Im Rampenlicht

Die Augusto-Kolumne - diesmal zum Suchtverhalten von Udo Lindenberg.

Von Tom Vörös
Kolumnen-Autor Tom Vörös in Aktion.
Kolumnen-Autor Tom Vörös in Aktion. © DDV-Media

Lieber Udo Lindenberg,

Sie sagten kürzlich: Nicht auf der Bühne stehen zu können, das sei wie härtester Entzug. Eine ähnlich lange Zwangspause hätten Sie allenfalls zu Trinkerzeiten gehabt. Prost. Nun, wenn man nie zu denen gehört hat, die mal für längere Zeit von der geheimen Frucht des Live-Lebens gekostet haben, regelmäßig im Rampenlicht standen und Leute mit Kunst, Theater oder Musik beglücken durften, dann kann man sich Ihre Befindlichkeit nicht wirklich vorstellen. Entzug von einer Droge namens Publikum – das klingt ja auch nicht gerade wie eine Sache, die Sinn macht, die positiv besetzt ist. Und man darf sich durchaus mal fragen: Macht es für einen Menschen überhaupt Sinn, sich in so eine Art Abhängigkeit zu begeben? Sich emotional an die Kunst, an den vermeintlichen Ruhm, an den Zuspruch der Fans zu heften? Oft hört man ja vom Fallen in ein Loch, wenn der Auftritt vorbei ist – und vom Steigen in höchste Höhen, wenn das Rampenlicht wieder Wärme spendet.

Die Antwort dürfte klar sein: Für die Fans der Künstler kann diese Art von Sucht nur sinnvoll sein. Denn wenn mindestens einer oder eine dafür sorgt, dass wir Kultur genießen, dass wir gemeinsam Spaß haben können, gerade in diesem kulturkühlen Winter, dann können wir aktuell umso klarer spüren: Hier begeben sich andere für uns freiwillig in Suchtgefahr, auch wenn es bei Weitem nicht immer so aussieht. Und auch wenn Sie, lieber Herr Lindenberg, noch auf sich warten lassen, so erhalten jetzt andere Künstler endlich eine frische Dosis Zuspruch, damit auch wir wieder einmal etwas abbekommen, von einer Art Droge, die selbst bei stetiger Steigerung der Dosis gesundheitsfördernd wirkt.