Im Rampenlicht

Die Augusto-Kolumne - diesmal an alle Kulturpflanzen.

Von Tom Vörös
Kolumnen-Autor Tom Vörös in Aktion.
Kolumnen-Autor Tom Vörös in Aktion. © DDV-Media

Liebe Kulturpflanzen,

in den einst Jahr für Jahr gepflegten Kulturgärten Sachsens wächst es zurzeit recht unregelmäßig. Kleine Pflanzengruppen, wie zum Beispiel die heimische Sorte „Zwinger Trio“, gedeihen schon prächtig und sind in Pirna bereits vor ihrer Blütezeit verkauft worden. Andere, zum Teil noch ältere und internationale Sorten – Bluesmusik-Liebhaber kennen sie beispielsweise unter dem Namen „John Mayall“ – konnten aufgrund des seit zwei Jahren überharten Bodens gar nicht erst eingepflanzt werden. Vor allem beliebte Sorten aus Übersee haben es immer schwerer bei uns, denn auch der Spezialdünger der sonst so erfolgreich wachsenden Kultur-Gärtnereien ist in den letzten zwei Jahren äußerst knapp geworden. Und manchmal trifft es gar die kulturelle Fauna vor der Haustür – die Dresdner Bergfinken wollten diesen Sonntag eigentlich ihr 100-jähriges Bestehen in die Frühlingswelt hinauszwitschern, daraus wird nun nichts.

Nun ja, echte Kulturgartengenießer wundern und sehnen sich dann eben die kleinen, feinen Pflänzchen herbei, die, wie im Zeitraffer, Schritt für Schritt, nach oben tänzeln. So die lebensfrohe Sorte „Magic of the Dance“. Aber auch diese Blütezeit wurde verschoben.

Die Magie vergangener Kulturepochen muss also leider noch einen Moment warten. Wie lang noch ist ungewiss. Aber, bei aller Härte solcher Frühlingszeiten, so lässt sich doch ein kleiner Vorteil aus der unnachgiebigen Erde ziehen: Der diesjährige Frühjahrsputz könnte bei Kulturfreunden – hoffentlich zum letzten Mal – ein wenig gründlicher ausfallen.