserer neuen Chorleiterin ja erstmal kennenlernen und neu aufstellen.

Gibt es zum Abschluss noch etwas, das Ihnen wichtig ist in Bezug auf Chortissimo?
Wie fast jeder Chor suchen wir Männerstimmen! Und man kann gern bei uns vorbeischauen

Weitere Chor-Interviews und Infos zur Dresdner Chorszene finden Sie auf unserer Homepage hier.