Im Rampenlicht

Die Augusto-Kolumne - diesmal zur Systemrelevanz des Kinos.

Von Tom Vörös
Kolumnen-Autor Tom Vörös in Aktion.
Kolumnen-Autor Tom Vörös in Aktion. © DDV-Media

Liebe Cineasten,

zurzeit fühlt sich das Kinoleben an wie ein ewiger Abspann. Nur eben nicht im roten Samtsessel, sondern auf der Couch. Wann endlich darf man den nächsten Blockbuster auf einer Leinwand genießen, die so groß ist, dass man den Kopf ständig nach links oder rechts drehen muss, um das effektvolle Geschehen zu überblicken? Okay, es gibt gute Soundanlagen für zu Hause, leere große Zimmerwände und mobile Leinwände. Es gibt Popcornmaschinen, Limo und knabbernde, brabbelnde Gäste. Das alles kann witzig sein und Unabhängigkeit vorgaukeln. Aber selbst Besitzer eines heimischen Privatkinos müssen in besonders stillen Momenten zugeben, dass irgendetwas fehlt. Vielleicht ein nervender Nachbar, der redet oder raschelt oder andauernd hustet. Gut, letzteres vielleicht nicht. Aber das fehlende Gefühl, etwas Neues mit Leuten außerhalb des Bekanntenkreises zu teilen, das nagt am überzeugten Kinogänger. Auch meine Wenigkeit hegte lange den frommen Wunsch, ein eigenes Privatkino zu eröffnen. Und ärgerte sich über einen ignoranten Weihnachtsmann, der mich weiter in eine abgeflachte Röhre oder auf eine kleinere Leinwand gucken ließ. Doch nun ist mein Herzenswunsch gestrichen. Ich muss dieser Tage einsehen: Wir leben gerade ein Leben wie im Film. Doch Filme über das Leben wirken nur im Kino richtig echt.