Im Rampenlicht

Die Augusto-Kolumne - diesmal an den singenden Weltverbesserer Bono von U2.

Von Tom Vörös
Kolumnen-Autor Tom Vörös in Aktion.
Kolumnen-Autor Tom Vörös in Aktion. © DDV-Media

Lieber Bono,

mit Verlaub, in den letzten Jahrzehnten stieß Ihr politischer Übereifer – vor allem in eher politikverdrossenen Kulturlandschaften – nicht immer auf fruchtbaren Boden. Berühmte Musiker, die sich nicht nur im Rampenlicht sonnen, sondern auch als Weltverbesserer ernst genommen werden wollen, sind und bleiben umstritten. Aber auch weil Sie, lieber Bono, schon so lange in der politischen Missionarsstellung verharren, hat man sich irgendwann daran gewöhnen müssen, Sie als verlässliches, mobiles Rednerpult zu betrachten.

An Ihrem kürzlichen Mini-Auftritt in der U-Bahn von Kiew kann man aber auch beobachten, dass es Zeiten gibt, in denen Sie erfolgreich am Gleisbett der Geschichte singen, die derzeit allgemeingültige politische Schiene bedienen, mit Liedern wie „Sunday Bloody Sunday“, „With Or Without You“ oder gar Ben E. King's „Stand By Me“. Es bleibt natürlich trotzdem und wie immer nicht ohne Penetranz, einen selbst ernannten Ritter der Rechtschaffenheit beim inbrünstigen Vortrag selbst geschriebener Hymnen zu erleben.

Trotzdem scheint Ihr Vorstoß ins Zentrum des Weltgeschehens und zumindest in eine potenzielle Gefahrenzone durchaus mutig und entfaltet eine gewisse Wirkung. Einige dürften gar beeindruckt sein. Und wer weiß, vielleicht trägt Ihre spontane Abenteuer-Pauschalreise in jenseitige Gefilde auch ein wenig dazu bei, dass das immergrüne Gras auf Ihrer irischen Heimatinsel demnächst grenzenloser aufwachsen kann.