Wann reißt der Vorhang auf?

Sächsische Kinos und Kinofans warten sehnsüchtig darauf, dass es endlich wieder „Gong“ macht.

Von Tom Vörös
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Es ist eine Zeit des Gedenkens an fulminante Kino-Erlebnisse. © pixabay

„Keine Sorge, wir kommen wieder“, heißt es auf der Internetseite des Dresdner Rundkinos. „Bis voraussichtlich 7.3. geschlossen“, schreibt der Ufa-Palast. „Kino – dafür werden Filme gemacht und dafür brennt die Leidenschaft von Kinopolis“, heißt es aus Freiberg. Und das kleine Thalia in der Dresdner Neustadt präsentiert aktuell und gänzlich ungeniert die ganz große Leere auf seiner Seite. „Unsere Lage ist schwierig, aber nicht hoffnungslos“, heißt es beim Programmkino Ost. „Leider ist völlig unklar, wann und wie es nach Ende eines zum x-ten mal verlängerten Lockdown für uns weitergehen kann."

Die Kinobranche habe im Vergleich zu vielen anderen geschlossenen Bereichen ein spezielles Problem: Nur wenn bundesweit Kinos zu einem festen, einheitlichen Termin wieder öffnen, und zwar mit einigen Wochen sicherem Vorlauf, dann erst würden Filmverleiher neue Filme bereitstellen und mit den Werbekampagnen dafür beginnen können - ein wahres Dilemma. Zumindest eine Sache kann das Programmkino Ost aktuell umsetzen: Zum Beispiel die Erneuerung der Tonanlagen, was nur mithilfe von Fördermaßnahmen wie dem „Zukunftsprogramm Kino“ realisiert werden kann. Doch das wurde bereits vor Corona aufgelegt.

Drei-Stufen-Plan für die Öffnung

Die tatsächliche Öffnung des großen Samtvorhanges steht also noch in den Sternen. Ein möglicher Weg raus aus dem Lockdown wurde in einem kürzlich vorgelegten Drei-Stufen-Plan eines Bündnisses aus Kultur, Sport und Wissenschaft vorgestellt. 20 Forscherinnen und Forschern sowie knapp 40 Institutionen sind daran beteiligt und stark daran interessiert, dass größere Veranstaltungen auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse wieder möglich gemacht werden.
Darin heißt es u.a.: „In Theatern oder Konzerthäusern soll bei Vorliegen eines Hygiene-, Lüftungs- und Infektionsschutzkonzeptes eine Auslastung zwischen 25 und 30 Prozent möglich sein.“ Auch in Kinos solle es demnach personalisierte Eintrittskarten sowie Maskenpflicht und Abstände geben und – ohne Spaß – kein Popcorn oder Getränke. Wie und ob das alles noch Spaß macht, wird sich in Leinwand-Nähe zeigen.

Fakt ist, dass die Zahl der Kinobesuche in Sachsen im letzten Jahr drastisch gesunken ist. Die sächsischen Kinos haben fast zwei Drittel ihres Geschäfts verloren. 2020 seien laut Filmförderungsanstalt (FFA) in Berlin gut 1,9 Millionen Tickets verkauft worden, 62 Prozent weniger als im Jahr davor. Entsprechend sank auch der Umsatz der Spielstätten. Dieser ist laut FFA um 64,1 Prozent auf knapp 15,5 Millionen Euro gefallen. 2019 lag er noch bei mehr als 43,1 Millionen Euro.

Aus Sicht der Branche sind die extrem rückläufigen Gesamtzahlen keine Überraschung. „Dass 2020 für die Kinos dramatisch sein würde, hat sich schon beim ersten Corona-Lockdown Mitte März angekündigt“, heißt es in der Analyse. Deutschlandweit wurden 80,5 Millionen Tickets weniger verkauft als noch 2019. Auch die Tatsache, dass in allen Bundesländern die Eintrittspreise im Schnitt gesenkt wurden, konnte den Betreibern in der Summe nicht viel helfen. In Sachsen war der durchschnittliche Ticketpreis um 5,6 Prozent auf 7,91 Euro gesenkt worden.

Dresdner Filmfest 2021 auf Juli verschoben

Auch das diesjährige Dresdner Filmfest wird vor dem Hintergrund der Corona-Schutzverordnung verschoben, und zwar vom Frühjahr auf den Sommer. Die 33. Ausgabe soll nach Angaben vom Montag nun vom 13. bis 18. Juli stattfinden. Angesichts der Pandemieauswirkungen und der Verantwortung gegenüber Gästen und Mitarbeitern sei es „zu unsicher und riskant“, weiter mit April zu planen. Das Filmfest Dresden mit einem internationalen und nationalen Wettbewerb zählt mit Preisen im Gesamtwert von mehr als 67 000 Euro zu den am höchsten dotierten Kurzfilmfestivals in Europa. Wegen der Ausbreitung des damals noch neuartigen Coronavirus war es bereits 2020 verschoben worden und im September über die Bühne gegangen.

Bleibt weiterhin zu hoffen, dass das große Kinosterben ausbleibt und man es sich bald wieder im Samtsessel gemütlich machen kann, ob beim nächsten Blockbuster oder dem besonderen Programmkino-Film. (tv/dpa)

Zukunftsprogramm Kino

Alle Infos zum Förderprogramm auf der Seite der Filmförderungsanstalt:

www.ffa.de