Im Rampenlicht

Die Augusto-Kolumne - diesmal zum Lebensgefühl der 90er-Jahre, mit drei Konzerten in Dresden.

Von Tom Vörös
Kolumnen-Autor Tom Vörös in Aktion.
Kolumnen-Autor Tom Vörös in Aktion. © DDV-Media

Liebe 90er-Jahre,

wie unbeschwert damals doch alles war. Die meisten von uns konnten sich in den 90ern kaum retten vor der nächsten Feier, vor dem nächsten Konzert mit neuer Musik, vor dem nächsten Partyrausch. Ob nun alle im Schlager vereint „Verdammt, ich lieb Dich“ mitsangen, exzessiv bei der Berliner Loveparade tanzten oder, vorwiegend heimlich, die Musik der Kelly Family hörten. Alles war plötzlich so kunterbunt, so vieles schien in gemeinsamen Erlebnissen möglich und wir hatten uns, in gewissen Momenten, alle lieb.
Liebe 90er-Jahre, was ist nur aus Dir geworden? Wo sind all die Großraumdiskos, wo sind all die Raver, die Techno-Hörer hin? Die große Party ist längst vorbei, die Tische sind abgeräumt, der Müll beseitigt. Das durch Musik gestärkte Gemeinschaftsgefühl hat sich in viele Winde verstreut. Jedenfalls ist heute nicht mehr allzu viel zu spüren von der damaligen Feierlaune in großen Gruppen, natürlich auch wegen der Pandemie. Aber angefangen hat das alles ja schon viel früher.
Und trotzdem, man kann sich sicher sein, dass die meisten 90er-Musikhörer ein besonderes Potenzial zur Gemeinschaftsfeierei in sich tragen. Anders ist es wohl kaum zu erklären, dass immer noch so viele für einen Abend ins letzte Jahrtausend reisen und sich erinnern wollen.
Gleich dreimal geht es am Wochenende in Dresden zurück in eine andere Welt, mit anderer Zukunftsmusik, angereichert mit zeitgemäßen Klängen. Doch im Kern erlebt man ein nostalgisches Lebensgefühl, das sich im Rückblick irgendwie harmonischer anfühlt – mit Schlager, Techno oder irischer Popmusik. Den Realitäts-Check kann man zwischendurch beim Dresdner Stadt- oder Radebeuler Weinfest absolvieren.

Konzertreise in die 1990er-Jahre:

1.10., Junge Garde: Matthias Reim & Band
2.10., Altes Pumpenhaus: Westbam (ausverkauft)
3.10., Alter Schlachthof: Patricia Kelly