Im Rampenlicht

Die Augusto-Kolumne - diesmal an den kauzigen Jethro Tull-Frontmann Ian Anderson.

Von Tom Vörös
Kolumnen-Autor Tom Vörös in Aktion.
Kolumnen-Autor Tom Vörös in Aktion. © DDV-Media

Lieber Ian Anderson,

ich schreibe Ihnen heute, weil ich lange schon nicht mehr so verblüfft war, wenn es um ein Künstlerleben geht. Denn in einem bemerkenswerten Interview sagten Sie Dinge, die viele kaum für möglich halten. Da wäre zum Beispiel Ihre Antwort auf die Frage, ob Sie in den Glanzzeiten der Rockmusik auch mal mit anderen Berühmtheiten wie den Stones herumgehangen hätten. Ihre so kurze wie trockene Antwort lautete in etwa: Nein. Sie waren auch mal Teil einer Allstar-Band, nur um schnell zu merken: Hier muss man ja mit anderen Musikern Konversation betreiben. Das gefiel Ihnen nicht und so stiegen Sie kurzerhand wieder aus. Das Tüpfelchen auf dem i war allerdings Ihre Anekdote vom ersten großen Erfolg in einer berühmten Konzerthalle. Anstatt hinterher mit Musikern, Freunden und Fans zu feiern, schlichen Sie sich durch den Hintereingang hinaus, nahmen die nächste Bahn und liefen auf dem Weg zum Hotel-Einzelzimmer alleine durch die Stadt. Selbst zum Essen auf Konzerttournee treffen Sie sich am liebsten mit sich selbst, in einem möglichst schlecht bewerteten Restaurant. Und seit Corona treffen Sie nicht einmal mehr Ihre Freunde.

Also, lieber Mr. Anderson, ich muss zugeben, damit toppen Sie alles, was ich mir unter einem Rockstar-Leben bislang – nicht – vorgestellt habe. Und ich danke Ihnen für diese Offenheit. Hoffentlich kommen Sie zum Konzert in Dresden durch den Vordereingang, auf die Bühne.

Ian Anderson presents Jethro Tull, 28.7., 19.30 Uhr, Junge Garde, Dresden