Besuch bei... Zora Schwarz vom Travestie-Theater Carte Blanche in Dresden

Kultur im zweiten Lockdown – wie geht´s weiter? Augusto fragt Veranstalter und Künstler, wie sie mit der neuen Lage umgehen.

Zora Schwarz in einer Show im Carte Blanche.
Zora Schwarz in einer Show im Carte Blanche. © Travestietheater Carte Blanche Dresden

Alles auf Anfang, Kulturstätten zu, Veranstaltungen abgesagt, Stille auf den Bühnen und in den Sälen. Alles auf Anfang? Mitnichten. Die Lage ist eine andere als im März und April. Damals herrschte zumindest anfangs weitgehende Einigkeit unter Veranstaltern und Künstlern, dass das Opfer ein notwendiges ist. Das ist in diesem tristesten November aller Zeiten nicht mehr so. Augusto hat vor acht Monaten Gespräche mit 35 Veranstaltern und Künstlern geführt. Wir knüpfen daran an und fragen erneut nach dem Umgang mit dem Stillstand im Kulturbetrieb – und natürlich nach der Zukunft. Am 17. November 2020: Zora Schwarz, Theaterchefin des Travestie Revué Carte Blanche in der Dresdner Neustadt.

Bunt und fröhlich wird es auf der Bühne im Carte Blanche.
Bunt und fröhlich wird es auf der Bühne im Carte Blanche. © Travestietheater Carte Blanche Dresden

Ist alles wie beim ersten Lockdown im Frühjahr?
Nein es ist noch schlimmer, da der Dezember und November unser Hauptgeschäft ist. Auch ganz vielen Selbstständigen und Aushilfen können wir dieses Jahr keine Arbeit geben. Ich mache mir auch um die Sorgen.

Wie schwer fällt es, die Schließung zu akzeptieren?
Sehr schwer – da man nicht weiß wo die Reise hingeht. Das alles macht einem langsam Angst.

Hilft Ihnen die versprochene Überweisung von 75 Prozent des Umsatzes vom November 2019?
Ja ich hoffe die Politik hält ihr Wort und die Unterstützung geht auch über den November hinaus. Es hängen ganz viele Arbeitsplätze davon ab.

Machen Sie ein Online-Angebot?
Nein. Man muss uns live sehen. Wir leben von der Nähe des Publikums. Unsere Gäste möchten uns live sehen und riechen.

Werden die Vorstellungen aus dem November nachgeholt?
Ja selbstverständlich. Zum Glück haben wir ein dankbares Publikum. Die meisten wollen ihr Geld nicht zurückhaben und besuchen uns, sobald wir wieder spielen dürfen.

Was macht Ihnen jetzt Hoffnung?
Die versprochene Hilfe und dass alles bald vorbei ist.

Wenn im Dezember wieder gespielt werden darf - worauf kann sich das Publikum freuen?
Auf unvergessliche Momente. Wir sind gerade am Proben und am Werkeln. Kostüme werden fertig gestellt in verschiedenen Ateliers zum Beispiel in Dresden, Berlin und sogar in Bangkok. Bei uns wird es bunt und fröhlich. Ich verspreche jedem Gast, der zu uns kommt, dass er bei unserer Show den grauen Alltag vergisst.

Was wünschen Sie sich von 2021?
An erster Stelle Gesundheit. Dass die Menschen gesund bleiben und wieder lachen. Ich lebe nach dem Motto: Erwache und lache! Ich genieße trotzdem jeden Tag. Für mich ist das Leben wie ein Urlaub, nur das man nicht weiß, wann man wieder abreist.  

Gespräch: Frank Treue

Alle aktuellen Interviews dieser Reihe finden Sie hier:

Besuch bei...Veranstaltern und Künstlern im zweiten Lockdown

Vor acht Monaten im ersten Lockdown sprachen wir schon einmal mit Zora Schwarz. Hier das damalige Interview:

Anruf bei... Zora schwarz am 30. März 2020

Damals sprachen wir mit noch vielen weiteren Veranstaltern und Künstlern. Hier die komplette Reihe:

Anruf bei Veranstaltern, Künstlern und Gastronomen in der Corona-Krise