Besuch bei... Martin Vejmelka von der Konzertagentur Landstreicher

Kultur im zweiten Lockdown – wie geht´s weiter? Augusto fragt Veranstalter und Künstler, wie sie mit der neuen Lage umgehen.

Von Tom Vörös
Martin Vejmelka ist Geschäftsführer der  Konzertagentur Landstreicher in Dresden.
Martin Vejmelka ist Geschäftsführer der Konzertagentur Landstreicher in Dresden. © Benjamin Diedering / PR

Alles auf Anfang, Kulturstätten zu, Veranstaltungen abgesagt, Stille auf den Bühnen und in den Sälen. Alles auf Anfang? Mitnichten. Die Lage ist eine andere als im März und April. Damals herrschte zumindest anfangs weitgehende Einigkeit unter Veranstaltern und Künstlern, dass das Opfer ein notwendiges ist. Das ist in diesem tristesten November aller Zeiten nicht mehr so. Augusto hat vor acht Monaten Gespräche mit 35 Veranstaltern und Künstlern geführt. Wir knüpfen daran an und fragen erneut nach dem Umgang mit dem Stillstand im Kulturbetrieb – und natürlich nach der Zukunft. Anfang Dezember 2020: Martin Vejmelka von der Konzertagentur Landstreicher.

Wie gut oder schlecht kommen Sie persönlich mit der Kontaktbeschränkung klar?
Aktuell noch ganz gut. Aber dauerhaft ist es schon hart, wenn das sowieso sehr reduzierte Sozialleben außerhalb der Arbeit & Familie quasi auf Null gefahren wird. Die komplette Schließung der Gastronomie schmerzt schon auch.
 
Finden Sie die Maßnahmen gerechtfertigt?  
Schwer zu beurteilen als Virologie-Laie. Dass all die erstellten Hygiene-Konzepte und entsprechenden Schutz-Maßnahmen von einem auf den anderen Tag nichts mehr wert waren, hat aber sicherlich viele verwundert, inklusive mir.
 
Gibt es Corona-Fälle in Ihrem näheren Umfeld?
Ja, im erweiterten Bekanntenkreis gibt’s schon ein paar Infektionen. Erfreulicherweise bisher bei allen mit unkritischen Verläufen.
 
Wie haben Sie mit Ihrem Team die frei gewordene Zeit genutzt?
Wir haben viele Sachen aufgearbeitet, die im hektischen Alltag sonst oft auf der Strecke bleiben. Außerdem arbeiten wir auch an Ideen, wie wir unser Geschäftsmodell zukünftig etwas diversifizieren können. Außerdem bin ich gerade deutlich öfter zu Hause als sonst üblich, was meine Frau und die Kinder nicht so verkehrt finden.
 
Gibt es Unterstützung eurer Fans und der Club- und Konzertgänger? In welcher Form?
Wir haben bisher trotz unserer sehr kundenfreundlichen und unkomplizierten Stornierungsregelungen nur sehr geringe Ticketrückgaben bei unseren Konzerten zu verzeichnen. Das hilft uns, den Clubs und den KünstlerInnen natürlich sehr, vor allem dann, wenn es endlich wieder losgeht.
 
Glauben Sie durch den Impfstoff an ein Sommermärchen 2021?
Hoffen ja, glauben nein.
 
Was macht Ihnen Hoffnung im Moment? 
Dass wir immer noch einen sehr positiven, unternehmungslustigen und optimistischen Vibe bei uns im Team haben und ich merke, dass wir alle weiter dafür brennen, was wir eigentlich tagtäglich so machen.
 
Wie verbringen Sie Ihr Weihnachtsfest?
Ganz klassisch zu Hause mit der Familie.
 
Wie gehen Sie kreativ mit der Pandemie um – inszenieren oder ignorieren? Gibt es konkreten Output dazu?
Unsere Picknick Konzerte in der Dresdner Rinne / Messe wurden aus der Not der Corona-Beschränkungen geboren. Die Konzerte haben vielen Menschen den Sommer ein bisschen gerettet und wunderschöne Erlebnisse der Dankbarkeit gestiftet. Bei diesen Shows haben sowohl die Bands, Gäste, Dienstleister und natürlich auch wir sehr deutlich gespürt wie wichtig jedem diese Live-Erlebnisse sind, und wie sehr das alles fehlt, wenn es nicht erlaubt ist.
 
Mit welchen Überraschungen dürfen Fans in der nächsten Zeit noch rechnen?
Wir werden in diesem Jahr noch ein paar Shows für 2021 ankündigen, die dann auch Pandemie-gerecht durchgeführt werden können. Ansonsten sind aktuell glaube ich eher unsere politischen Würdenträger für Überraschungen zuständig.
 
Was erhoffen Sie sich von 2021?
Dass wir so schnell wie möglich wieder zu einer Normalität (in der Veranstaltungsbranche) zurückkehren können. Anderthalb Jahre oder länger quasi off zu sein ist schon extrem zehrend für alle Beteiligten.
 
Haben Sie schon Pläne für den Corona-Winter?
Mit meinen Jungs im Schnee spielen. 

Gespräch: Tom Vörös

www.landstreicher-konzerte.de

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Anruf bei Veranstaltern, Künstlern und Gastronomen in der Corona-Krise