Im Rampenlicht
Die Augusto-Kolumne - diesmal an Tom Gerhardt, den Großmeister der Blödelei.
Lieber Tom Gerhardt,
oder: lieber Hausmeister Krause, oder: lieber Blödi der Nation. Was haben wir uns schlapp gelacht – in Momenten, die für die meisten schier unerträglich waren, in denen uns die Nächsten für verrückt hielten, für ziemlich balla-balla, für grob umnachtet, kurz: für zurückgeblieben.
Und klar, im Nachhinein betrachtet lassen vor allem sogenannte Filme wie „Voll Normaaal“ (1994) tatsächlich zweifeln am eigenen Humorvermögen. Dazu kommt, dass die holde Weiblichkeit solch derb-vulgären Späßen von Natur aus eher abgeneigt ist. Was in der Jugend dazu führte, dass sich kleine Männergruppen in geheimen Zeitfenstern zum heimlichen Heimkino-Verblödungsabend trafen. Früher ahnte man es nur, heute liegt der Effekt glasklar vor Augen: Am nächsten Schultag trat man – auf wundersame Art und Weise geistig gereinigt – zum Unterricht an, konnte plötzlich wieder klar und sogar logisch denken. In der Welt der Ernsthaftigkeiten bewegte man sich gefühlt so leichtfüßig wie nie zuvor.
Lieber Tom Gerhardt, heute kann ich mich ohne Scham verneigen, vor Ihrem Mut zur derben Blödelei, zur gelebten Niveaulosigkeit, zur professionellen Entwürdigung. Und ich bin fähig zuzugeben, dass wir Sie damals bitter nötig hatten, andere werden mir heimlich beipflichten. Aber, etwas erleichtert war ich dann doch, als ich Sie im Interview sah und feststellte, der ist ja wirklich: Voll normaaal. Fröhliche Ostern!
Hausmeister Krause mit Tom Gerhardt, Premiere am 14.4., 19.30 Uhr in der Comödie Dresden