Wie die Farbe ins Leben kam

Visionär am Werk – die Ausstellung „Andy Warhol Pop Art Identities“ erzählt auch die Geschichte unserer heutigen Gesellschaft.

Von Tom Vörös
Von Marilyn Monroe bis hin zur Mondlandung, zwischen Nähe und Distanz – Andy Warhol verewigte seine Zeit in einer einzigartigen Kunst.
Von Marilyn Monroe bis hin zur Mondlandung, zwischen Nähe und Distanz – Andy Warhol verewigte seine Zeit in einer einzigartigen Kunst. © COFO Entertainment / PR

Viele Künstler fragen sich zu allen Zeiten, warum es nicht klappen will, mit dem Berühmtwerden, obwohl sie quasi alles dafür tun. Aber den einen Weg dahin, den gibt es eben nicht. Es gibt keinerlei Anleitung, die dafür sorgt, dass man irgendwann vom Rampenlicht verfolgt wird. Einige berühmte Künstler wollen gar völlig unsichtbar bleiben. Anstatt sich überall zu präsentieren, ziehen sie sich zurück und verbergen ihre wahre Identität. Dadurch werden sie erst so richtig interessant, und jeder Betrachter ihrer Kunst grübelt darüber nach, wer wohl dieser Künstler sein möge. Der Street-Art Künstler Banksy ist so einer. Dadurch schützen Künstler ihr Privatleben, machen sich gleichzeitig interessant und lassen ihren Werken viele Deutungsmöglichkeiten. Der amerikanische Pop-Art-Künstler Andy Warhol ging allerdings einen anderen Weg.

Warhol auf Netflix

Andy Warhol (1928-1987) reichte es bei Weitem nicht, sich nur über seine Kunst zu definieren. Man könnte auch sagen: Warhol war einer der ersten Künstler, die die heute so weit verbreitete Selbstdarstellung erstmals auf die Spitze trieben. Sein Schlüssel zum Erfolg: Er wartete nicht darauf, dass ihn andere in den Himmel heben, sondern inszenierte sich gleich selber als Star. Heute geht das relativ leicht über die soziale Netzwerke. Andy Warhol nutzte dafür die Kanäle seiner Zeit – exzessive Partys zum Beispiel. Oder das Filmemachen. Oder die Nähe zu einer Musikgruppe namens Velvet Underground, die den Sound der späten 1960er-Jahre nachhaltig prägte. Und was bisher nur wenig bekannt ist: Warhol arbeitete auch als Model. Der Fotograf Christopher Makos (*1948) lichtete den Künstler im Laufe von zehn Jahren immer wieder ab, Aufnahmen, die Warhol für eine eigene Modelmappe nutzte. Die Bilder schlummerten Jahrzehnte in Makos‘ Archiv. Kürzlich wurden sie veröffentlicht. Dass sie ausgerechnet jetzt in einem Buch herauskamen, hat einen Grund: Regisseur Ryan Murphy drehte für den Streaming-anbieter Netflix die Miniserie „The Andy Warhol Diaries“. In der sechsteiligen Reihe geht es um das Attentat, dem Warhol 1968 beinahe zum Opfer fiel, und seinen persönlichen Umgang damit.

© COFO Entertainment / PR

Andy Warhol ist also ein wahres Chamäleon der Selbstdarstellung. In Dresden sind nun rund 130 Originalwerke zu sehen. Popstars von Marilyn Monroe bis Mickey Mouse brachte er in stilprägenden Siebdruckbildern auf die Leinwand. Auch vor Tomatensuppen-Dosen und Diktatoren seiner Epoche schreckte er nicht zurück. In sieben Abschnitten durchlebt man Warhols gesamte künstlerische Geschichte – ein lebendiges Porträt aus vier Jahrzehnten Amerikas, dessen Seele der Künstler auf einzigartige Art und Weise einzufangen vermochte. In der Schau in der Dresdner Zeitenströmung finden sich auch spannende Originalfilme, die einen umfassenden Einblick in das Leben und Wirken von Andy Warhol geben. Es sind Abbilder einer Kunstepoche im Aufbruch. Aus heutiger Sicht kann man also froh sein, dass sich Warhol nicht zu schade war, sich derartig selbst zu inszenieren.

Wir vergeben 2x2 Freikarten – per Mail über [email protected]

„Andy Warhol – Pop Art Identities“

noch bis 12. Juni, Zeitenströmung Dresden, Königsbrücker Str. 96;
Di, Mi, So 10-18 Uhr, Do, Fr, Sa & Fei 10–20 Uhr, Tickets:

www.warhol-exhibition.com