Im Rampenlicht
Die Augusto-Kolumne - diesmal zur weihnachtlichen Ohrwurm-Attacke.
Liebe Mariah Carey,
alle Jahre wieder, da säuseln Sie vorfreudig in unser aller Ohr, da rodeln Sie vergnügt mit dem Schlitten und seifen uns gehörig ein – mit Schnee und Ihrem Welthit „All I Want For Christmas“. Doch nun kündigt sich eine neue Harmonielawine an, auf unsere wehrlose Weltweihnachtsgemeinschaft zuzurollen. Mit „Fall In Love At Christmas“ bescheren Sie uns einen neuen Song, der zwar einen anderen Namen trägt, aber im Prinzip dieselbe Liebesbotschaft enthält. Und ich frage mich: Gefährden Sie damit nicht vielleicht Ihren eigenen, in drei Jahrzehnten hart erkämpften Chart-Thron? Denn seit 2019 verdrängen Sie, liebe Frau Carey, die andere weltgrößte „Weihnachts-Sirene“, George Michael, von Platz eins diverser Charts. Natürlich werden wir "Last Christmas" auch weiterhin hören dürfen.
Wir stöhnen zwar alle Jahre wieder über die immer gleichen Ohrwürmer aus dem Radio. Doch irgendwie beschneit mich jetzt schon das Gefühl, dass ein Teil von uns sich zumindest den Bruchteil einer Sekunde wieder darüber freuen kann.
Vielleicht auch nur heimlich, über die vertrauten Melodien, die man dann, noch viel, viel heimliger, mitsummt. Wer allerdings versucht, „Last Christmas“ & Co. zu teilen, im Internet oder real, wird oft sanft aus dem schönen Refrain gerissen und auf den eigenen, miesen Musikgeschmack hingewiesen, zuweilen gar beleidigt. Zudem munkelt man, dass aktuell wieder Warnschilder an den Jukeboxen der Bars und Gasthäuser aufgestellt werden: Bitte nicht vor dem 1. Dezember spielen! Und auch im Dezember doch bitteschön maximal einmal pro Tag.
Nun, liebe Mariah Carey, wenn in den nächsten Wochen die Zahl der Weihnachtseinkäufe durch die Decke geht, dann könnte Ihr altes Lied von der Liebe vielleicht ein wenig dabei helfen, auf dem Boden zu bleiben, den eigenen Konsum zu überdenken und die Paketfahrer ein wenig zu schonen – und sich mit dem Wesentlichen zu beschenken. Frohe Vorweihnachten!